Die Stuttgarter Straßenbahnen haben nach langer Suche einen Lieferanten für neue Fahrscheinautomaten gefunden. Der Preis bleibt ein Geheimnis. Die bisherigen Modelle verzücken vor allem Techniknostalgiker.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die 450 Fahrscheinautomaten an den Haltestellen im Netz der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) sind in die Jahre gekommen. Ihr Austausch beginnt aber nicht vor dem Jahr 2020. Immerhin hat das städtische Nahverkehrsunternehmen nun einen Lieferanten aufgetan, der die automatischen Verkaufstellen baut. Dem war ein langer Suchlauf vorausgegangen.

 

Der Verkaufsvorgang an den orangefarbenen Geräten ist etwas für Techniknostalgiker. Wer genau hinhört, kann beim Ticketziehen die Geräusche eines Nadeldruckers hören, der im Inneren des Apparates seinen Dienst tut. Welche technischen Neuerungen die nächste Automatengeneration bereit hält, lassen die SSB auf Nachfrage ebenso offen, wie sie sich zum Kaufpreis ausschweigen. In einem europaweiten Suchlauf haben sich vier Unternehmen interessiert gezeigt, die 390 Automaten nach Stuttgart zu liefern . Die Nase vorn hatte am Schluss eine Firma aus Mönchengladbach.

Der Austausch soll ein Jahr dauern

„Wir rechnen zur Zeit damit, dass die ersten Automaten Anfang 2020 aufgestellt werden, und dass es rund ein Jahr dauern wird, die Automaten auszutauschen“, erklärt SSB-Sprecherin Birte Schaper den weiteren Zeitplan. Im September 2017 hatte das Nahverkehrsunternehmen mit der Suche nach einem Lieferanten begonnen. Damals hoffte man noch, das Verfahren bis Mitte 2018 abgeschlossen zu haben. Daraus wurde nichts, stattdessen ging alles wieder zurück auf Los. „Die Ausschreibung der Fahrausweisautomaten haben wir aufgrund vergaberechtlicher Erwägungen aufgehoben und denselben Beschaffungsgegenstand mit überarbeiteten Vergabeunterlagen neu ausgeschrieben“, erklärte Schaper im Herbst 2018.

Bedeutung der Online-Tickets wächst

Das Alter des Automatenparks ist heterogen. Der überwiegende Teil stammt aus dem Jahr 1995, die jüngeren Automaten sind 2001 aufgestellt worden. Ihre Bedeutung für den Ticketvertrieb ist rückläufig. Im Geschäftsbericht der SSB für das Jahr 2017 – ein aktuellerer ist noch nicht verfügbar – heißt es: „Mit einem Online-Anteil von zuletzt über 30 Prozent im Gelegenheitsverkehr weist der Ticketverkauf über die SSB- und VVS-App weiterhin hohe Steigerungsraten auf.“ Noch aber reagiert die Öffentlichkeit mit Protesten, wenn die Verkaufsinfrastruktur ausgedünnt wird. Das mussten die SSB zuletzt im Dezember 2018 erleben, als Lokalpolitiker aus dem Bezirk Nord vereint dagegen vorgingen, dass an der Haltestelle Pragfriedhof, die vormals Eckartshaldenweg hieß, die Zahl der Automaten halbiert wurde. Trotzdem hält man bei dem Nahverkehrsunternehmen die Ticketautomaten mittelfristig für ein Auslaufmodell. Daran ändere auch die nun getätigte Neuanschaffung nichts. Im StZ-Interview sagte SSB-Chef Thomas Moser im Januar dieses Jahres. „Das wird sicherlich die letzte Generation von Ticketautomaten sein. Legt man das Alter der heutigen Geräte zugrunde, werden wir uns wohl gegen 2040 davon verabschieden.“