Eigentlich sollte es bei einer Tagung des Verkehrsministeriums um Mobilitätsprojekte der Zukunft in der Region gehen. Bei einer Podiumsdiskussion kamen aber Verkehrsminister Winfried Hermann und OB Fritz Kuhn nicht am Thema Feinstaub vorbei.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Kaum jemand, der in diesen Tagen über Mobilität in dieser Stadt spricht, kommt am Thema Feinstaub vorbei. So ging es auch Landesverkehrsminister Winfried Hermann, OB Fritz Kuhn (beide Grüne) und Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU), die bei der Tagung „Nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart“ auf dem Podium saßen. Den Blick von außen brachten in die von StZ-Redakteur Thomas Durchdenwald moderierte Runde der Freiburger Baubürgermeister Martin Haag sowie Tilman Bracher vom Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin, Mitbegründer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sowie des Verkehrsclub Deutschland (VCD).

 

Kuhn will ÖPNV-Kompetenz der Bevölkerung steigern

„Es war gut, dass wir den Alarm ausgelöst haben“, sagte Kuhn im Blick auf den Appell, das Auto wegen der dicken Luft in der Stadt stehen zu lassen. Die vergünstigten Tickets für den Öffentlichen Nahverkehr, die es während der Alarmtage gab, möchte Kuhn künftig besser vermarkten. „Das war noch zu kompliziert.“ Der Aufschrei, den es gegeben habe, sei nur ein Vorgeschmack auf die Proteste, die ein Fahrverbot nach sich zöge, sagte er. Er beschäftige sich nicht mit jenen, „die nur maulen, weil sie Auto fahren möchten, sondern mit denen, die Gründe vorbringen, warum ein Umstieg auf den Nahverkehr schwierig ist.“ Es gelte, die „ÖPNV-Kompetenz in der Bevölkerung zu erhöhen“. Der OB hat dabei all jene im Blick, „die seit der Schule nicht mehr mit dem Nahverkehr gefahren sind und nicht wissen, wie gut der ist“.

Das war das Stichwort für Winfried Hermann. Der Minister warnte davor, Bus und Bahn schlechter zu reden, als sie seien. Er setzt darauf, den Nahverkehr benutzerfreundlicher zu machen. Dazu sollen auch die bei der Tagung im Hospitalhof vorgestellten Projekte beitragen. Investitionen in intelligentere Informationssysteme gebe er den Vorzug vor Ausgaben für Beton. „Nicht nur die Treppe verhindert die Barrierefreiheit, die wir brauchen, sondern auch unverständliche Systeme, Tarifgebilde und Fahrpläne“, sagte Hermann.

In Zeiten des E-Bikes zählen alte Ausreden nicht mehr

Regionalpräsident Bopp, angesprochen auf seine Vision von der Mobilität in zehn Jahren, will das Auto nicht in Vergessenheit geraten lassen. „Die Menschen werden künftig eine größere Zahl an Verkehrsmitteln benutzen“, sagte er. „Dazu gehört auch, dass wir mehr Autoverkehr bekommen“. Er plädierte dafür, „in die Infrastruktur aller Verkehrsträger zu investieren“. Dazu könnten auch Radwege zählen. Haag und Bracher erinnerten wiederholt an die geringe Radlerquote im Stuttgarter Verkehrsmix. OB Kuhn verwies auf die im jüngsten Etat gestiegenen Mittel für den Radwegausbau. „Mit den E-Bikes zieht die Ausrede nicht mehr, es sei hier zu steil zum Radeln.“