Der langjährige Partner Adidas ist als Ausrüster der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nicht mehr gesetzt. Bis 2018 läuft noch der Vertrag, danach könnte Nike ins Spiel kommen.

Frankfurt - Mit der Transparenz ist das so eine Sache. Seitdem der designierte DFB-Präsident Reinhard Grindel in einem Frankfurter Flughafenhotel vor zwei Wochen nebenbei mitgeteilt hat, dass an diesem Freitag der Kampf der Sportartikel-Giganten Adidas und Nike in der Verbandszentrale ganz offiziell in die erste Runde geht, sind Firmensprecher und Verbandsvertreter bemüht, den Ball flach zu halten. Keinesfalls kämen bei den Präsentationen Zahlen auf den Tisch, und mitnichten würden die Präsidiumsvertreter darüber abstimmen, wer ab 2018 den Zuschlag erhält, den vierfachen Weltmeister ausrüsten zu dürfen.

 

Bisher zahlt der heimische Partner Adidas 25 Millionen Euro jährlich, während England (33) und Frankreich (45) bei Nike deutlich besser gestellt sind. Und ausgerechnet Adidas garantiert dem englischen Rekordmeister Manchester United die Fabelsumme von einer Milliarde Euro für zehn Jahre – macht 100 Millionen pro Jahr. Mindestens die Hälfte davon sollte auch das Weltmeisterland mit seinen vielen Nationalmannschaften wert sein, heißt es in verbandsinternen Hochrechnungen. Wer aber bietet mit? Ein Anbieter wie Puma kann die geforderten Summen kaum abrufen, ob ein Emporkömmling wie Under Armour sie aufbringt, erscheint ungewiss.

Belastete Beziehung zwischen DFB und Adidas

„Wir brauchen einen offenen Wettbewerb auf allen Ebenen“, betont Schatzmeister Grindel, der das Tauziehen ums teure Textil als Beleg ins Feld geführt hat, künftig offener mit den Geschäftsgeflechten in seinem Hause umzugehen. Wohl aus gutem Grund. Gerade die aus einem fast halben Jahrhundert Zusammenarbeit erwachsene Bande zwischen dem DFB und den drei Streifen steht ja in keinem guten Licht, seitdem der Freshfields-Report im Detail darlegt, wie der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus in die Zahlungsströme im WM-Skandal 2006 mit dem Organisationskomitee verwickelt war, in dem lauter hochrangige DFB-Vertreter saßen.

Es war der finale Beleg, dass die Beziehungen mit dem im fränkischen Herzogenaurach beheimateten Unternehmen dringend einer Durchleuchtung bedürften. Denn hatte nicht auch der letzte Adidas-Deal ein Geschmäckle? Kaum hatte nach einer DFB-Präsidiumssitzung im August 2007 der alte Partner wieder den Zuschlag erhalten, formulierte der Liga-Präsident Reinhard Rauball, heute zugleich DFB-Interimspräsident, unverhohlene Bedenken, den von einem Schiedsgericht unterbreiteten Vergleichsvorschlag abzulehnen: „Sowohl in Bezug auf die Laufzeit als auch auf Vertragsinhalte bestehen erhebliche Bedenken.“ Hauptvorwurf: Der DFB, dem von Nike stolze 500 Millionen Euro geboten worden waren, habe sich deutlich unter Preis verkauft. Adidas konnte sich indirekt darauf berufen, der Vertrag sei vorab längst verlängert worden.

Nike fordert fairen Wettbewerb

In der Deutschland-Zentrale von Nike, beinahe nur einen Steinwurf von der DFB-Zentrale in der Otto-Fleck-Schneise gelegen, sind die Verantwortlichen bis heute verärgert über das undurchsichtige Geschacher. Und so ist gar nicht einmal sicher, ob Nike nun wirklich als Vehikel dient, den Preis hochzutreiben. Neben England und Frankreich tragen auch die Nationalteams von Brasilien, Portugal oder Niederlande die Bekleidung mit dem Swoosh – Deutschland noch zu dieser Liste dazuzugewinnen wäre fein, aber nicht existenziell. Wie sehr indes dem DFB an konkurrierenden Anbietern gelegen ist, zeigt eine Dienstreise der Marketingabteilung um Direktor Denni Strich, die jüngst an den Nike-Firmensitz nach Beaverton im US-Bundesstaat Oregon führte.

Der amerikanische Umsatzriese (30,5 Milliarden Euro 2015) wird nur in den Poker einsteigen, wenn definitiv das inhaltlich und finanziell beste Angebot gewinnt. Von einer „ehrlichen Chance“ hatte der zurückgetretene DFB-Chef Wolfgang Niersbach gesprochen. Ob es zum Angebot kommt, werde erst noch entschieden, heißt es bei Nike. Adidas ( 16,9 Milliarden Umsatz) lässt über Firmensprecher Oliver Brüggen verlauten, dass „wir die jahrzehntelange und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem DFB fortsetzen wollen“. Das Unternehmen sei ein verlässlicher Partner „in guten und schlechten Zeiten“, wie Adidas-Boss Herbert Hainer beteuert. Die Zeichen für Vereine und Verbände stehen günstig, wo doch weiterhin florierende Geschäfte mit knallbunten Schuhen und atmungsaktiven Trikots gemacht werden.

Während Adidas den DFB-Vertretern in erster Linie wohl altbewährte Konzepte vorlegt und sich bereits Gedanken zur Einbindung innerhalb der neuen DFB-Akademie macht, wird Nike einen Ideenaustausch anregen, der ganze neue Tätigkeitsfelder beinhaltet. Davon wird aber vorerst eher wenig nach draußen dringen – Transparenz hat eben Grenzen.