Die Diakonie der Brüdergemeinde öffnet beim Schulbauernhof in Korntal-Münchingen einen Tier- und Naturkindergarten. Und in Hemmingen läuft der Neuling nun richtig gut.

Natur- und Waldkindergärten schießen wie Pilze aus dem Boden, zumal sie bei Eltern sehr beliebt sind. Auch der Blick ins Strohgäu zeigt: Einrichtungen, in denen die Kinder fast nur an der frischen Luft sind, gibt es seit Jahrzehnten, sind neu entstanden oder geplant. Korntal-Münchingens Stadtteil Münchingen hat seit 18 Jahren den Naturkindergarten mit Tieren, den Sonnenwirbel – und wohl im April öffnet ein Pendant im Stadtteil Korntal: Die „Kleine Arche“ beim Schulbauernhof, auch getragen von der Diakonie der Brüdergemeinde.

 

Es ist ein Naturkindergarten mit Tieren für 20 Kinder von drei bis sechs Jahren. Angesichts fehlender Betreuungsplätze und der mühsamen Suche nach pädagogischen Fachkräften ist die Freude groß bei der Stadt über das Angebot der Diakonie. Stadtverwaltung und Gemeinderat wünschen sich schon länger einen Natur- oder Waldkindergarten. Nun kommt einer, obendrein mit dem laut der Stadtverwaltung „Alleinstellungsmerkmal Naturkita in Kombination mit Tieren und dem Schulbauernhof“.

Grünen befürchten Sogwirkung

Ganz glücklich waren alle Gemeinderäte aber trotzdem nicht, und zwar mit Blick auf den Vertragsentwurf zum Betrieb der Einrichtung. Lore Piette (Grüne) hoffte, zwei Forderungen der Diakonie zu streichen: Erstens, dass der Kindergarten drei statt der sonst üblichen 2,5 Stellen bekommt. Für die halbe Stelle könne man doch Springer einsetzen, schlug Lore Piette vor.

Der Kommunalverband für Jugend und Soziales des Landes empfehle Natur-und Waldkindergärten aus Sicherheitsgründen eine dritte Betreuungskraft, begründete Catharina Vögele, die Fachbereichsleiterin für Familie, Bildung und Soziales der Stadt. Was der Gemeinderat denn auch mehrheitlich abnickte und damit Lore Piettes Änderungsantrag ablehnte.

Dagegen erhielt die Grünen-Rätin Rückendeckung für ihren Vorschlag, die Forderung der Diakonie abzulehnen, wonach sie ehrenamtliche Leistungen bei Grünpflege und Tierversorgung anrechnen lassen kann. Gedeckelt auf 500 Stunden wären das pro Jahr 3750 Euro. Jutta Arndt, die Geschäftsführerin der Diakonie, hatte erläutert, dass die Betriebskosten steigen würden, wenn man Unternehmen statt zum Beispiel Eltern einsetzt. Lore Piette erklärte ihren Antrag damit, dass sie eine Sogwirkung befürchte, also, dass andere Einrichtungen dann Ähnliches von der Stadt fordern.

Diskussion über die Gleichbehandlung

So entspann sich eine Diskussion über die Gleichbehandlung von freien Trägern. Der Fraktionschef der CDU, Oliver Nauth, sagte, er könne die bessere finanzielle Stellung der Diakonie nicht nachvollziehen. Er forderte, die Stadtverwaltung möge sich des Themas Gleichbehandlung der freien Träger prüfend annehmen und Transparenz schaffen. Das versprach der Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos).

Die Korntal-Münchinger Verwaltung hatte außerdem dargelegt, die Bedingung der Diakonie, dass die Stadt den Invest von rund 170 000 Euro samt Betriebskosten komplett übernimmt, sei akzeptabel. Man habe schon in der Vergangenheit bei zusätzlichen Engagements kirchlicher Träger identische Forderungen akzeptiert.

Weniger Anmeldungen in Hemmingen als gedacht

Startschwierigkeiten anderer Art erlebte Hemmingen. Trotz Interesses an der neuen Naturkita Buschpfad für Kinder ab drei lagen vor der Eröffnung im Herbst gerade mal fünf Anmeldungen vor. Daher bot die Gemeinde auch auswärtigen Kindern Plätze an. Jetzt ist alles anders. „Der Start hat sehr gut begonnen, die Kinder leben sich gut ein“, berichtet der Rathaussprecher David Rohnert.

Derzeit betreuen vier Erzieherinnen in Teilzeit zwölf Kinder, davon sieben von auswärts. Weitere Kinder – momentan sind 20 angemeldet – werden laut Rohnert jeden Monat aufgenommen, sobald sie das entsprechende Alter erreicht haben. Voll sei die Gruppe im August 2023. Weitere Plätze gebe es dann erst wieder im Oktober 2025. „Aktuell müssen wir vielen Familien absagen“, bedauert Rohnert. Auch würden ab Dezember nur noch Kinder aus Hemmingen aufgenommen.

Gerlingen zieht nach

Über die „zögerlichen Anmeldungen“ bleibt der Gemeinde nur zu spekulieren. Rohnert sagt, vielleicht wollten die Familien warten, wann tatsächlich mit dem Start zu rechnen sei. „Ein Neustart ist ja oft mit Verzögerungen verbunden.“ In der Planungsphase habe es von Eltern ein breites Interesse gegeben.

„Allerdings sind die Kinder der Eltern, die Interesse bekundet haben, in der Zeit der Realisierung älter geworden und kamen dann nicht mehr für den Kindergarten in Frage oder hatten sich bereits in einer anderen Einrichtung ‚eingelebt’“. Die aktuelle Nachfrage zeige aber, dass das Angebot mittlerweile sehr gut wahrgenommen werde.

In Ditzingen gibt es einen Waldkindergarten sowie einen Natur- und Tierkindergarten. Gerlingen zieht bald nach: Die Stadt plant auf dem Gelände der Grimmler Alm nächstes Jahr einen Naturkindergarten.