Eine vierteilige Netflix-Doku beleuchtet die Karriere und das Leben der britischen Fußballikone David Beckham – samt seiner schillernden Familie.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Der Beckham-Clan war vollzählig: Beinahe in Mannschaftsstärke lief die Familie der britischen Fußballikone David Beckham am Dienstagabend in London auf, um die Premiere der Netflix-Dokumentation „Beckham“ zu feiern. Natürlich war Victoria da, „Becks“ Ehefrau und Designerin, die vergangene Woche in Paris eine gefeierte Modenschau präsentiert hatte. Dazu alle vier Beckham-Kinder: Brooklyn, Romeo, Cruz und Harper, die Jüngste. Brooklyn brachte seine Frau, It-Girl und Millionenerbin Nicola Peltz mit, Romeo seine Freundin, das Model Mia Regan.

 

Die Premierenbesetzung war Programm: Die vierteilige Dokumentation, die ab dem 4. Oktober bei dem Streamingdienst zu sehen ist, beleuchtet nicht nur die bemerkenswerte Karriere des 48-jährigen Briten, sondern auch sein schillerndes Leben abseits des Rasens. Die Beckhams sind das britische „Power Couple“ schlechthin. 1997 lernten sich der Manchester-United-Spieler und das „Spice Girl“ kennen, nächstes Jahr feiern sie Silberne Hochzeit. Er managt heute sein eigenes Fußballteam, sie hat sich mit ihrem Modeunternehmen in die erste Reihe der Couturiers vorgearbeitet.

So verwendet die Dokumentation auch viel Zeit darauf, zu schildern, wie das so war, als „Becks“ und „Posh Spice“ ein Paar wurden. „Ich bin wirklich nur zu den Spielen gegangen, um - manche würden sagen, um ihn zu stalken, ich würde sagen, um ihn zu sehen“, sagt Victoria. „Als ich das erste Mal mit ihr sprach, fand ich sie einfach toll“, erinnert sich ihr Ehemann. Sie schrieb ihm ihre Telefonnummer auf ein altes Zugticket, das er all die Jahre aufgehoben hat. Am Anfang hielten die beiden ihre Beziehung geheim, trafen sich auf Parkplätzen, „was zwielichtiger klingt als es war“.

Popkulturelles Phänomen

Beckhams Karriere liest sich wie eine Liste der sportlichen Superlative: Mit Manchester United gewann Beckham sechsmal die Meisterschaft, wurde Champions-League- und Weltpokalsieger. Beckham ist der einzige englische Fußballer, der in vier Ländern Meister wurde. Bei drei Weltmeisterschaften lief er für die „Three Lions“ auf. 2003 wurde er von Queen Elizabeth II. in den „Order of the British Empire“ aufgenommen.

In seiner Dokumentation zeigt der Regisseur Fisher Stevens auch, wie David Beckham neben dem Fußballplatz zum popkulturellen Phänomen hochgejazzt wurde: 2002 war der Fußballer auf dem Cover der „Attitude“, einem Lifestylemagazin für schwule Männer. Im selben Jahr kam „Kick it like Beckham“ in die Kinos, ein Film, der den Namen des Nationalspielers nicht nur im Titel hatte, sondern auch mit Beckhams Cameo-Auftritt endete. In der Liebeskomödie „Love... actually“ ist von David Beckhams rechtem Fuß die Rede. Modisch wurde der stylische Kicker für viele Männer zum Vorbild, entwarf für H&M eine eigene Unterwäscheserie, die er natürlich auch am eigenen durchtrainierten Körper in einer Werbekampagne präsentierte.

Umso schmerzhafter war es für den Jungen aus dem Londoner Osten, wenn sich die öffentliche Meinung doch einmal gegen ihn wendete. Nach der Weltmeisterschaft 1998 sei er in ein tiefes Loch gefallen, sagte Beckham kürzlich dem „Telegraph“. Im Achtelfinalspiel gegen Argentinien kassierte „Becks“ die Rote Karte und musste vom Spielfeldrand zusehen, wie England im Elfmeterschießen aus dem Turnier flog. Das WM-Aus wurde größtenteils ihm angelastet und er sei heftig angefeindet worden. „Leute verlangten, ich solle das Land verlassen, das war heftig.“

„Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so unglücklich“

Über die „härteste Phase“ ihrer Ehe sprechen die Beckhams in der Dokumentation auch. „Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so unglücklich“, sagt Victoria über die Zeit in den Nullerjahren, als ihr Mann für den spanischen Rekordmeister Real Madrid spielte. Damals hatte die britische Klatschpresse berichtet, David habe eine Affäre mit seiner persönlichen Assistentin. „Wenn ich ganz ehrlich bin, waren wir gegeneinander. Bis Madrid fühlte es sich manchmal so an, als wären es wir gegen alle, aber wir waren zusammen, wir waren verbunden, wir hatten einander.“ Dieses Gefühl habe sie in Spanien nicht gehabt. „Es war ein Albtraum. Es war ein absoluter Zirkus - und jeder liebt es, wenn der Zirkus in die Stadt kommt, oder? Es sei denn, man ist selbst mittendrin.“ Das habe sie ihrem Mann übel genommen.

„Es gab einige furchtbare Geschichten, mit denen schwer umzugehen war. Es war das erste Mal, dass ich und Victoria in unserer Ehe unter solchem Druck standen“, erinnert sich David an diese Zeit. Vier Jahre hielten es die Beckhams in Madrid aus, dann zogen sie nach Los Angeles um, wo LA Galaxy den britischen Nationalspieler unter Vertrag nahm.

In den USA ist die Familie Beckham inzwischen zu Hause. Dort managt David mittlerweile sein eigenes Fußballteam, den Inter Miami. Im vergangenen Jahr bekam Beckhams Image einen Kratzer. Für seine Rolle als WM-Botschafter Katars kassierte er einen dreistelligen Millionenbetrag – und musste ein Turnier und ein Gastgeberland verteidigen, die in der Öffentlichkeit extrem umstritten waren. Ob dieses Engagement der Marke Beckham langfristig schaden wird? Vermutlich nicht. In England gilt er immer noch als Nationalheiligtum.