Nach mehr als 240 Verhandlungstagen ist Beate Zschäpe im NSU-Prozess zu einer Aussage bereit. Die sollte aber offenkundig vor allem ihrer eigenen Entlastung dienen. Die Aufklärung hat sie nicht vorangebracht, meint StZ-Korrespondent Armin Käfer.
München - Nun hat Beate Zschäpe also ihr Schweigen gebrochen. Damit ist keineswegs der Gipfel der Aufklärung dieser monströsen Mordserie erreicht, für die das Kürzel NSU steht. Die schriftlich verlesene Aussage diente vor allem der eigenen Entlastung. Zschäpe zeichnet von sich das Bild einer Art Mitläuferin aus Liebe. Sie gibt zu, von den Bluttaten gewusst zu haben, leugnet aber eine persönliche Beihilfe – ja sogar die Zugehörigkeit zu der Bande, die als „Nationalsozialistischer Untergrund“ firmiert hat.
Die Legende von der naiven Beate und den zwei bösen Uwes ist schwer zu glauben. Zehn Jahre hat die Terrorbraut mit den beiden Nazimördern zusammen im Untergrund gelebt, sie versorgt, ihre Waffen weggeräumt – die Unschuld vom Lande stellt man sich anders vor. Für die Nebenkläger und alle Angehörigen der NSU-Opfer dürften Zschäpes gesammelte Bekenntnisse schwer erträglich sein – ungeachtet der angeblich „aufrichtig“ gemeinten Entschuldigung. Eine solche Klausel war das Mindeste, was erwartet werden durfte. Mit ihrer Erzählung schürt die Angeklagte einen sattsam bekannten Opfermythos: Nazis waren immer nur die anderen.