Die Entscheidung ist gefallen: Oberbürgermeister Wolfgang Schuster will nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren. Das gab er am Montag bekannt.
Drei Gründe seien für seinen Verzicht ausschlaggebend gewesen: Stuttgart stehe im Vergleich mit allen Großstädten in Deutschland und Europa hervorragend da. Außerdem seien die wesentlichen Weichen für die Zukunft gestellt. Und schließlich habe Stuttgart 21 - das in seiner 30-minütigen Ansprache in nur einem Absatz erwähnt wurde - bei seiner Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt. "Das Verkehrsprojekt Stuttgart 21 ist im Bau und muss noch acht Jahre lang kraftvoll begleitet werden", sagte Schuster. Er wolle sich intensiv bemühen, eine Brücke zu den Stuttgart-21-Gegnern zu schlagen und respektiere, dass jeder seine eigene Meinung habe. Die Stuttgart-21-Gegner wiederum sollten jedoch auch respektieren, dass eine Mehrheit in Stadt und Land Stuttgart 21 positiv bewerte.
In seiner Ansprache dankte Schuster seiner Familie, "gerade weil ich mit der Stadt so lange und intensiv "verheiratet" bin." Seine Familie freue sich, nach 27 Jahren, die Schuster als Bürger- und Oberbürgermeister in der Verantwortung gestanden habe, ihn als Ehemann, Vater und Großvater nicht irgendwann, sondern 2013 öfter zu sehen.
Den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Stadtverwaltung sowie den Stuttgarter Bürgern kündigte Wolfgang Schuster an, dass seine Agenda 2012 anspruchsvoll und umfangreich sei und er alles sein wolle, nur keine "lame duck" .
Im Vorfeld hatte es im Rathaus zahlreiche Spekulationen gegeben, dass der Oberbürgermeister sich eine weitere Amtszeit durchaus vorstellen könne. Schusters Familie allerdings soll sich gegen eine Kandidatur ausgesprochen haben – damit der 62-Jährige mehr Zeit mit seinen Enkelkindern verbringen könne.
Die Kandidatensuche beginnt
Wer nun für die CDU bei der OB-Wahl im Herbst kandidiert, ist unklar. Auch die politische Konkurrenz hat sich noch nicht auf einen Bewerber festgelegt. Schuster ist seit 1996 Rathauschef in der Landeshauptstadt, die mit rund 600.000 Einwohnern zu den größten und wirtschaftsstärksten Kommunen in Deutschland gehört. Der gebürtige Ulmer ist der politische Ziehsohn seines Vorgängers Manfred Rommel.
Seit dem Spätherbst 2007 ist Schuster für die Gegner von Stuttgart 21 der Buhmann. Damals lehnte der Jurist ein Bürgerbegehren gegen das Milliardenprojekt aus formalen Gründen ab. Die Demonstrationen gegen den Tiefbahnhof erreichten Mitte 2010 ihren Höhepunkt, als es im Schlossgarten zu Ausschreitungen kam.
Doch der landesweite Volksentscheid am 27. November 2011 brachte Schuster Rückenwind: Denn nicht nur eine Mehrheit der Bürger im Land, sondern auch in der Landeshauptstadt sprach sich für den Weiterbau des Milliardenbahnprojekts aus.