Pressemitteilungen und Parolen funktionieren im Netz nicht, sagt auch Martin Fuchs: „Viele denken, jetzt habe ich einen neuen Kanal, der ist kostenlos, den kann ich bespielen, und dann macht man das selbe wie die zwanzig Jahre zuvor schon.“

 

Fuchs empfiehlt Politikern, die Möglichkeiten des Internets besser zu nutzen: Sie sollten Videos oder Fotos einsetzen und vor allem die Nutzer einbinden. Dazu müsse man in den Dialog treten und auch regelmäßig auf Kommentare antworten. Wer das nicht mache, solle „lieber ganz drauf verzichten“, so Fuchs. Die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel pflichtet ihm bei: „Wenn Politiker soziale Medien primär als Einbahnstraße für Botschaften nutzen, haben sie die Chancen von Facebook, Twitter und Co. noch nicht verstanden“, sagte die Direktorin des MCM Instituts anlässlich der Vorstellung der Studie „Politiker im Netz“.

Die Internetnutzer wiederum drehten in den vergangenen Wochen und Monaten das Prinzip Einbahnstraße einfach um; sie pickten sich immer wieder kleine Aspekte aus dem Wahlkampf heraus, verdrehten und modifizierten sie zum Amüsement der breiten Masse. Sogenannte Meme sind ein wesentlicher Teil dessen, was vom Online-Wahlkampf 2013 hängenbleibt. Bei Memen handelt es sich um kleine Ideen oder Motive, die sich via Facebook und Twitter sehr schnell verbreiten.

Das Netz übernimmt

Ein Beispiel ist der Blog Merkelraute, bei dem Internetnutzer ein Foto des Wahlplakats mit Angela Merkels zu einer Raute geformten Händen auf kreative Weise veränderten. Der Blog verbreitete sich über soziale Netzwerke, klassische Medien griffen ihn auf und das Netz lachte über Motive wie Mr. Burns von den „Simpsons“ mit Merkels Händen, daneben der Spruch „Deutschlands Zukunft in guten Händen“.

Unmittelbar vor der Wahl legten sich einige Politiker noch schnell ein Facebook-Profil zu: Nutzten im Januar noch 76 Prozent aller Abgeordneten Facebook, sind es inzwischen 83 Prozent. In der Region Stuttgart ist die überwiegende Mehrzahl der Bundestagskandidaten bei Facebook – in der Hoffnung, dass das gerade bei Menschen unter 30 „die Wahlentscheidung beeinflussen kann“, sagt der CDU-Kandidat für den Wahlkreis Stuttgart I, Stefan Kaufmann.

Politiker im „Neuland“

Dem Social-Media-Berater Fuchs ist aufgefallen, dass viele Politiker-Auftritte in den letzten Monaten neu gestaltet wurden. Das legt den Verdacht nahe, dass einige Politiker vor allem mit Blick auf die Wahl ins Netz gehen – und nach dem Wahltag so weitermachen wie bisher, nämlich analog. Viele Politiker schreiben gar nicht selbst: 82 Prozent der Bundestagsabgeordneten erhalten bei ihrem Social-Media-Auftritt Unterstützung durch andere, wie eine Studie des Instituts für Medien und Kommunikationsmanagement (MCM) der Universität St.Gallen ergeben hat. Viele Politiker, etwa die Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Peer Steinbrück, geben das auf ihren Facebook- und Twitterprofilen auch an.

Noch wichtiger als die Frage, wer in die sozialen Medien schreibt, ist der Aspekt, welche Inhalte dort eingestellt werden. Damit tun sich viele Politiker in dem von Angela Merkel so bezeichneten „Neuland“ namens Internet bisher schwer.

Der Meme-Wahlkampf

In der WDR-Sendung #waszurwahl war vor wenigen Tagen die Reutlinger SPD-Kandidatin Rebecca Hummel zugeschaltet, deren Wahlkampf einer breiteren Internet-Öffentlichkeit vor allem durch einen Youtube-Clip aufgefallen war, in dem sie Erdbeermarmelade kocht. Hummel fand nichts Schlimmes an dem Video mit dem politikfernen Inhalt, das „nur ein kleiner Teil der Kampagne“ gewesen sei – aber eben die meiste Öffentlichkeit generierte.

Diese in den sozialen und klassischen Medien generierte Öffentlichkeit hatte auch viel mit Spott zu tun. Während sich die Reutlinger Genossen laut Hummel über die öffentliche Beachtung für den Clip „gefreut“ haben, kritisierte Mario Sixtus in der WDR-Sendung diesen Zugang zum Online-Wahlampf als „Politikverdrossenheits-Generator“. Sixtus hat bei Twitter fast 60 000 Abonnenten und gilt als einer, der soziale Medien versteht. Dort machen Politiker entweder „Kasperletheater“ (Sixtus) – Marmelade kochen, Lieder singen – oder „die politische Klasse geht mit der alten Attitüde ins Netz, mit der sie damals noch ins Fernsehen und ins Radio geschrien hat“.

Einbahnstraße funktioniert im Netz nicht

Pressemitteilungen und Parolen funktionieren im Netz nicht, sagt auch Martin Fuchs: „Viele denken, jetzt habe ich einen neuen Kanal, der ist kostenlos, den kann ich bespielen, und dann macht man das selbe wie die zwanzig Jahre zuvor schon.“

Fuchs empfiehlt Politikern, die Möglichkeiten des Internets besser zu nutzen: Sie sollten Videos oder Fotos einsetzen und vor allem die Nutzer einbinden. Dazu müsse man in den Dialog treten und auch regelmäßig auf Kommentare antworten. Wer das nicht mache, solle „lieber ganz drauf verzichten“, so Fuchs. Die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel pflichtet ihm bei: „Wenn Politiker soziale Medien primär als Einbahnstraße für Botschaften nutzen, haben sie die Chancen von Facebook, Twitter und Co. noch nicht verstanden“, sagte die Direktorin des MCM Instituts anlässlich der Vorstellung der Studie „Politiker im Netz“.

Die Internetnutzer wiederum drehten in den vergangenen Wochen und Monaten das Prinzip Einbahnstraße einfach um; sie pickten sich immer wieder kleine Aspekte aus dem Wahlkampf heraus, verdrehten und modifizierten sie zum Amüsement der breiten Masse. Sogenannte Meme sind ein wesentlicher Teil dessen, was vom Online-Wahlkampf 2013 hängenbleibt. Bei Memen handelt es sich um kleine Ideen oder Motive, die sich via Facebook und Twitter sehr schnell verbreiten.

Das Netz übernimmt

Ein Beispiel ist der Blog Merkelraute, bei dem Internetnutzer ein Foto des Wahlplakats mit Angela Merkels zu einer Raute geformten Händen auf kreative Weise veränderten. Der Blog verbreitete sich über soziale Netzwerke, klassische Medien griffen ihn auf und das Netz lachte über Motive wie Mr. Burns von den „Simpsons“ mit Merkels Händen, daneben der Spruch „Deutschlands Zukunft in guten Händen“.

Es gibt keine Studien darüber, inwiefern solche sich oft rasant verbreitenden Phänomene den Wahlausgang beeinflussen. Der Kommunikationsforscher Frank Brettschneider vermutet in den Memen eher Unterhaltung als einen für den Wahlerfolg relevanten Faktor. In jedem Fall wurde bislang kein Meme von Parteien selbst gestartet, sondern oft von Kreativen wie dem Betreiber des „Merkelraute“-Tumblr Peter Schildwächter. Die Wahlkämpfer haben im Netz somit nur bedingt in der Hand, worüber die Nutzer reden.

Das wäre dann eine erste Bilanz des Online-Wahlkampfs 2013: Wer aufgesetzt und bemüht mit dem Netz redet, über den redet – beziehungsweise lacht – das Netz. Ob und, wenn ja, mit welchen Folgen, zeigt sich am Sonntag.