Das Vorhaben der Telekom, zwei Stahlmasten bei Renningen und Silberberg zu bauen, trifft die Anwohner unerwartet. Im Ausschuss wird das Telekom-Projekt vorgestellt.

Zwei Funkmasten will die Telekom bis in zwei Jahren zwischen Renningen und Leonberg-Silberberg bauen, jeweils 25 und 40 Meter hoch. Allerdings nicht irgendwo weit abgelegen, sondern relativ dicht an zwei Wohngebieten. Entsprechend groß war der Andrang beim Technischen Ausschuss des Renninger Gemeinderats, als die Pläne der Telekom vorgestellt wurden. Denn die Anwohner hatten von dem Vorhaben eher durch Zufall erfahren, als bereits alles in trockenen Tüchern war. Eine Information vorab gab es nicht. Die Emotionen der an die 100 Besucher kochten spürbar und hörbar hoch.

 

„Mobilfunk gehört zum Alltag“, schickte Daniel Eger von der Telekom seinem Vortrag voraus. Nicht nur Handys und Tablets sind darauf angewiesen, längst benötigen alle möglichen Geräte des Alltags, vom Auto bis zum Kühlschrank, das mobile Netz. Da der Anspruch in Sachen Bandbreite immer weiter wachse, werden auch weitere Mobilfunktürme benötigt, so Eger. So entstand das Vorhaben, zwei Stahlmasten bei Renningen zu realisieren.

Rechtlich war alles korrekt

Rechtlich ist seither alles korrekt abgelaufen: Die Telekom schrieb 2020 die Stadtverwaltung an, ob es kommunale Flächen gäbe, die sich als Standorte eignen. Als bis zum Ende der Frist keine positive Rückmeldung kam, ging das Unternehmen in die Privatakquise und suchte unter den Angeboten die zwei idealsten aus. Der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler) machte deutlich: „Es gibt einen Rechtsanspruch auf den Bau.“ Wenn ein Netzbetreiber vorhabe, einen Funkturm irgendwo zu errichten, und das Vorhaben von der Bundesnetzagentur genehmigt wird, gebe es vonseiten der Kommune keine Handhabe dagegen. Das wurde vom Bund so festgelegt. Das Vorhaben lag dem Ausschuss daher auch nur zur Kenntnisnahme vor, nicht zur Abstimmung.

Die Anwohner fühlten sich mit diesem Vorgehen jedoch wie vor den Kopf gestoßen. Obwohl das Vorhaben der Stadt seit 2020 bekannt war, seien die Bürger nicht ein einziges Mal dazu informiert worden, kritisiert ein Sprecher der Anwohnergruppe, deren Mitglieder sowohl aus Renningen als auch aus Silberberg kommen. Nicht einmal aus der Tagesordnung des Ausschusses sei erkennbar gewesen, um was es eigentlich geht, bemängelt der Anwohner. Genannt sind darin das Gewann Kürdlenweg und Silbertor als Standort für die Errichtung eines Funkübertragungsmastes. „Wer weiß schon, wo so ein Gewann liegt? Und da steht kein Wort über die Höhe.“ Erst durch Recherchen sei aufgefallen, dass einer der Standorte direkt an der Bahnlinie nahe der Rutesheimer Straße und dem Germanenweg liegt. „Da gab es überhaupt keine Vorabinfo. So geht man als Bürgermeister doch nicht mit seinen Bürgern um. Wenigstens in Kenntnis hätte man uns darüber setzen können.“

Kritik an fehlender Kommunikation

Die Kommunikation im Vorfeld bemängelten zum Teil auch die Ausschussmitglieder, auf deren Anfrage hin das Projekt überhaupt erst so ausführlich vorgestellt und nicht bereits in der vergangenen Sitzung abgehakt wurde. Man wisse ja nicht einmal, wie die Wahl der Standorte überhaupt zustande gekommen sei, kritisierte unter anderem Wolfgang Steudle (CDU) und bemängelte die gesamte Rechtslage: „Was der Bund verbockt hat, müssen wir ausbaden.“

Anwohner wollen auf Eigentümer zugehen

Umgekehrt mussten sich auch die Zuhörer Kritik seitens des Ausschusses gefallen lassen. Immer wieder waren Pfiffe und Buhrufe aus den Besucherreihen zu hören, eine Frau schrie sogar den Bürgermeister lauthals an. „Kritik ist in Ordnung“, fand Jan Hambach von der SPD, der selbst in dem betroffenen Wohngebiet lebt. Aber man sollte dabei auf seinen Stil achten. Zudem warnte er vor der bekannten Mentalität: „Ja bitte, aber nicht vor meiner Haustür.“ Thomas Mauch (SPD) erinnerte zudem daran: „Das ist weder ein Vorhaben des Gemeinderats noch der Stadt.“ Wenn jemand der Ansicht sei, dass ihm hier ein Unrecht widerfahren sei, stehe ihm der Rechtsweg offen. Die betreffenden Anwohner zeigten sich mit dem Ausgang der Sitzung sichtlich unzufrieden. Die Verweise von Daniel Eger auf Studien über die Verträglichkeit der Frequenzbereiche, in denen die Masten ihre Signale abgeben, konnten die Zuhörer ebenso wenig beruhigen wie die Erklärungen des Stadtbaumeisters Hartmut Marx, dass durch den Bau der Türme kein Wertverlust der angrenzenden Grundstücke zu erwarten sei. Über ihr weiteres Vorgehen müssen sich die Anwohner erst noch austauschen, erklärte deren Sprecher auf Nachfrage unserer Zeitung. Man wolle in jedem Fall versuchen, mit den Eigentümern der Flächen ins Gespräch zu kommen.