Das klare Ergebnis täuscht: Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart tun sich im ersten Play-off-Halbfinale gegen den Dresdner SC überraschend schwer. Am Ende setzen sie sich aber doch mit 3:0 durch.

Im Vorhinein schien angesichts der Voraussetzungen für das erste Play-off-Halbfinale am Samstagabend der Ausgang der Partie eine klare Sache zu sein. Auf der einen Seite die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart, die sich nach zwei glatten Siegen gegen Vilsbiburg im Viertelfinale eine Woche lang auf die Begegnung vorbereiten konnten, auf der anderen der Dresdner SC, der sich erst am Mittwoch in der dritten Partie in Wiesbaden fürs Halbfinale qualifiziert hatte. Erst am Donnerstagmorgen waren die Sächsinnen aus der hessischen Landeshauptstadt zurück, am Freitag saßen sie bereits wieder im Bus Richtung Scharrena in Stuttgart. Zudem fehlen Dresden in der entscheidenden Saisonphase mit Stammzuspielerin Sarah Straube und Mika Grbavica zwei Schlüsselspielerinnen.

 

Das Spiel schien sich zu drehen

Und dann das: Stuttgart schien im ersten Satz nach 16:12- und 19:16-Führungen auf der Siegerstraße zu sein, doch schlichen sich plötzlich Fehler ins Stuttgarter Spiel, Dresden dagegen agierte in Annahme und Angriff sehr konstant. Auf einmal führten die Gäste mit 23:22 und schienen nach einem erfolgreichen Block gegen Krystal Rivers sogar Satzball zu haben.

Stuttgarts Co-Trainer Faruk Feray, der den schwerkranken und dennoch in der Halle anwesenden Chefcoach Tore Aleksandersen an der Seitenlinie vertrat, ließ jedoch per Videobeweis eine Netzberührung bei Dresden überprüfen – was sich als richtig herausstellte. „Das war reines Glück. Ich wollte eigentlich nur eine weitere Auszeit generieren, um mit den Spielerinnen zu sprechen“, räumte Feray unumwunden ein.

Dresden zeigt eine „krass emotionale Leistung“

Am Ende verwandelte Simone Lee, die mit 15 Zählern beste Punktesammlerin bei Allianz MTV war und zur wertvollsten Spielerin gewählt wurde, den Satzball zum 25:23. Auch der zweite Durchgang zwischen beiden Teams verlief weitgehend auf Augenhöhe, diesmal gaben in der Schlussphase sogar zwei Videobeweise zugunsten von Allianz MTV den Ausschlag für den Satzgewinn.

„Dresden hat sich mit einer krass emotionalen Leistung im Viertelfinale in einen Rausch gespielt und großen Kampfgeist gezeigt“, zollte MTV-Mittelblockerin Marie Schölzel den Gästen Respekt. Sie wusste aber auch, warum am Ende ein 3:0 (25:23, 26:24, 25:21)-Erfolg von der Anzeigetafel leuchtete: „In der Crunchtime waren wir wie so häufig in dieser Saison extrem fokussiert“, sagte sie. Das war bitter nötig, denn im dritten Satz lag Dresden dank der starken Außenangreiferinnen Jennifer Janiska und Annick Meijers (je 14 Punkte) sehr oft in Führung.

In der Schlussphase nutzte Allianz MTV die Fehler der Gäste jedoch gnadenlos aus und steigerte sich vor allem in der Blockabwehr. „Da haben wir einen Angriffsrhythmus gefunden und Dresden zu Fehlern gezwungen“, sagte Libera Roosa Koskelo und ergänzte selbstkritisch: „Im Block und in der Abwehrarbeit waren wir das ganze Spiel über nicht gut, das können wir definitiv besser.“

Hoffen auf eine Wunderheilung

Eine Leistungssteigerung wird in Dresden entscheidend sein. Nicht helfen kann dabei Laura Künzler, die sich im Training eine Sprunggelenksverletzung zugezogen hat und an Krücken durch die Halle humpelte. „Ich befürchte, dass sie uns in den Play-offs nicht mehr zur Verfügung steht. Aber ich lasse mich gerne von einer Wunderheilung überraschen“, sagte die Sportliche Leiterin Kim Renkema.

Im anderen Halbfinale setzte sich Potsdam nach zuletzt zwei Niederlagen im Pokalfinale und in der Bundesliga mit 3:2 in Schwerin durch und wehrte dabei acht Matchbälle ab.