Nach der Einigung von Union und SPD auf eine Neuauflage der großen Koalition in Deutschland jubeln die Italiener: Besonders eine Personalie lässt den hoch verschuldeten Staat hoffen.

Rom - Die Bildung einer Großen Koalition trifft in Italien auf große Zustimmung, zumindest was den Zusammenschluss der großen Volksparteien in Deutschland betrifft. Vor allem eine Personalie lässt die Italiener jubeln: SPD-Mann Olaf Scholz als möglicher künftiger Finanzminister. Die Wirtschaftszeitung „Il sole 24 ore“ prophezeit bereits „ein Ende der Austeritätspolitik“. Und die Zeitung „la Repubblica“ kommentiert: „Ein Sozialdemokrat im Amt des Finanzministers, das ist mit Sicherheit eine gute Nachricht für Europa.“ Nicht nur die Medien, auch die Parteien sind sich quer durch die Bank im sonst so konfliktreichen Wahlkampf einig: Mit der strikten Austeritätspolitik aus Europa muss endlich Schluss sein. In Brüssel wurde aus Rom in den vergangenen Jahren mehr als einmal mehr Flexibilität und eine Abkehr vom rigorosen Sparkurs von Ex-Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) angemahnt.

 

Eine GroKo in Italien können sich die wenigsten vorstellen

In Italien wird am 4. März ein neues Parlament gewählt. Das Hauptthema im Wahlkampf ist noch vor der Migrationskrise die wirtschaftliche Situation Italiens. Die Schulden der drittgrößten Volkswirtschaft Europas belaufen sich derzeit auf etwa 2260 Milliarden Euro, das sind fast 132 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Der Maastricht-Vertrag erlaubt eigentlich nur eine Obergrenze von 60 Prozent. Sowohl die Parteien des rechten Wahlbündnisses, als auch der regierende Partito Democratico und die Fünf-Sterne-Bewegung fordern in ihren Wahlprogrammen eine Abkehr von der strikten Sparpolitik, um das Wachstum in Italien voranzutreiben.

So groß der Jubel für die Große Koalition in Deutschland auch ist: Für das eigene Land können sich nur die wenigsten eine Zusammenarbeit zwischen dem sozialdemokratischen Partito Democratico und der Forza Italia von Sivlio Berlusconi vorstellen. Doch wenn sich die Umfragen bewahrheiten und keine Partei bei den Wahlen eine regierungsfähige Mehrheit bekommen sollte, könnte dies auch für Italien die einzige Option für eine halbwegs stabile Regierung sein.