Bis Infektionen mit der indischen Variante wie in Fellbach und Waiblingen entdeckt werden, kann die Quarantänezeit schon fast vergangen sein. Auch geimpfte und genesene Kontaktpersonen werden in Isolation geschickt.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Fellbach - Die indische Corona-Version, auch als Delta-Variante bezeichnet, sorgt im Landkreis für Verunsicherung – vor allem deshalb, weil über diese Variante des Erregers noch immer recht wenig bekannt ist. Auch die Zahlen dazu, wie weit verbreitet die Variante in der Region überhaupt ist, sind rar. Damit eine solche Infektion festgestellt wird, muss diese erst durch einen Schnelltest entdeckt, dann durch einen PCR-Test bestätigt werden – und dann muss ein Labor noch herausfinden, welche Virusvariante überhaupt vorliegt. „Es kann also sein, dass man erst zum Ende der Quarantänezeit erfährt, ob man die Delta-Variante hatte“, so Martina Keck, die Pressesprecherin des Landratsamts in Waiblingen.

 

Nur nach größeren Ausbrüchen wird auf die Delta-Variante geprüft

Seit Beginn der vergangenen Woche befinden sich in Fellbach insgesamt 40 Jugendliche in Quarantäne, nachdem drei Schüler der Hermann-Hesse- und der Auberlen-Realschule positiv getestet worden waren. Bei ihnen wurde die Delta-Variante des Erregers festgestellt. Zwei Wochen zuvor war diese Version des Virus auch in Waiblingen aufgetreten. Die Behörden sind im Umgang mit der neuen Variante vorsichtig: In der von drei Delta-Infektionen betroffenen Kita in Waiblingen waren fast 200 Kinder und Mitarbeiter in Quarantäne geschickt worden, bis ein doppelter PCR-Test ausgeschlossen hatte, dass weitere Personen sich angesteckt hatten. „Das Gesundheitsamt bittet die Labore vor allem bei Ausbruchsgeschehen wie jenem in der Kita in Waiblingen, aktiv darum, auf eine besorgniserregende Variante zu untersuchen“, so Keck.

Auch Geimpfte und Genesene müssen in Quarantäne

Wird eine Infektion mit der Delta-Variante festgestellt, schickt das Gesundheitsamt des Rems-Murr-Kreises Kontaktpersonen selbst dann in Quarantäne, wenn diese vollständig geimpft sind oder eine Corona-Erkrankung durchgemacht haben. Bei der Corona-Wildform war das noch anders. „Diese Regel haben nicht wir uns ausgedacht, sondern sie wurde vom Robert-Koch-Institut aufgestellt“, so eine Sprecherin des Landratsamtes.

Diese Maßgabe gelte für besorgniserregende Mutationen des Coronavirus – also auch für die Delta-Variante, welche von der Weltgesundheitsorganisation als solche eingestuft worden ist. Der Grund für den vorsichtigen Umgang mit diesen Varianten: Sowohl die Schwere der Krankheitsverläufe als auch die Frage, inwieweit Geimpfte eine Delta-Variante weitergeben können, sei noch nicht geklärt, sagt die Landratsamtssprecherin.

Das Gesundheitsamt des Rems-Murr-Kreises bittet angesichts der indischen Corona-Mutation trotz niedriger Inzidenzzahlen darum, weiter auf Abstands- und Hygieneregeln zu achten. Besonders bei Zusammenkünften in Innenräumen sei es wichtig, für ausreichende Belüftung zu sorgen. „Die Pandemie ist noch nicht überwunden“, sagt Martina Keck

Die Symptome sind anders als bei der Corona-Wildform

Die Delta-Variante des neuen Coronavirus war im Oktober des vergangenen Jahres erstmals in Indien aufgetreten. Treten derzeit in Europa Neuinfektionen auf, handelt es sich sehr oft um diese Version des Virus. Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass es sich inzwischen bei der Hälfte der in Deutschland auftretenden Corona-Neuinfektionen um die Delta-Variante handelt.

Britische Forscher gehen davon aus, dass die Delta-Variante deutlich ansteckender ist als der Wildtyp. Von diesem unterscheidet sich die Delta-Variante leicht in den Symptomen. So kommt es bei Betroffenen häufig zu Fieber, laufender Nase, Kopfschmerzen und einem rauen Hals. Ein Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns und Husten treten dagegen laut dem Robert-Koch-Institut seltener auf.

Schützt eine Impfung vor der Delta-Variante?

Wie gefährlich die Delta-Variante ist, ist nicht geklärt. Wurde anfangs vermutet, dass ein schwerer Verlauf nach einer Delta-Infektion wahrscheinlicher sei, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Burkhard Rodeck, der Deutschen Presseagentur jüngst, dass die Sterblichkeit geringer sei. Eine komplette Impfung schützt laut der britischen Gesundheitsbehörde auch in den meisten Fällen vor einer Infektion beziehungsweise einem schweren Verlauf. Allerdings wurde auch bekannt, dass rund die Hälfte der Todesopfer in Großbritannien bereits geimpft war. „Ein 80-Jähriger, der vollständig geimpft ist, hat in etwa das gleiche Risiko wie ein ungeimpfter 50-Jähriger“, erklärte ein Statistiker dem britischen „Guardian“.