Einer der größten Vereine im Landkreis Ludwigsburg will in den Rollstuhlhandball einsteigen. Das ist in der Region ein Novum.

Es war gewissermaßen ein Henne-Ei-Problem: „Wie fangen wir an? Mit den Spielern? Oder mit den Rollstühlen?“ Rollstuhlhandball schwebte schon eine Weile durch einige Köpfe bei der HB Ludwigsburg (HBL), berichtet André Zwirner, einer der drei Vorstände des Vereins, der ein Zusammenschluss aus TV Pflugfelden, SKV Eglosheim und SV Ossweil ist und rund 400  Spieler vereint. Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht: Von Oktober an soll es bei der HBL mit aktuell knapp 30 Mannschaften im Aktiven- und Jugendbereich auch mit Rollstuhlhandball losgehen.

 

Jeder ist willkommen, der Spaß am Handball hat

Das ist nicht nur ziemlich außergewöhnlich, sondern auch ziemlich einzigartig. Gerade mal sechs Vereine bundesweit bieten Rollstuhlhandball an. Weitere Vereine und Mannschaften befinden sich im Aufbau – so wie nun das Rollstuhlhandball-Team der HB Ludwigsburg. Mit Silke Schenk hat der Verein bereits eine Inklusionsbeauftragte. Inzwischen zeigt sich, dass sich das Henne-Ei-Problem fast von selbst löst – die ersten Rollstühle sind dank Sponsoren da, die ersten Interessenten haben auch bereits angefragt.

Weitere sind willkommen. Dabei ist jeder gefragt, der Spaß am Handball hat: Weiblich, männlich, divers. Jung und alt. Rollstuhlfahrer und Fußgänger. Und bei Letzteren ist es auch egal, ob einer drei Kreuzbandrisse hatte und deshalb die Handballschuhe eigentlich schon an den Nagel gehängt hat oder ob Knie, Schultern und Sprunggelenke pumperlgesund sind – was bei Handballern eher selten vorkommt. Also in kurz: Mitmachen darf jeder. Auch Nicht-Handballer.

Der Spaß soll im Vordergrund stehen

Ein Trainer wird ebenfalls noch gesucht. Ist die Truppe dann zusammen, werde man sehen, wie sie sich letztlich zusammensetzt, so Zwirner. Im Rollstuhlhandball wird mit Frauen und Männern sowie Jungen und Mädchen gemischt gespielt. Jugendliche von 14 Jahren an können bei dem HBL-Projekt teilnehmen. Beginnen soll die Gruppe als reine Freizeit-Mannschaft, alles weitere werde sich zeigen. Eine richtige Liga gibt es im Rollstuhlhandball ohnehin (noch) nicht. Verschiedene Turniere werden ausgetragen, im September fand etwa in Kairo die erste Rollstuhlhandball-Weltmeisterschaft statt. Auch Europameisterschaften gab es schon.

Der Spaß soll also in dem neuen Team im Vordergrund stehen, es gehe aber auch um Gesundheitsförderung, Kräftigung und Koordination, sagt André Zwirner. Und ja: „Auch im Rollstuhlhandball kann man foulen“, räumt er mit einem Augenzwinkern ein. Im Großen und Ganze funktioniert Handball im Rollstuhl ähnlich wie ohne. Zwei Mannschaften versuchen je, den Ball ins gegnerische Tor zu bekommen. Das Spielfeld ist gleich groß, das Tor allerdings etwas kleiner, da der Torwart im Rollstuhl ja nach oben weniger Bewegungsspielraum hat.

Ein Sport-Rollstuhl kostet 4000 bis 5000 Euro

Die speziellen Sport-Rollstühle sind übrigens exakt so gestaltet wie beim Rollstuhlbasketball auch, heißt mit Kippschutz, Rammbügel und Radsturz. Hier kann die HBL zudem bereits auf einige aus dem Fundus der Basketballer des Vereins für Rollstuhlsport Ludwigsburg zurückgreifen. Weitere wurden durch Spenden angeschafft. Kein einfaches Unterfangen: Ein solcher Rollstuhl kostet 4000 bis 5000 Euro. Trainiert werden soll in der Halle an der Fröbelschule in Ludwigsburg.

Interessenten können sich melden unter rollstuhlhandball@hb-ludwigsburg.de.