Der Stuttgarter DRK-Kreisverband weist eine enorme Tradition auf. Zuletzt ist er aber durch Querelen erschüttert worden. Nach einjähriger Vakanz übernimmt nun ein neuer Präsident das Ruder.

Mit Stolz weist man im Stuttgarter Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auf die lange Historie hin. Die weltweit älteste Rotkreuz-Gemeinschaft außerhalb der Schweiz nennt man sich, inklusive des Vorgängervereins besteht die Gemeinschaft seit stolzen 160 Jahren. Die jüngere Geschichte dagegen ist weniger erfreulich – zumindest, was die internen Vorgänge betrifft.

 

Seit ziemlich genau einem Jahr hatte der Stuttgarter Kreisverband keinen Präsidenten mehr. Walter Sopp, der bis dahin zwölf Jahre lang das ehrenamtliche Präsidium angeführt hatte, war am 19. Juli 2022 abberufen worden. Intern hatten sich Kritiker formiert und einen entsprechenden Antrag gestellt, dem die Delegierten der Kreisversammlung mehrheitlich zustimmten. Das Ganze ging nicht ohne böses Blut und viel Enttäuschung bei diversen Beteiligten ab, einige sprachen gar von einem gespaltenen Verband.

Das soll jetzt vorbei sein. Ein Jahr lang hat man sich Zeit gelassen und gar eine Findungskommission eingesetzt. Das gesuchte Profil war klar: eine Persönlichkeit, die zusammenführen und versöhnen kann. Der Wunschkandidat ist am Montagabend in sein neues Amt gewählt worden. Im Bürgerhaus Möhringen sprachen sich die Delegierten bei einer außerordentlichen Kreisversammlung einstimmig für Martin Schairer als neuen Präsidenten aus.

Schairer ist in Stuttgart alles andere als ein Unbekannter. Er war sieben Jahre lang Polizeipräsident der Landeshauptstadt, danach von 2006 bis zum Ruhestand im Jahr 2020 Bürgermeister für Ordnung, Sicherheit und Sport. Und er dürfte nun in seinem neuen Ehrenamt einiges zu tun bekommen.

„Es ist mir eine Freude und Ehre, als Präsident den mit 160 Jahren weltweit ältesten DRK-Kreisverband zu führen“, sagte Schairer. Gemeinsam mit den rund 1250 Ehrenamtlichen und 650 Hauptamtlichen wolle er dazu beitragen, „die Zukunft des traditionsreichen und für Sicherheit, Gesundheit und soziale Fürsorge stehenden DRK Stuttgart weiterzuentwickeln. Denn wir stehen vor großen Herausforderungen“.

Kampf um mehr Respekt gegenüber Helfern

Schairer kündigte an, dass er zur Gewinnung von Ehrenamtlichen und zur Steigerung der Attraktivität der Tätigkeit im DRK einen Strategieprozess im Kreisverband anstoßen wolle. Außerdem forderte er mehr Wertschätzung für den Rettungsdienst sowie für die zahlreichen ehrenamtlichen Sanitätshelferinnen und -helfer, da Respektlosigkeit und Übergriffe zunähmen. „Erste gute Initiativen nach der Stuttgarter Krawallnacht sind eingeleitet worden. Da müssen wir weitermachen“, sagte Schairer.

Ganz ausgestanden sein dürften die internen Querelen damit aber wohl noch nicht. Denn im Herbst folgt eine weitere Wahl. Dann soll turnusgemäß bei einer Kreisversammlung das restliche Präsidium neu besetzt werden. Es bleibt abzuwarten, wer wieder antritt und wer nicht. Immerhin: Derzeit sind jetzt alle Posten besetzt.