2022 feiert das Rutesheimer Gymnasium sein 25-jähriges Bestehen. Weil es im Umland nicht genügend Schulplätze gab, handelten sechs Altkreis-Kommunen selbst.
Rutesheim - Eins, zwei, drei, im Sauseschritt läuft die Zeit; wir laufen mit“, das hat schon Wilhelm Busch erkannt. Kaum zu glauben – 2022 ist es bereits 25 Jahre her, dass in Rutesheim ein neues Gymnasium an den Start ging. Eine Erfolgsgeschichte, denn nicht nur weil es die einzige G9-Schule im Landkreis ist, also mit neunjährigem Gymnasium, wird es jedes Jahr von den Eltern zukünftiger Fünftklässler überrannt. Die Schule hat auch einen hervorragenden Ruf als moderner Lern- und Lebensort, an dem die rund 1400 Schülerinnen und Schülern gefördert und gefordert werden.
Eine neue Schule wird zum Wahlkampfthema
Manchmal ist politischer Wahlkampf eine ganz gute Sache – wie der für den baden-württembergischen Landtag 1996. Der Leonberger CDU-Landtagsabgeordnete Wolfgang Rückert, der auch Staatssekretär im Finanzministerium war, und seine Parlamentskolleginnen Birgit Kipfer (SPD) und Heiderose Berroth (FDP) rangen um den Einzug in den Landtag. Da brachte die rührige ehemalige Rutesheimer CDU-Stadträtin Elfriede Bolay das Gymnasium ins politische Gespräch. Sie war nicht müde geworden, auch die letzten Skeptiker – die gab es im Rathaus und im Ort zuhauf – zu überzeugen, das eine Oberschule Rutesheim gut tut.
Rutesheim schultert die meisten Kosten
Da zeigte sich, wie gut es ist, wenn man einen Parteifreund im Finanzministerium hat. Angesichts der aus allen Nähten platzenden Gymnasien in Leonberg musste bei Rückert nicht viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, damit er sich für die Finanzierung eines Gymnasiums in Rutesheim stark macht.
Doch von allen Kommunen, die sich an dem Vorhaben beteiligten, hatte Rutesheim den größten Anteil an dem 30,5-Millionen-Mark-Projekt zu tragen. Das Land gab 13,7 Millionen Mark dazu, der Kreis Böblingen drei Millionen. Von den verbleibenden 14 Millionen Mark schulterte Rutesheim knapp zehn Millionen Mark. Wegen der guten Haushaltslage und des höheren Gewerbesteueraufkommens war es möglich, keine Schulden zu machen für das Großprojekt.
Die Nachbarkommunen machen mit
Mit im Boot waren beim neuen Gymnasium auch Weissach, Heimsheim, Friolzheim, Mönsheim und Wimsheim. In diesen Kommunen waren die Eltern Sturm gelaufen, bei der Vorstellung, dass ihre Kinder Gymnasien in Pforzheim besuchen sollen. Leonberg hatte nämlich angekündigt, dass das Albert-Schweitzer-Gymnasium und das Johannes-Kepler-Gymnasium an die Kapazitätsgrenzen gelangt waren. Auch die Gymnasien in Weil der Stadt und in Renningen konnten keine Abhilfe schaffen.
Und so haben die ersten 77 neuen Gymnasiasten aus Heimsheim, Friolzheim, Wimsheim, Mönsheim, Weissach und Rutesheim im Herbst 1997 den Unterricht in drei Klassen in Räumen der Realschule Rutesheim begonnen. Zu den drei Klassen kamen noch zwei Jahrgänge dazu, die bereits 1996 die fünfte Klasse besuchten. Sie waren auf dem Renninger Gymnasium und auf dem Leonberger Albert-Schweitzer-Gymnasium untergebracht. Ab September wurden sie komplett nach Rutesheim versetzt.
Das erste große Fest musste noch ausdallen
Der Bau der neuen Schule ging zügig voran und das Interesse war groß. Exakt 387 Kinder aus Rutesheim, Weissach, Heimsheim, Friolzheim, Mönsheim und Wimsheim lernten bereits in 13 Klassen in dem Neubau an der Robert-Bosch-Straße, als der am 15. Oktober 1999 offiziell vom Rutesheimer Bürgermeister Wilfried Reichert und zahlreichen Gästen aus der Politik und dem Schulwesen eingeweiht wurde. Dabei war der Start etwas unglücklich. Der Rathauschef hatte es verboten, dass am 1. Oktober das erste große Schulfest steigt – aus Sicherheitsgründen, weil auf dem Gelände noch viele Baustellen waren. Seit dem ersten Jahr hatte das Gymnasium immer am letzten Freitag vor den Sommerferien ein großes Fest gefeiert. Der Erlös kam der „Elternhilfskasse“ zugute.
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„Für die neue Schule haben wir ein Ambiente angestrebt, in dem sich die Schüler zurechtfinden und ein Gefühl von ,Zuhause sein’ innerhalb der großen Institution Schule entwickeln können“, hatte das Architektenteam noch vor dem ersten Spatenstich im April 1998 angekündigt. Seit nunmehr 25 Jahren können Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums genau das erleben, nämlich, dass Schule mehr ist als nur lernen.
G9 ist stark gefragt
Die neue Schule war für die Eltern aus dem Umland so interessant, dass das dreizügige Gymnasium bald zu klein wurde. Die finanziell gut da stehende Kommune wagte einen erneuten Kraftakt und ließ das Schulgebäude erweitern. Im Sommer 2001 fiel der Startschuss für den 2,4 Millionen Euro teuren Anbau. Zehn neue Klassenräume wurden gebaut, bestehende Klassenräume umgebaut. Mit Beginn des Schuljahres 2002/2003 konnte die Erweiterung bezogen werden.
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Und als das Thema Ganztags- und Nachmittagsunterricht aktuell wurde, kam im Jahr 2007 noch eine Aula mit einer Mensa für die rund 2300 Kinder und Jugendlichen im gesamten Rutesheimer Schulzentrum dazu. Zwei Schulleiter machten sich in den 25 Jahren für die Belange das Gymnasiums stark – zunächst Michael Kilper und seit 2007 Jürgen Schwarz.
Rutesheim -
Vom Flohmarkt bis zum Festakt
Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus und so laufen am Gymnasium die Planungen für das Jubiläumsjahr auf Hochtouren. Bislang steht ein Programm bis zu den Sommerferien fest, soweit es die Pandemie zulässt.
Um das Jubiläum zu feiern, ist eine Veranstaltungsreihe unter dem Motto „25 Jahre Gymnasium Rutesheim – Schule. Lernen. Leben“ geplant. Den Auftakt macht die Band „Pepper & Salt“ (25. März) mit dem ehemaligen Musiklehrer des Gymnasiums Rutesheim, Wolf-Dieter Rahn, gefolgt von einer Aufführung der Theater-AG (1. April), einem Vortrag des Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume (8. April). Hinzu kommen ein Flohmarkt (9. April), das Ehemaligen-Treffen zum Maiball (14. Mai), ein Auftritt der Landes-Lehrer-Bigband (geplant für Juni/Juli) und die Projekttage am Schuljahresende. Abgerundet wird das Jubiläum durch den offiziellen Festakt (21. Juli) und das große Schulfest (26. Juli).
„Zu den Veranstaltungen sind alle eingeladen, die sich dem Gymnasium verbunden fühlen und gemeinsam mit der Schulgemeinschaft das Schuljubiläum feiern möchten“, sagt Andrea Frenzel, die Abteilungsleiterin Kommunikation an der Schule.