Wenn Samsung ein neues Handy-Flaggschiff präsentiert, dann hat das Folgen für den Handymarkt und die Verbraucher. Mit dem Galaxy S9 wird es mehr Katzchenvideos auf Youtube geben. Und Avatare in den Chats. Aber das ist nicht alles. Eine Kurz-Analyse von Daniel Gräfe.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Barcelona - Wenn Samsung ein neues Handy-Flaggschiff präsentiert, dann hat das Folgen für den Handymarkt und die Verbraucher – kein Hersteller setzt mehr Smartphones ab als der Konzern aus Südkorea. Eine Kurz-Analyse.

 

Bilderflut

Wer heute mit Smartphones und in den sozialen Netzwerken kommuniziert, macht das mit Fotos und Videos. Texte haben es schwer. Auch deshalb trägt Youtube am meisten dazu bei, dass der mobile Datenverkehr derzeit explodiert. Da ist es konsequent, dass Samsungs neue Flaggschiffe Galaxy S9 und Galaxy S9+ vor allem mit ihren Kameras punkten wollen. Die Smartphones verfügen über eine Dualkamera mit einer variablen Blende und sollen auch bei schlechten Lichtverhältnissen scharfe Aufnahmen machen können. Eine Super-Zeitlupe nutzt die Aufnahmegeschwindigkeit von 960 Bildern in der Sekunde. Bei der Präsentation am Sonntagabend auf der Mobilfunkmesse in Barcelona wurden auf diese Weise Videoschnipsel zu kleinen Dramen. Die Superzeitlupe ist die derzeit beste am Markt und dürfte Menschen dazu animieren, allerhand Alltägliches auf Kurzspielfilm-Länge auszudehnen: Sei es das Fangen eines Wollknäuels durch eine Katze oder das Gähnen eines Babys. Gleiches gilt für allerlei Missgeschicke. Der mobile Datenverkehr wird weiter explodieren.

Geldsegen

Dass nicht nur Samsung, sondern auch die anderen Handyhersteller weiter an ihren Kameras basteln und somit die Bilderflut vergrößern, kommt den Telkos wie Telekom, Vodafone und Telefónica zugute. Diese können Handyverträge mit höheren Datenpaketen abschließen – schon jetzt genügt laut einer Bitkom-Umfrage jedem zweiten Verbraucher der aktuelle Datentarif nicht. Damit profitieren die Telekom & Co. von den sozialen Netzwerken und konkurrierenden Messenger-Diensten wie Facebook, Google und Whatsapp. Diesen werfen sie wiederum in regelmäßigen Abständen vor, über Gebühr von der Telko-Infrastruktur zu profitieren.

Auge in die Welt

Wie Samsung rüsten auch Apple, Huawei, LG & Co. ihre Smartphones mit Gesichtserkennung und künstlicher Intelligenz aus. Außerdem haben sie erweiterte Realität an Bord, mit deren Hilfe virtuelle Informationen eingeblendet werden können. Der offensichtlichste Kommunikationstrend der Zukunft werden digitale Avatare sein, die aus den eigenen Porträts gewonnen werden und die Mimik der Nutzer übernehmen. Das ist zumindest am Anfang lustig und dürfte in mancher Whatsapp-Gruppe für Heiterkeit sorgen.

Bedeutender ist, dass intelligente Smartphone-Kameras das menschliche Auge und auch den Verstand erweitern werden. Mit ihrer Hilfe lassen sich Texte in Echtzeit übersetzen, Gebäude erkennen, Kalorien eines Gerichts berechnen und Schnelleinkäufe tätigen. Damit wird für Händler und Diensteanbieter die Einbindung in den Kamera-Kosmos immer wichtiger, wenn sie gute Geschäfte machen wollen. Mit den neuen Geschäftsmodellen bleibt das Smartphone weiterhin im Zentrum der Mobilität. Das straft Kritiker Lügen, die bereits das Ende des Smartphone-Zeitalters ausgerufen hatten. Dass Smartphones weiterhin als Statussymbole taugen, zeigt ein Blick auf die Preise: Sie sind für die Spitzenmodelle in den vergangenen zwei Jahren rasant gestiegen.