Viel mehr als ein Wiesle: Zum Tag der Streuobstwiesen hat der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg einmal mehr auf die Bedeutung von Streuobstwiesen hingewiesen.

Der Seminarraum im neuen LOGL-Zentrum auf dem Malerbuckel über der Keplerstadt ist voll besetzt. Durch das große Fenster blickt man auf grüne Wiesen und blühende Obstbäume und Hecken. Nach der Begrüßung von Präsidentin Sigrid Erhardt spricht Landesgeschäftsführer Rolf Heinzelmann über Grünpflege und Biodiversität. Zum Erhalt der biologischen Vielfalt auf Streuobstwiesen fand am 28. April 2023 in ganz Europa der Tag der Streuobstwiesen statt, ausgerufen in Deutschland durch Hochstamm Deutschland e.V.

 

Es soll auf die Bedeutung der Streuobstwiesen aufmerksam gemacht werden

Rolf Heinzelmann zeigt während seiner Ausführungen aus dem Fenster, wo einige Obstbäume zu sehen sind – wie Zwetschge, Birne und Apfel. Mitten in Baden-Württemberg, direkt vor unserer Haustür, liegt das Schwäbische Streuobstparadies – der größte zusammenhängende „Obstgarten“ Europas. Aktionstage wie dieser sollen dazu beitragen, dass das auch so bleibt. Auf der anderen Seite des neuen LOGL-Zentrums entsteht eine Mauer. Der Steinriegel aus Lesesteinen, die hier überall in der Erde zu finden sind, prägt die Landschaft des Heckengäus. Typischer Bewuchs sind Prunusgehölze wie Schlehe und Wildpflaume. Aber auch Hartriegelgehölze wie Kornelkirschen fühlen sich hier wohl.

Mit der Ernennung der „Streuobstsorten des Jahres“ soll ebenfalls auf die Bedeutung der Streuobstwiesen aufmerksam gemacht werden. So ist die LOGL-Streuobstsorte 2023 der Börtlinger Weinapfel, ein guter Mostapfel aus dem Landkreis Göppingen. „Aus seinem Fruchtfleisch lässt sich sogar Schaumwein machen“, sagt Rolf Heinzelmann über den kleinen, süßen Apfel mit der leichten Säurenote. Die kurze Regenpause wird genützt, um die Interessierten mit in den Garten zu nehmen, wo bereits alles vorbereitet ist, um einen Börtlinger Weinapfel zu pflanzen. Die symbolische Geste kann dank Containerware auch am Aktionstag, also außerhalb der typischen Pflanzzeit, stattfinden.

Ein Wühlmauskorb ist ratsam, der die zarten Wurzeln schützt

Manfred Nuber, Fachwart und Obst- und Gartenbauberater des Landratsamts Böblingen, Sigrid Erhardt und Rolf Heinzelmann zeigen, wie korrekt gepflanzt wird. Neben dem großzügig ausgehobenen Loch ist auch ein Wühlmauskorb ratsam, der die zarten Wurzeln vor dem Nagetier schützt. Ist der Baum samt Korb in der Erde, kommt eine luftdurchlässige Drahthose um den dünnen Stamm, der vor hungrigen Rehen schützt, die das erste, zarte Grün nicht verschmähen.

Wenn dann die vier bis fünf Leitäste gefunden sind, wird gewässert und zwar in den dafür gegrabenen Regenrand. „Unser Börtlinger Weinapfel ist eine Containerpflanze. Das sind in den Gärtnereien meist die Pflanzen, die im Herbst nicht verkauft worden sind“, erklärt Manfred Nuber. So ist das Bäumchen tatsächlich etwas kleinwüchsig und hat statt den gewünschten vier bis fünf Leitästen gerade mal zwei zu bieten. Diese beiden Äste stehen etwa im Winkel von 45 Grad nach oben. Zwei andere sind fast waagerecht. „Das wären passende Äste für den Ertrag“, erklärt Manfred Nuber.

In den ersten Jahren stecken Obstbäumchen ihre Kraft in die Leitäste

Aber in den ersten Jahren sollen Obstbäume ihre Wuchskraft in die Leitäste investieren statt Ertrag zu bringen. „Man könnte die beiden Äste nach oben binden als zusätzliche Leitäste“, fährt Nuber fort. Gesagt, getan und mit der nötigen Pflege wird aus dem kleinen Bäumchen vielleicht irgendwann ein staatlicher Baum.

Termin Am 25. Juni findet die Aktion „Tag der offenen Gartentür“ statt, mehr dazu und zum LOGL-Zentrum unter https://logl-bw.de/index.php/logl/logl-zentrum