Der Sozialdemokrat und Regionalrat Felix Rapp macht Werbung für Politiker, auch für die von der Konkurrenz. Das gefällt nicht allen Kreisgenossen.

Sindelfingen - Bürgermeisteraspiranten und Bundestagskandidaten vertrauen ihm - und zwar unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit. Im Kreis Böblingen hat sich Felix Rapp zu so etwas wie einem überparteilichen Wahlkampfmanager entwickelt. Der 36-Jährige, der in Sindelfingen die Werbeagentur Farbenwerk führt, hat den Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer (CDU) im Wahlkampf unterstützt – mit Erfolg und auch dessen Böblinger Parteikollegen Wolfgang Lützner – der bei der geplanten Wiederwahl erfolglos blieb. Thomas Riesch wurde mit seiner Hilfe Bürgermeister in Gärtringen, Andreas Kindler hatte hingegen in Magstadt keine Chance. Der neue CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Biadacz vertraute auf die professionelle Hilfe von Rapp ebenso wie vor vier Jahren Joachim Rücker, der als SPD-Kandidat den Sprung in den Bundestag verpasste.

 

Mit 18 Jahren Eintritt in die SPD

Wahlkampfunterstützung sei nicht das einzige Standbein des Farbenwerks, aber ein wichtiges, sagt Felix Rapp. Dabei komme ihm seine eigene politische Erfahrung zu Gute, sagt der Sindelfinger. Mit 18 Jahren trat er in die SPD ein, wurde bald Vorsitzender der Nachwuchsorganisation Jusos. 2006 zog er in den Gemeinderat ein, zwei Jahre später wurde er nach heftigen Querelen in der Kreispartei zum Vorsitzenden gewählt. 26 Jahre alt war er damals, ein Hoffnungsträger, der Ruhe und frischen Wind gleichermaßen in die krisengeschüttelte Partei bringen sollte.

Das glückte ihm nur zum Teil. Unumstritten war Rapp nicht, galt sein Umgangston doch einigen Genossen als „ruppig“. „Ja, die Kommunikation hätte an manchen Stellen besser sei können“, räumt er selbstkritisch ein. Doch er habe dazu gelernt – was andere Genossen durchaus bestätigen. Und diese Erfahrungen bringt er nun als Kommunikationsmanager für Politiker ein. „Werbung kann jeder, doch Wahlkampf ist ein sensibler Bereich. Ich weiß, wie Parteien funktionieren, kenne die Abläufe und weiß, wie Entscheidungen fallen.“ Seine Kunden schätzen dieses Know-how. „Wir haben gute Erfahrungen mit ihm gemacht“, sagt etwa Marc Biadacz.

Werbung für die AfD lehnt er ab

Auffallend viele Christdemokraten sind unter Rapps Kunden. Für manchen Kreisgenossen ist das ein Problem. Denn Rapp ist nicht nur SPD-Mitglied, sondern vertritt diese auch mit einem Sitz im Regionalrat. „Ich sehe es kritisch, wenn ein SPD-Rat für die CDU Werbung macht. Das müssen wir klären“, sagt Thomas Schulz, der SPD-Stadtverbandsvorsitzende in Sindelfingen. „Ich finde diese Gemengelage schwierig“, sagt auch der Sindelfinger Stadtrat Axel Finkelnburg. Sein Fraktionschef Andreas Schneider-Dölker, der jahrelang gemeinsam mit Rapp im Gemeinderat saß, nimmt das eher gelassen. „Solange Felix Rapp platt gesagt, CDU-Plakate aufhängt, weil er damit Geld verdient, habe ich damit kein Problem. Er muss aber aufpassen, wenn es um Inhalte und Strategien geht.“ Ähnlich argumentiert auch Rapp selbst. „Ich bin nur für die Kommunikation der Kandidaten zuständig. Mit meinen Mitarbeitern kümmere ich mich um die Plakate, auf Wunsch auch um die Auftritte in sozialen Netzwerken. In die inhaltliche Arbeit mischen wir uns nicht ein.“ Er könne unterscheiden zwischen seinem Job und seinem Regionalmandat, betont Rapp. Gleichwohl gebe es für ihm Grenzen. „Für die AfD würde ich keine Wahlwerbung machen.“

Leidenschaftlicher Sozialdemokrat

Nach wie vor sieht sich Rapp als leidenschaftlicher Sozialdemokrat, auch wenn er, wie wohl die meisten Genossen, am momentanen Zustand seiner Partei leidet. Doch Gefahren sieht er nicht nur für die Sozialdemokraten, sondern für die Demokratie insgesamt. Schuld daran gibt er auch so manchem, was in der Politik läuft – auf Bundes- genauso wie auf Kreisebene. „Das Postengeschachere“ beispielsweise auf Parteitagen, wenn Listenplätze vergeben werden. „Die Qualifikation einer Person spielt da nur eine untergeordnete Rolle. Da wird vieles in den Hinterzimmern ausgehandelt.“ Nur mit „Transparenz und Ehrlichkeit in der Politik“ sei die Demokratie zu retten, befindet Rapp. Und das gelte für demokratische Politiker aller Couleur. Widerstand müssten diese leisten „gegen die Fakenews im Internet, zum Beispiel die Hetze gegen Flüchtlinge.“ Auch deshalb habe er kein Problem damit, Wahlwerbung für CDU-Kandidaten zu machen. „CDU und SPD müssen zusammenhalten. Wir sind alles Demokraten.“

Im übrigen: Bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr will Rapp nicht mehr für das Regionalparlament kandidieren. Aus nachvollziehbaren Gründen: „Ich habe als Selbstständiger oft eine 60-Stunden-Woche. Und bin nun auch Vater einer kleinen Tochter geworden.“ Da bleibe keine Zeit mehr für aktive Politik. Gleichwohl: „Ein politischer Mensch bleibe ich.“