Es war eines der großen Themen im vergangenen Jahr – zumindest in Deutschland: Sollte die Zeitumstellung abgeschafft werden? Mittlerweile ist das Projekt ins Stocken geraten. Warum?

Digital Desk: Sebastian Xanke (xan)

Stuttgart - Das Aufregerthema kommt wieder auf den Tisch. An diesem Sonntag wird die Uhr umgestellt. Nach dem Willen von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sollte dies in diesem Jahr zum letzten Mal geschehen. Junckers Zeitplan für die Abschaffung der Zeitumstellung erwies sich jedoch als zu ehrgeizig. Die EU-Mitgliedstaaten konnten sich bislang nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Wie es weitergeht, ist unklar. Das ganze Vorhaben könnte sogar noch scheitern.

 

Im Netz sind die Reaktionen zum Thema Zeitumstellung so gespalten wie eh und je. Diese Nutzerin findet die Zeitumstellung wahrscheinlich eher abschaffungswürdig.

Hier wiederum tendieren die User zum Fortführen der Zeitumstellung. Sollte sie aber abgeschafft werden, gibt es wohl für Sommerzeit- wie Winterzeitfreunde Argumente.

Auf politischer Ebene gab es noch andere Bedenken gegen den ehrgeizigen Zeitplan der EU-Kommission, die Uhr schon 2019 zum letzten Mal umzustellen. Oft genannte Probleme waren die Fahrplangestaltung im internationalen Zugverkehr und die Slotvergabe an Flughäfen. Kritikern zufolge wäre mehr Vorlaufzeit nötig gewesen. Auch habe es keinerlei Folgenabschätzung für eine Abschaffung gegeben.

Ein Flickenteppich an Zeitzonen

Weil jedes Land dem Kommissionsvorschlag zufolge selbst entscheiden sollte, in welcher Zeitzone es dauerhaft bleiben will, hätte sich bei fehlenden Absprachen zudem eine Vielzahl verschiedener Zeitzonen innerhalb der EU ergeben können. Ein Kompromissvorschlag der österreichischen Ratspräsidentschaft für eine Abschaffung im Jahr 2021, um Absprachen zu ermöglichen, fand aber ebenfalls keine Mehrheit.

Dieser Nutzer findet dafür einen zynischen Vergleich.

Und tatsächlich unterstützte das EU-Parlament den Vorschlag der EU-Kommission grundsätzlich, forderte aber mehr Zeit. Das Ende der Umstellung im Jahr 2021 sei ein realistischer Zeitrahmen, befanden die EU-Abgeordneten im März. Unter dem damaligen rumänischen EU-Ratsvorsitz blieb die dafür nötige Einigung der Mitgliedstaaten aber weiter aus.

Wie es unter der aktuellen finnischen Ratspräsidentschaft weitergeht, ist noch nicht absehbar. Eventuell könne das Thema bei einem Ministertreffen im Dezember auf die Tagesordnung gesetzt werden, „derzeit wird noch die Lage analysiert“, sagte eine Sprecherin der Finnen vage.

Manche EU-Staaten grundsätzlich gegen Umstellung

Ohne Einigung kann das ganze Vorhaben noch scheitern. Im Laufe der Debatten kristallisierte sich heraus, dass manche EU-Staaten, Portugal etwa, grundsätzlich gegen das Ende der Zeitumstellung sind. Aus Diplomatenkreisen hieß es zudem, es sei nicht bedacht worden, dass es mit Ende der Zeitumstellung zwangsläufig mehr Zeitzonen in Europa geben werde.

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Eine große gemeinsame Zeitzone von Spanien bis Polen sei derzeit nur möglich, weil negative Effekte durch den Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit abgefedert würden, hieß es. Abgesehen von abgelegenen Gebieten wie den portugiesischen Azoren im Atlantik oder den französischen Überseegebieten gibt es in der EU aktuell drei Zeitzonen.

Zur Realität gehört auch, dass das Thema in keinem Land der EU so sehr die Gemüter bewegt wie in Deutschland. Vielen Menschen in Europa geht es wohl eher wie dieser Nutzerin.

An der Online-Befragung, die das Thema ins Rollen gebracht hatte, hatten EU-weit 4,6 Millionen Menschen teilgenommen - drei Millionen davon kamen aus der Bundesrepublik. Fürs Erste wird es also bei der Zeitumstellung bleiben. Ein Tipp: