Die SPD muss sich vorsehen, dass die schwierige Genese dieser großen Koalition nicht zum schlechten Omen wird, kommentiert der StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Jetzt ist also auch die SPD bereit zu regieren. Als letzte der Regierungsparteien haben die Sozialdemokraten am Freitag ihre Ministerriege komplettiert. Bedächtigkeit ist nicht grundsätzlich von Schaden für die Politik. Die Entscheidungsprozesse innerhalb der SPD sollten jedoch nicht zum Standard werden. Während der zähen Genese dieser Koalition, die vom Scheitern der Jamaika-Gespräche bis zur Kür der Kandidaten für das Kabinett insgesamt 110 Tage in Anspruch nahm, waren die Sozialdemokraten ständig Bremsklotz statt Avantgarde. Das sollte sich schleunigst ändern, wenn sie die nächste Groko besser überstehen wollen als die bisherigen.

 

Die diffizile Vorgeschichte dieser Koalition darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die schwierigsten Kapitel der SPD erst noch bevorstehen: Weiß sie die Schlüsselministerien, die sie der Union abgerungen hat, so zu nutzen, dass sich das dereinst in Wählerstimmen auszahlt? Gelingt eine Generalsanierung der Partei und ihrer Programmatik im laufenden Regierungsbetrieb? Können die Sozialdemokraten von den Risiken und Turbulenzen der anstehenden Rochaden an der Spitze von CDU und CSU profitieren? Schaffen sie es, in den kommenden Jahren als Gestalter, nicht bloß als Störfaktoren wahrgenommen zu werden? Von diesen Fragen hängt das Überleben der SPD ab.