Der Partner aus der Glücksspielbranche sorgt für wenig Begeisterung beim Stuttgarter Anhang, der beim DFB-Pokal-Spiel in Reutlingen mit einem Banner seinen Unmut äußert.

Sport: David Scheu (dsc)

Die Botschaft war kaum zu übersehen. Meterlang zog sich das Banner, das kurz vor Beginn der zweiten Hälfte des DFB-Pokal-Spiels zwischen dem VfB Stuttgart und der TSG Balingen (4:0) vor dem VfB-Fanblock auf der Gegengerade entrollt wurde. Die Aufschrift? „Werte & Moral unseres VfB – ein reines Glücksspiel?!“ Keine Frage, was gemeint war: Viele im Umfeld fremdeln mit dem neuen Hauptsponsor Winamax. Ein französisches Unternehmen aus der Glücksspielbranche, das der VfB kürzlich nach langer Suche als neuen Hauptsponsor präsentiert hatte.

 

Seit Tagen schon gibt es von zahlreichen Fans Gegenwind in den sozialen Medien. Jetzt, zum ersten Pflichtspiel der neuen Saison, äußerte auch die Ultra-Gruppierung Commando Cannstatt ihren Unmut. Die hatte das Banner im Reutlinger Kreuzeiche-Stadion mit ihrem Kürzel „CC97“ versehen – und ging anschließend in einer Stellungnahme näher auf ihre Kritik an der abgeschlossenen Partnerschaft ein.

Von einem „schweren Schlag“ für die Glaubwürdigkeit in Sachen Werte und Moral ist dabei die Rede, von Spielsucht als einem „ernsten gesamtgesellschaftlichen Problem“. Die Stuttgarter Verantwortlichen um Vorstandschef Alexander Wehrle und Marketingvorstand Rouven Kasper hatten in der Vergangenheit stets betont, dass der neue Partner zum Wertefundament des Vereins passen müsse.

Dahinter sehen viele nun ein dickes Fragezeichen, nachdem in den Monaten zuvor mehrere Maßnahmen auf ein positives Echo gestoßen waren. Etwa das Veto des VfB zum Investoreneinstieg bei der Deutschen Fußball-Liga oder die Gründung einer Stiftung zur politischen Bildung. Der neue Hauptsponsor passe hier nicht in die „gesamtgesellschaftliche Vorbildfunktion als größter Sportverein der Region“, so das Commando Cannstatt.

Der Vertrag mit Winamax läuft bis 2026

Der Verein will sich zu dem Banner nicht konkret äußern, hatte in Person von Kasper aber zuletzt zum Sponsoringdeal Stellung genommen. Man nehme die Kritik sehr ernst, so der Marketingchef des VfB. Voraussetzung beim Vertragsabschluss sei neben wirtschaftlichen Parametern gewesen, „dass der Partner ein in Europa – und damit meinen wir in dem Fall nicht Malta, Gibraltar oder Ähnliches – sitzendes und lizenziertes Unternehmen ist, das sich vollständig den gesetzlichen Regelungen zum Jugend- und Spielerschutz unterwirft und sich darüber hinaus engagiert“. Daher verstoße die Partnerschaft auch nicht gegen die Werte des Vereins.

Zur Wahrheit gehört zudem: Der VfB ist in Deutschland mit einem Partner aus der Glücksspielbranche beileibe nicht alleine – im Spiel gegen Balingen zum Beispiel war direkt unter dem Protestbanner eine Werbebande des Wettanbieters Bwin zu sehen, der den DFB-Pokal sponsort. Allerdings prangt das Winamax-Logo fortan an besonders exponierter Stelle auf der Brust der VfB-Profis. Auf drei Jahre bis 2026 wurde die Partnerschaft fixiert, die den Stuttgartern rund 8,5 Millionen Euro pro Saison einbringt. Fest steht: Das Thema wird den Verein noch eine ganze Weile beschäftigen.