Im Nordbahnhofviertel will ein Münchner Investor Stuttgarts größtes Neubaugebiet realisieren. Baubürgermeister Peter Pätzold sieht allerdings noch einige Hürden, die überwunden werden müssen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Wenn es nach der Münchener Isaria Wohnbau AG geht, entsteht im Nordbahnhofviertel Stuttgarts größtes Wohnbauvorhaben. Auf zwei Grundstücken, die zusammen rund 22 000 Quadratmeter groß sind, sollen mehr als 500 Wohnungen entstehen. Das verkündet das Unternehmen, das bislang noch nicht in Stuttgart tätig gewesen ist, auf seiner Internetseite. Zudem möchte das Unternehmen auch Flächen fürs Gewerbe anbieten.

 

Grundstücke haben im November den Besitzer gewechselt

Das eine der beiden Grundstücke liegt zwischen der Nordbahnhofstraße und den Bahngleisen und wird heute noch als Parkplatz genutzt. Die zweite Fläche befindet sich zwischen der Rosenstein- und der Rümelinstraße und liegt derzeit brach. Bereits Ende November hat sich die Isaria AG die beiden Grundstücke im Nordbahnhofviertel gesichert, ohne dass die Stuttgarter Öffentlichkeit groß davon Notiz genommen hätte. Für die Münchner war der Deal aber ein wichtiger Schritt. Bislang war das Unternehmen vor allem in der bayerischen Landeshauptstadt tätig. „Nun gelang der Einstieg in den Stuttgarter Markt“, vermeldete das Unternehmen im November.

Sollten tatsächlich die anvisierten 500 Wohneinheiten entstehen, würde das Vorhaben selbst die vom Rathaus vorangetriebene Bebauung des ehemaligen Güterbahnhofs in Bad Cannstatt in den Schatten stellen. Dort sollen auf einem Teil des 22 Hektar umfassenden Areals 450 Wohnungen entstehen.

Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) begrüßt die Überlegungen, die beiden Grundstücke im Nordbahnhofviertel für den Wohnungsbau zu nutzen. „Wir müssen aber sehen, was baurechtlich möglich ist“, sagt Pätzold auf Anfrage. Beim bislang als Parkplatz genutzten Areal weist der Baubürgermeister zudem auf die unmittelbare Nähe zur Baustraße hin, über die die innerstädtischen Baustellen von Stuttgart 21 noch über längere Zeit versorgt werden. Die davon ausgehende Lärmbelastung könnte sich als Problem für den Wohnungsbau herausstellen. Zudem weist Pätzold darauf hin, dass an dieser Stelle das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM) zum Zuge kommen könnte. Das SIM sieht vor, dass überall dort, wo die Stadt neues Baurecht erlässt, 20 Prozent der für Wohnen neu geschaffenen Geschossfläche für die Wohnbauförderung gesichert werden. Damit will die Stadt sicherstellen, dass auch weniger Begüterte am angespannten Stuttgarter Wohnungsmarkt zum Zuge kommen.

Neue Baurechtskategorie Urbanes Gebiet

Bürgermeister Pätzold könnte sich vorstellen, dass dort die erst im Jahr 2017 durch den Gesetzgeber neu geschaffene Baurechtskategorie „urbane Gebiete“ zum Zuge kommt. „Ziel ist es, dem großen Bedarf an innerstädtischem Wohnraum nachzukommen und zu einer nutzungsgemischten Stadt beizutragen, in der auch eine höhere Bebauungsdichte und weniger strenge Lärmschutzauflagen möglich sind“, heißt es beim Bundesrat, der die neue Kategorie im März 2017 gebilligt hat. Sie erlaube es „auch in stark verdichteten städtischen Gebieten oder in Gewerbegebieten Wohnungen zu bauen und Gebäude als Wohnraum zu nutzen“. Das Instrument könnte auch in Stuttgart helfen, die Lage am Wohnungsmarkt etwas zu entspannen. Regelmäßig landet die Stadt in einschlägigen Rankings auf den vorderen Plätzen, was die Preise fürs Wohnen angeht. Gleichzeitig steigt die Einwohnerzahl – zuletzt innerhalb des vergangenen Jahres von 609 220 auf 611 666.

Welche Art und welche Größe von Wohnungen entstehen sollen, lässt die Isaria zunächst unbeantwortet. Der Baubeginn könne aber „voraussichtlich ab 2019“ erfolgen, heißt es. Im Rathaus hat es erste Vorgespräche im Stadtplanungsamt und bei der Abteilung für Wirtschaftsförderung gegeben. Pätzold will alsbald mit dem Unternehmen ins Gespräch kommen und über das Vorhaben diskutieren.