Viele E-Ladesäulen sind zeitweise verwaist. Mit einer Software will ein Unternehmen aus Leinfelden-Echterdingen das verändern. Doch es gibt noch einige Hindernisse.

Leinfelden-Echterdingen - Immer mehr Menschen kaufen sich ein E-Auto. Laut Kraftfahrtbundesamt waren etwa 14 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge im vergangenen Jahr mit einem rein elektrischen Antrieb. Damit stieg der Anteil der E-Autos auf deutschen Straßen fast um das Doppelte im Vergleich zum Vorjahr an. Statt Benzin benötigen die neuen Wagen bekanntlich Strom. Mit wachsender Zahl der E-Fahrzeuge sind die bestehenden öffentlichen Ladesäulen häufig ausgelastet. Der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur kommt manchen Nutzern nicht schnell genug voran, wie sich bei einer Bürgerfragestunde im Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen kürzlich zeigte.

 

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Das beschriebene Problem zu lösen und den Ausbau öffentlicher Ladesäulen massiv zu beschleunigen, dazu könnte die Software eines Start-ups aus Leinfelden-Echterdingen beitragen. „Meist werden Parkplätze nicht rund um die Uhr genutzt“, erklärt Stephan Dengler, einer der Gründer des noch jungen Unternehmens ChargeIQ. In Wohngebieten seien viele Parkplätze tagsüber frei, wenn die Menschen bei der Arbeit oder anderweitig unterwegs seien. Nachts gebe es dagegen auf Unternehmensparkplätzen oder vor Geschäften oft ungenutzten Parkraum.

Eigentümer können zwischen drei Betreibermodellen wählen

In beiden Fällen könnten die Eigentümer eine sogenannte Wallbox zum Laden für Elektroautos und Plug-in-Hybride installieren, wenn es einen Stromanschluss gibt. Die Kosten für eine Wallbox bewegen sich derzeit im niedrigen vierstelligen Bereich. Damit die Wallbox entweder von einem kleinen Kreis von Menschen oder von der allgemeinen Öffentlichkeit genutzt werden kann, dafür bietet ChargeIQ eine Software an.

Über diese Software können die Eigentümer zwischen drei Betreibermodellen wählen. Entweder soll die Wallbox nur einem kleinen Kreis an Personen, vielleicht den Freunden, zugänglich gemacht werden. Dann wird einfach über die Stromrechnung des jeweiligen Anschlusses abgerechnet. Im zweiten Fall kann die Wallbox mit einem weiteren Kreis an Menschen, etwa den Nachbarn oder Kunden, geteilt werden. Dann wird einzeln abgerechnet. Und das dritte Modell weist die Wallbox schließlich als öffentliche Ladestation aus, ist im Navigationssystem sichtbar und kann von jedermann genutzt werden. „Man kann verschiedenen Nutzern einen Zugang geben“, sagt Dengler.

Wer Strom verkauft, wird zum Stromhändler

Gerade die letztgenannte Möglichkeit sei für Parkraumbewirtschafter oder Stadtwerke interessant, sagt Dengler. „Nachts ist die Ladeinfrastruktur tot“, erklärt er am Beispiel eines Kaufhausparkplatzes. Während der Parkplatz tagsüber Kunden zur Verfügung steht, könnte er nachts von den Stadtwerken betrieben werden, inklusive Wallboxen und der Software von ChargeIQ.

So einfach, wie es sich anhört, ist das Modell allerdings nicht. „Wer Strom verkauft, wird zum Stromhändler“, erklärt der Geschäftsführer der Stadtwerke von Leinfelden-Echterdingen, Peter Friedrich. Der Strommarkt unterliegt in Deutschland zahlreichen Gesetzen und Vorschriften. Hinzu komme, dass die finanziellen Anreize für das öffentliche Laden für die Stromverkäufer momentan gering seien. Bei öffentlichen Ladesäulen würden oft nur geringe Strommengen gezapft.

Das sind die Herausforderungen für Stromverkäufer

Tatsächlich müssen Betreiber von öffentlichen Ladestationen unter anderem beim Netzbetreiber, bei der Bundesnetzagentur und beim Hauptzollamt gemeldet sein. Die derzeitigen Meldepflichten sind aus Sicht von ChargeIQ ein großer Hemmschuh beim Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Darüber hinaus gibt es im Detail noch oft weitere Herausforderungen, beispielsweise im Zusammenhang mit einer sich aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ergebenden Umlage. Die Umlage wird fällig, sobald eigenerzeugter Strom (etwa aus einer Fotovoltaikanlage) weitergegeben wird. „Es ist viel zu viel Bürokratie“, klagt Dengler. „Die technischen Lösungen sind vorhanden, sie werden aber regulatorisch ausgebremst.“