Im jahrelangen Rechtsstreit um das neue Freiburger Stadion haben die Anwohner ihre Klagen zurückgezogen. Die Zugeständnisse von Stadt und Verein sind vergleichsweise gering.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Freiburg - Aufatmen beim SC Freiburg: Der Bundesligist kann sein neues Europapark-Stadion künftig ohne Einschränkungen nutzen. Kurz vor einem anberaumten Prozesstermin des Freiburger Verwaltungsgerichts schlossen Stadt, Verein und das Regierungspräsidium als Genehmigungsbehörde auf der einen und die sechs klagenden Anwohner auf der anderen Seite einen Vergleich. Demnach steht einer Nutzung des 76 Millionen Euro teuren Stadions auch am Abend und am Sonntagnachmittag nichts mehr entgegen.

 

Der Vergleich verschaffe dem Verein Planungssicherheit, erklärte der Sportvorstand Oliver Leki laut einer Mitteilung. „Uns sind gutnachbarschaftliche Beziehungen in den gesamten Stadtteil sehr wichtig.“ Gleichzeitig dankte er dem Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos), der zuletzt die Initiative für die Gespräche ergriffen hatte. Alle Parteien seien aufeinander zugegangen, es sei Verständnis für die gegenteiligen Interessenlagen gewachsen. Man habe für viele konkrete Fragen einvernehmliche Lösungen finden können, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Parteien.

Auch die Richter sind erleichtert

Auch bei der zuständigen Kammer des Freiburger Verwaltungsgerichts, die für den Prozess zwei Tage lang das Bürgerhaus in Freiburg-Zähringen reserviert hatte, herrscht offenbar Erleichterung. Dem Streit um das neue Stadion liege ein komplexer innerstädtischer Konflikt zugrunde, der durch eine gerichtliche Entscheidung nicht hätte gelöst werden können, heißt es in einer Mitteilung des Gerichts.

Wie schwer sich die Verwaltungsgerichtsbarkeit mit dem Fall tat, zeigte sich im Verlauf des Verfahrens. Vor dem Verwaltungsgericht in Freiburg waren die Kläger im vorläufigen Verfahren zunächst unterlegen, der VGH gab ihnen hingegen zunächst weitgehend Recht, um kurz darauf einräumen zu müssen, auf Grundlage einer mittlerweile überholten Sportstättenverordnung entschieden zu haben. Im weiteren Verlauf sprach der Senat dennoch ein vorläufiges Verbot von Ligaspielen am Abend und in der Ruhezeit am Sonntagmittag aus. Eine endgültige Klärung sollte jetzt das Hauptsacheverfahren, nun wieder vor dem Freiburger Verwaltungsgericht, bringen.

Stadt macht Zugeständnisse

Neue Präzisionen des Bundesgesetzgebers zum Lärm bei Sportstätten hatten zuletzt allerdings dem SC in die Karten gespielt. Die nun vereinbarten Zugeständnisse fallen deshalb vergleichsweise mild aus. Die Stadt sagte zu, eine zehn Hektar große Waldfläche in dem Bereich für mindestens 30 Jahre nicht zu bebauen und sich dort für eine Ausweisung eines Vogelschutzgebietes einzusetzen. Zudem sollen 100 000 Euro zusätzlich in Spielplätze und Begegnungsflächen in dem Stadtteil fließen. Großkonzerte und Open-Air-Kino-Veranstaltungen bleiben auf dem Parkplätzen und Freiflächen rund um das Stadion untersagt.

Es gebe weder Gewinner noch Verlierer, sagte OB Horn. Die Vertreter der Klägerseite äußerten sich zufrieden. Das gerichtliche Verfahren habe gezeigt, dass die Bedenken der Anwohner nicht grundlos gewesen seien. Gleichwohl „sind wir der Überzeugung, dass die nun gefundene Einigung nicht nur für unsere Mandanten, sondern für den gesamten Stadtteil einen Mehrwert bieten.“

Einsprüche trotz Bürgerentscheid

Das neue Europapark-Stadion bietet 34 700 Plätze und ersetzt das alte Schwarzwald- beziehungsweise Dreisamstadion auf der anderen Seite der Stadt. Seit Oktober wird in der neuen Spielstätte gespielt. Im Jahr 2015 hatte sich eine große Mehrheit der Freiburger in einem Bürgerentscheid für den Neubau ausgesprochen.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Artikels war der anberaumte und kurzfristig abgesagte Prozess irrtümlich bereits an den Verwaltungsgerichtshof verlegt worden. Tatsächlich fand die Verständigung unter der Regie des Freiburger Verwaltungsgerichts statt.