Eine mögliche Interimsoper im Oberen Schlossgarten stößt in der Stadt auf ein geteiltes Echo. Während mancher die Prüfung der Variante begrüßt, will der BUND notfalls ein Bürgerbegehren gegen den Standort initiieren.

Stuttgart - Die Prüfung des Eckensees im Oberen Schlossgarten als möglicher Standort für eine Interimsoper während der auf mindestens fünf Jahre taxierten Sanierung des Großen Hauses stößt in der Stadt auf ein geteiltes Echo. Während die Intendanz der Staatstheater die Prüfung der Variante begrüßte und die Bürgerinitiative Aufbruch Stuttgart um den TV-Moderator Wieland Backes den Eckensee wegen der Nähe zum Littmann-Bau als idealen Standort für eine Übergangsspielstätte für Oper und Ballett pries, kündigte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) entschiedenen Widerstand an. BUND-Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer sagte, sein Verband werde gegebenenfalls ein Bürgerbegehren auf den Weg bringen oder unterstützen. Auch bei der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, die das jährliche Stuttgarter Sommerfest rund um den Eckensee und den Schlossplatz veranstaltet, ist man skeptisch.

 

Wie berichtet hatte eine Mehrheit aus CDU, SPD, Freien Wählern und FDP im Rathaus mit Unterstützung der AfD eine erneute Machbarkeitsprüfung für ein Übergangsquartier am Eckensee durchgesetzt. Zugleich betonten die Fraktionen, der Prüfauftrag sei nicht als „Vorentscheidung“ für den Standort zu verstehen. Grüne und SÖS/Linke-plus hatten gegen die Prüfung votiert, und auch der grüne Rathauschef Fritz Kuhn ist erklärtermaßen ein Gegner der Eckensee-Oper.

BUND: Baukörper würde Hitzestau in der City noch verstärken

Zuvor hatte der Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater das einzig mögliche innerstädtische Gelände für ein Interim an der Ecke Schillerstraße/Willy-Brandt-Straße wegen Unsicherheiten in Bezug auf die Fertigstellung des Bahnprojekts Stuttgart 21 sowie technischer Schwierigkeiten bei der Gründung von der Liste der infrage kommenden Areale gestrichen. Untersucht werden außer dem Eckensee das frühere Paketpostamt an der Ehmannstraße sowie ein Daimler-eigenes Gelände nahe des Mercedes-Museums.

Für den BUND sprechen insbesondere klimatologische Gründe gegen eine Bebauung der einzigen größeren Wasserfläche in der Stuttgarter City. „Wasserflächen sind notwendig, um den Temperaturanstieg in der Innenstadt zumindest in Grenzen zu halten“, so Regionalgeschäftsführer Pfeifer. Er verweist auf die Stadt Karlsruhe, in der zu diesem Zweck gerade neue Wasserflächen angelegt würden. Ein wenn auch nur temporärer Baukörper mitten im Oberen Schlossgarten werde den sommerlichen Hitzestau nur verstärken: „Unter klimapolitischen Gesichtspunkten spricht alles gegen diesen Standort.“ Pfeifer verweist auch darauf, dass eine mögliche Baustelle am Eckensee mit der Hauptradroute I kollidiere, die durch den Schlossgarten verläuft. Zudem sei der Eckensee Trinkwasserreservoir für Vögel und Fledermäuse: „Wenn der See trockengelegt wird, provoziert das geradezu ein Bürgerbegehren.“

Stadt: Für eine informelle Bürgerbeteiligung ist es zu spät

Für eine klassische informelle Bürgerbeteiligung wie etwa beim geplanten Rosensteinquartier sieht die Stadt keine rechtliche Grundlage. Die entsprechenden Bürgerbeteiligungsrichtlinien, die der Gemeinderat beschlossen hatte, treten erst zum 1. Oktober in Kraft. „Eine informelle Bürgerbeteiligung hätte, wenn überhaupt, gleich zu Beginn der Diskussion stattfinden sollen und nicht erst kurz vor der Entscheidung“, erklärte ein Stadtsprecher. Zudem hätte man eine solche Beteiligung mit dem Eigentümer des Schlossgartens, dem Land, abstimmen müssen.

Aber nicht nur Umwelt- und Naturschützer sehen der endgültigen Entscheidung über den Standort für ein Opernprovisorium, die der Verwaltungsrat im November treffen will, mit Skepsis entgegen. Auch die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, die alljährlich das Sommerfest auf dem Schlossplatz und im Oberen Schlossgarten organisiert, ist nicht begeistert. „Ohne den Eckensee würde viel vom fast mediterranen Flair des Fests verloren gehen“, befürchtet Pressesprecher Jörg Klopfer. Der Schlossplatz allein sei zudem flächenmäßig zu klein, um das Sommerfest auszurichten.