Nach zwei Jahren Corona-Pause kommt das internationale Chorprojekt der Landesakademie Ochsenhausen an diesem Freitag in die Pauluskirche. Mit dabei ist der Jugendchor des Musikkonservatoriums Odessa.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Viele Kultureinrichtungen, die Begegnungen auf hohem Niveau international als Zielsetzung haben, müssen sich dieses Jahr noch in Bescheidenheit üben, denn in vielen Ländern wirken die Folgen von Corona noch mehr nach als hierzulande. Die Projekte der Landesakademie Ochsenhausen machen da keine Ausnahme. Wobei es am Ende mit dem internationalen Chorprojekt C.h.o.i.r. am Ende doch ganz gut geklappt hat: 120 junge Sängerinnen und Sänger sind inzwischen im Oberschwäbischen zusammengekommen. Und an diesem Freitag um 19 Uhr treten sie in der Pauluskirche im Stuttgarter Westen auf. Auf dem Programm stehen Dvoraks D-Dur-Messe sowie das Magnificat von Felix Mendelssohn Bartholdy, ebenfalls in D-Dur.

 

Komplette Chöre statt Einzelbewerbungen

Dieses Projekt ist seit langem eine Herzensangelegenheit von Michael Alber, der viele Jahre Chef des Stuttgarter Opernchors war. Doch krankheitsbedingt musste er dieses Mal den Dirigierstab an Arndt Martin Henzelmann abgeben. Mit 120 Stimmen hat er etwas weniger als die sonst üblichen 150 zur Verfügung, auch die Vielzahl der Länder, die da stimmlich vertreten sind, ist etwas geringer als sonst, aber ein knappes Dutzend an Nationalitäten sind immer noch vertreten. Neu ist dafür, dass es dieses Mal weniger Einzelbewerbungen sind, dafür haben sich jetzt mehr oder weniger drei Chöre komplett angemeldet.

Herausragend ist da sicherlich die Teilnahme des Jugendchors des Musikkonservatoriums aus Odessa. „Das war schon sehr schwierig, die hierher zu bekommen“, so Andreas Kreißig, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Landesakademie: „Mehrere Genehmigungen waren notwendig, sowohl vom Kultus- wie vom Verteidigungsministerium der Ukraine. Denn zu diesem Chor gehören ja auch etliche junge Männer, für die eigentlich ein striktes Ausreiseverbot gilt. „Es musste eben sehr klar dargestellt werden, dass sie unterwegs sind, um die Kultur der Ukraine zu repräsentieren“, so Kreißig. Und dazu hat inzwischen ein Serenadenabend mit Musik der Ukraine in Ochsenhausen stattgefunden. Etwa 20 der jungen Sängerinnen und Sänger sind derzeit hier in Baden-Württemberg, eigentlich sind es 50. Auch das war schon schwierig, berichtet Kreißig: „Ein normales Unterrichten ist ja nicht möglich in Odessa. Im Prinzip waren die über die ganze Ukraine verteilt. Und hier haben sie sich erstmals wieder in Lwiw zusammen gefunden“.

Der letzte Schliff

Denn das Ziel dieses internationalen Projekts ist es ja, nicht nur ein neues Werk einzustudieren, die angehenden Profis sollen hier den letzten Schliff bekommen und zugleich eine neue Handschrift in Sachen Interpretation erfahren. Das bedeutet, sie sind mit den Stücken schon ganz gut vertraut, bevor sie in Ochsenhausen ankommen. Und Unterschiede gibt es offensichtlich nach wie vor in der gesanglichen Herangehensweise zwischen Ost und West. „Der Zugang zur Musik ist bei unseren östlichen Nachbarn nach wie vor emotionaler als bei uns“, so Kreißig. Das haben sie gemeinsam mit dem zweiten Gastchor zu den diesjährigen Projekttagen aus Polen. Die Konzertbesucher in der Pauluskirche werden dennoch einen Musikabend der großen Gefühle erleben mit dem großen Chor, mit vier Solisten und einem Festivalorchester. Dafür sorgen allein schon die Handschriften der Komponisten Antonin Dvorak und Felix Mendelssohn Bartholdy.