Wohl keiner hat die Stuttgarter Kickers so geprägt wie Axel Dünnwald-Metzler. Und wohl niemand wird den Blauen jemals wieder so seinen Stempel aufdrücken wie ADM. Am 6. April jährt sich sein Todestag zum 20. Mal.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Ein 1:3 in der Fußball-Regionalliga gegen Eintracht Frankfurt II, ein 0:5 bei der TSG 1899 Hoffenheim II, eine lange Zeit so prächtig harmonierende Mannschaft im Sinkflug. Mit ziemlicher Sicherheit wäre Axel Dünnwald-Metzler in dieser kniffligen Phase vor die Mannschaft der Stuttgarter Kickers getreten. Um das Team aufzurütteln. Ihm mit einem flammenden Appell neues Leben einzuhauchen. Auf seine Art. „Er hat nie rumgeschrien, gepoltert oder Kraftausdrücke verwendet“, erinnert sich der ehemalige Spieler Ralf Vollmer im Gespräch mit unserer Redaktion an den langjährigen Präsidenten (1979 bis 2003) und Mäzen der Kickers. „ADM war ein Gentleman, unglaublich charmant, aber er hat seinen Jungs auch schon einmal die Ohren lang gezogen“, beschrieb Fredi Bobic im Kickers-Buch „Auf, die Blaue!“ den blauen Übervater.

 

Am 6. April jährt sich sein Todestag zum 20. Mal. Im Alter von 64 Jahren war er verstorben, ein knappes Jahr nachdem ADM aus gesundheitlichen Gründen nach 24 Jahren als Kickers-Chef zurückgetreten war. Kein anderer hat die Blauen so geprägt wie er. Dünnwald-Metzler spielte schon in der Jugend für seinen Herzensverein, später auch in der ersten Mannschaft – rund ein Vierteljahrhundert lang war er der erste Mann im Verein.

Charme und Charisma

„ADM war immer präsent. Er war gebildet, er hatte Charme, Charisma, Ausstrahlung, und er konnte aus dem Stegreif Reden halten, in denen immer wieder sein hintergründiger Humor aufblitzte“, erzählt Vollmer voller Bewunderung noch heute. ADM war loyal, pflichtbewusst, aufrichtig, bescheiden. Er konnte auch mal aufbrausend werden, wenn er Ungerechtigkeit witterte. Er war aber immer versöhnlich, wenn er den kleinen menschlichen Schwächen begegnete.

Ein Mann, ein Wort – das war für ihn keine Floskel. „Alles, was ich bei den Kickers gemacht habe, haben wir per Handschlag vereinbart. Es herrschte blindes Verständnis, eine bessere Vertrauensbasis konnte man sich nicht vorstellen“, sagt der ehemalige Stürmer Vollmer.

Legendäre Aussagen

Auch nach seinem Tod ist der Kickers-Ehrenpräsident noch allgegenwärtig. Der ADM-Sportpark und die ADM-Jugendtage erinnern an diesen Edelmann des Sports. Manche seiner Aussagen sind legendär. „Wissen Sie, wie man Millionär wird“, fragte er gerne in lustiger Runde und antwortete selbst, begleitet von einem herzhaften Schlag auf den Oberschenkel: „Indem man als Multimillionär Kickers-Präsident wird.“

Es ist nur eine von so vielen Anekdoten über Axel Dünnwald-Metzler. „Was spielst du lieber, Klavier oder Fußball?“, hatte der Staatskapellmeister Josef Dünnwald einst seinen hoffnungsvollen Filius gefragt. „Lass’ mich Fußball spielen“, sagte der junge Axel zu seinem Papa. Eine gute Entscheidung, die ihm später sogar mal eine Einladung des damaligen Bundestrainers Sepp Herberger zu einem Lehrgang brachte.

Nach seiner Fußballerkarriere, die einen kurzen Ausrutscher in die Jugend des VfB Stuttgart enthielt, bekam er seine zweite Kickers-Sozialisation vom einstigen Kickers-Präsidenten Philipp Metzler. Der vertraute seinem künftigen Schwiegersohn nicht nur die Leitung seines Optikerunternehmens an, er verpasste ihm auch endgültig den blauen Virus. Den hatte Metzlers Tochter Ursi (verstorben 2009) selbstredend auch in sich: Auf der Kickers-Tribüne unterstützte sie mit Leidenschaft und Herzblut ihren Axel – meistens dann natürlich auch mit blau lackierten Fingernägeln.

Seinen Lebenstraum erfüllte sich ADM 1988, als er die Kickers endlich – nach einigen vergeblichen Anläufen – in die Bundesliga führte. Er erlebte aber auch bittere Momente. Etwa die Abstiege aus der ersten Liga 1989 und 1992. Oder die trostlosen Erstligaspiele vor kaum mehr als 3000 Aufrechten im damaligen Neckarstadion. Er würde jedem Zuschauer einen Schnaps zahlen, soll er einmal gesagt haben, aber er wisse nicht, was er mit dem Rest der Flasche machen soll.

Dass seine Kickers nun sogar in der vierten Liga mehr Fans anlocken, so wie etwa am Mittwoch 4650 beim 1:0 gegen die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz, wird ADM oben im blauen Himmel freuen.