Stuttgarter Kickers im freien Fall Niedergang der Blauen – alles, nur kein Zufall

Der einst ruhmreiche Club ist so tief gesunken wie noch nie. Die Stuttgarter Kickers stehen mit eineinhalb Beinen in der Oberliga. Der fast sichere Abstieg in die Fünftklassigkeit ist die Quittung für eine Kette von Fehlentscheidungen.
Stuttgart - Die Talfahrt des ehemaligen Fußball-Bundesligisten (1988/89 und 1991/92) Stuttgarter Kickers kommt nicht von ungefähr. Sie hat einen langen Vorlauf. Die Knackpunkte der vergangenen vier Jahre:
Trennung von Horst Steffen: Am Ende der Saison 2014/15 ware die Stuttgarter Kickers auf dem besten Weg, wieder viele Sympathien auf sich zu vereinen. Als Drittliga-Vierter schrammten sie nur haarscharf an den Relegationsspielen zur zweiten Liga vorbei. In der darauf folgenden Runde führten die Blauen eine Woche nach dem begeisternden 1:0 gegen den FC Mageburg am 19. September 2015 auch am neunten Spieltag beim SV Wehen Wiesbaden mit 3:1. In der Blitztabelle stehen die Kickers auf Platz zwei. Enzo Marchese vergibt einen Foulelfmeter zum möglichen 4:1. Die Partie endete 3:3. Oberflächlich betrachtet begann damit die Talfahrt. Die Kickers überredeten Trainer Steffen, der sich mit 1860 München einig war, in dieser Phase zum Bleiben, verzichteten damit auf eine satte Ablöses – um sich am 4. November von ihm zu trennen. Zu radikaler Umbau: Der damalige Sportdirektor Michael Zeyer holte Tomislav Stipic als Steffen-Nachfolger und baute in der folgenden Winterpause den Kader radikal um. Das Aussortieren blauer Urgesteine, die zumindest ihr Kämpferherz am rechten Fleck hatten, ging weiter: Nach Spielern wie Julian Leist, Nick Fennell, Patrick Auracher, Fabio Leutenecker traf es nun Enzo Marchese und Gerrit Müller. Am Ende stand trotz sechs Punkten Vorsprung zwei Spieltage vor Schluss der Abstieg. Kein Plan B: Die Blauen hatten für den unerwarteten Abstieg in die Regionalliga für die Saison 2016/17 keinen Plan B, sie hielten an Zeyer als Sportdirektor fest, schickten dafür bis auf Sandro Abruscia alle Spieler weg. Selbst auf Marc Stein, der gerne geblieben wäre, wurde kein Wert mehr gelegt. Am 20. Oktober kam es zur Trennung von Zeyer. Vier Tage später folgte der Rauswurf von Coach Alfred Kaminski. Im unerfahrenen Tomasz Kaczmarek kam erneut eher ein Trainertyp der Marke Theoretiker, der zudem ohne Sportlichen Leiter an seiner Seite, viel zu lange allein gelassen wurde. Erneut schlechte Personalpolitik: Nach dem Klassenverbleib am Ende der Saison 2106/17 folgte das Desaster im WFV-Pokalfinale. Die Enttäuschung nahmen die Blauen mit in die neue Saison. Obwohl jeder wusste, dass es dem Kader vor allem an körperlich robusten Führungsspielern mangelt, kamen wieder nicht die richtigen Neuzugänge. Am 17. Oktober 2017 wurde Kaczmarek gefeuert. Erst im November holten die Blauen in Martin Braun einen neuen sportlichen Leiter. Weder die Winterneuzugänge noch die verpflichteten Trainer Paco Vaz und Jürgen Seeberger konnten das drohende Unheil aufhalten.
Unsere Empfehlung für Sie

Matthias Becher von den Stuttgarter Kickers „Diese Leidenschaft, dieses Miteinander fasziniert mich“
Ein halbes Jahr hat Matthias Becher als Geschäftsführer der Stuttgarter Kickers hinter sich. Im Interview zieht er ein Zwischenfazit und beantwortet auch die Frage: Wie lange können die Blauen ohne Zuschauereinnahmen noch durchhalten?

Fußball-Oberliga Lutz Siebrecht verlängert bei den Stuttgarter Kickers
Still ruht der See auf Degerloch Höhen, doch die Stuttgarter Kickers sind nicht im Winterschlaf: Der Fußball-Oberligist verlängerte den Vertrag mit dem Sportlichen Leiter Lutz Siebrecht – die Laufzeit soll drei Jahre betragen.

Kapitän des VfB Stuttgart vor 400. Spiel Gonzalo Castros besondere Momente
Gegen den FSV Mainz an diesem Freitag (20.30 Uhr/Liveticker) könnte Gonzalo Castro sein 400. Bundesligaspiel bestreiten. Davor blickt der 33-Jährige auf besondere Momente seiner Karriere zurück.

Nach Trennung von Paris St. Germain Thomas Tuchel neuer Teammanager beim FC Chelsea
Thomas Tuchel ist neuer Teammanager beim englischen Topklub FC Chelsea. Der deutsche Trainer erhält einen Vertrag bis 2022 mit einer Option auf ein weiteres Jahr.

Stuttgarter Kickers Trainer Ramon Gehrmann bleibt für zwei weitere Jahre
Die Stuttgarter Kickers setzen auf Kontinuität: Nach dem Sportlichen Leiter Lutz Siebrecht hat der Fußball-Oberligist nun auch den Vertrag mit Trainer Ramon verlängert – ligaunabhängig.

Startrainer wechselt zum FC Chelsea Thomas Tuchel kellnerte einst in Bar am Rotebühlplatz
Er spielte für die Stuttgarter Kickers und war Jugendtrainer beim VfB. Dann startete Thomas Tuchel so richtig durch. Nun wird er neuer Teammananger beim FC Chelsea. Wir haben eine Bildergalerie zu seinen Stationen erstellt.