Der Stuttgarter Konzertveranstalter Kessel Events hat ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Das ist kein gutes Zeichen für die Livemusik in Stuttgart - und erinnert an den Ärger um das Stuttgart Festival 2016.
Stuttgart - Wer in den vergangenen Wochen die Facebookseite des Konzertveranstalters Kessel Events besucht hat, traf dort auf einige Beiträge, in denen dargelegt wurde, dass bereits angekündigte Konzerte in der Form doch nicht stattfinden können. Das war alles einigermaßen nebulös formuliert, wenngleich in der Szene das Wort "Insolvenz" schon die Runde machte.
Auf unsere Anfrage hat Kessel Events nicht reagiert - vor einer Woche aber folgenden Post abgesetzt:
Update 11:25 Uhr: Am Mittwochvormittag - nach Erscheinen dieses Textes - bestätigte der Kessel-Events-Geschäftsführer Sebastian Kränzlein diese Darstellung. Daüber hinausgehend will er sich unter Verweis auf das Insolvenzverfahren derzeit jedoch nicht äußern.
Sämtliche von Kessel Events für den Herbst angekündigten und als örtlicher Veranstalter durchgeführten Konzerte hängen damit erst einmal in den Seilen - darunter die Gigs von Montreal im Club Cann oder von The Hirsch Effekt im Goldmark's. Kessel Events hatte sich als Nachfolger des im Frühjahr 2015 abgetretenen Konzertveranstalters Radioclash profiliert, ergo vor allem Clubkonzerte von Gitarrenbands veranstaltet.
"Booker verlangen heutzutage manchmal Vorkasse von örtlichen Veranstaltern", schreibt uns ein Kenner der Szene. "Wenn die es nicht gibt, wird die Show gecancelt. Die Tickets aus dem Vorverkauf könnten dann nicht zurückerstattet werden, wenn die Insolvenz schon läuft - dann gehört der VVK zur Insolvenzmasse." So scheint es jetzt bei Kessel Events auch gekommen zu sein. Kessel Events selbst hat in einem früheren Facebook-Post geschrieben: "Gekaufte Tickets können momentan nicht zurückerstattet werden."
Das klingt, wie der Kollege Setzer auf dem mit Kessel Events weder verwandten noch verschwägerten Blog kessel.tv schreibt, schwer nach Stuttgart Festival 2016 - auch für dieses Event wurden bereits gekaufte Tickets wegen des Insolvenzverfahrens nicht zurückerstattet.
Weiterer Schlag für die Livemusikszene
Neben den wirtschaftlichen Folgen für die nun als Gläubiger auftretenden Ticketkäufer und vor allem für den Kessel-Events-Geschäftsführer, der seine Gigs weitgehend alleine organisiert hatte, stellt sich auch die Frage nach den Folgen für die Stuttgarter Musikszene. Auch wenn irgendeiner der übrigen Stuttgarter Konzertveranstalter die Gigs von Kessel Events übernimmt, bleibt absehbar eine Lücke insbesondere für Gitarrenkonzerte. Nachdem mit dem Zwölfzehn und dem Schocken im vergangenen Jahr zwei Konzertlocations weggebrochen sind, kommt Stuttgart nun auch noch ein Konzertveranstalter abhanden.
Michael Setzer erinnert daran, dass darunter auch die verbliebenen Livemusikclubs leiden und bringt eine Reaktion des Kulturamts ins Spiel. Wir schreiben noch das Popbüro auf die Liste. Dessen Leiter Peter James macht sich gerade ohnehin Gedanken über die Popmusikförderung in der Region Stuttgart. Möglicherweise ist es langsam wirklich Zeit, an der Infrastruktur für örtliche Popmusik anzusetzen.
Mehr zum Pop in der Region Stuttgart gibt's bei kopfhoerer.fm - auch auf Facebook.