Winfried Kretschmann erfreut sich auch in den Reihen der Opposition großer Beliebtheit. Seine Herausforderer sind weiten Teilen der Wähler gar nicht bekannt, wie eine Umfrage von Stuttgarter Zeitung und SWR ergibt.

Stuttgart - Würde der Ministerpräsident direkt gewählt, wäre die Wahl am 13. März für den Amtsinhaber Winfried Kretschmann ein gemähtes Wiesle. Die Umfrage von Infratest-Dimap im Auftrag der Stuttgarter Zeitung und des SWR ergab, dass selbst 42 Prozent der CDU-Anhänger ihr Kreuz bei Kretschmann machen würden, wenn das möglich wäre. Damit stellt der populäre Landesvater seinen konservativen Herausforderer Guido Wolf sogar in dessen eigenen Reihen in den Schatten. Für Wolf würden sich bei einer Direktwahl des Ministerpräsidenten 35 Prozent der CDU-affinen Befragten entscheiden.

 

Insgesamt käme Kretschmann bei einer Direktwahl auf 53 Prozent – auch dank eines Rückhalts von 90 Prozent in den eigenen Reihen. Wolf würden 15 Prozent aller Befragten direkt wählen und für den SPD-Spitzenmann Nils Schmid würden sich sechs Prozent entscheiden. Innerhalb der SPD schreiben nur 14 Prozent Schmid das Format eines Ministerpräsidenten zu, 62 Prozent der SPD-Anhänger würden lieber Kretschmann wählen.

Nils Schmid und Guido Wolf haben ein Problem mit ihrem Bekanntheitsgrad. Auch nach vier Jahren im Amt als Finanz- und Wirtschaftsminister ist Nils Schmid 31 von 100 Befragten noch kein Begriff, 26 Prozent kennen ihn nicht, fünf können ihn nicht einschätzen. Sogar in den Kreisen, die SPD wählen würden, ist Nils Schmid für 32 Prozent ein unbeschriebenes Blatt.

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Mehr als ein Viertel kennt Wolf nicht

Über Guido Wolf, der vor einem Jahr vom Landtagspräsidenten zum Spitzenkandidaten der CDU avancierte, wissen 39 Prozent nichts zu sagen, auch ihn kennen 26 Prozent gar nicht. Unter den CDU-Sympathisanten verbinden 37 Prozent nichts mit dem Namen Wolf. Am meisten muss der FDP-Spitzenkandidat Hans-Ulrich Rülke an seiner öffentlichen Wahrnehmung arbeiten. Zwei Drittel der Befragten fällt zu ihm nichts ein. Auch im FDP-Milieu bleiben 47 Prozent eine Antwort zu ihm schuldig. Rülke wie Wolf haben jedoch ihren Bekanntheitsgrad seit September verbessert. Solche Fragen stellen sich für Winfried Kretschmann nicht. Neun Prozent geben sich ahnungslos. 69 Prozent aber loben ihn. 22 Prozent sind sogar sehr mit dem Amtsinhaber zufrieden. Beliebter als Kretschmann sind im Vergleich der Ministerpräsidenten nur der Hamburger Olaf Scholz (76 Prozent) und die Saarländerin Annegret Kramp-Karrenbauer (75 Prozent).

Lob von der AfD

Manches Lob kommt aus einer unerwarteten Ecke: Jeder Zweite, der die AfD wählen würde, ist mit Kretschmann zufrieden. Potenzial wäre auch noch zu heben: Von den Nichtwählern hegen 54 Prozent Sympathien für den Ministerpräsidenten und diejenigen, die noch nicht wissen, ob sie wählen werden, haben ebenfalls mehrheitlich (54 Prozent) nichts an dem Grünen auszusetzen.

79 Prozent der selbsterklärten FDP-Wähler begrüßen die Arbeit des Regierungschefs Kretschmann. Das ist für die aufflackernde Ampeldiskussion um eine mögliche Regierung aus Grünen, SPD und FDP unter Führung der Grünen von Bedeutung. Der CDU-Mann Wolf kommt im liberalen Lager nur auf 32 Prozent Zustimmung. Insgesamt erreicht Wolf Sympathiewerte von 25 Prozent. Nachdenklich dürfte den Tuttlinger stimmen, dass in seinen eigenen Reihen die Zufriedenheit mit Kretschmann größer ist als mit ihm selbst. Im CDU-Lager kommt Wolf auf Werte von 45 Prozent. Kretschmann loben dagegen 69 Prozent der CDU-Anhänger. Bei den im Kern streitlustigen Grünen gibt es keine Kritik am eigenen Spitzenmann. Die Zustimmungsquote liegt bei 94 Prozent. Die meisten Kritiker Kretschmanns finden sich unter den potenziellen AfD-Wählern: 45 Prozent finden seine Arbeit nicht gut.

Schmid bei den Grünen beliebter als bei der SPD

Der SPD-Chef Nils Schmid kommt bei den Grünen mit 57 Prozent besser an als im eigenen Lager. In der SPD erreicht er nur 55 Prozent. Deutlich besser bewerten die Sozialdemokraten Winfried Kretschmann. Dessen Arbeit goutieren 84 Prozent der Genossen. Insgesamt erzielt Schmid eine Zustimmungsquote von 37 Prozent, vier Prozent weniger als im September.

Insgesamt sind die Baden-Württemberger mit ihrer grün-roten Landesregierung nach wie vor zufrieden. 60 Prozent haben am Kabinett Kretschmann nichts auszusetzen. Die Grünen-Anhänger stehen zu 88 Prozent hinter der Regierung. Im Lager des kleineren Koalitionspartners SPD sind 69 Prozent mit der Regierung zufrieden. Auch in den Reihen der Opposition bei CDU und FDP ist die Zustimmung mit je 64 Prozent deutlich größer als die Ablehnung. Nur bei den AfD-Sympathisanten überwiegt die Kritik mit 72 Prozent deutlich. Zu einer Mehrheit reicht es Grün-Rot aber nicht.

CDU bei den Jüngeren vorn

Den größten Rückhalt findet die CDU bei den Wählern zwischen 30 und 44 Jahren. In dieser Altersgruppe ginge jede zweite Stimme an die Christdemokraten. Die SPD findet mit 33 Prozent die meiste Zustimmung bei den jüngsten Wählern. Allerdings würden 34 Prozent der 18- bis 29-Jährigen die CDU wählen. Ganz schlecht steht die SPD mit elf Prozent bei den 45- bis 59-Jährigen da. Hier kommen die Grünen auf ihre höchsten Anteile. 31 Prozent würden sie wählen. Damit führen die Grünen in dieser Altersgruppe das Parteienspektrum vor der CDU (29 Prozent) an.

Die FDP reüssiert am besten bei den Wählern über 60 Jahren. Dort erreicht sie sieben Prozent. Jedoch ist die CDU mit 37 Prozent bei den Älteren die beliebteste Partei. Für die AfD würde sich in den Altersgruppen 30 bis 44 Jahre und 45 bis 59 Jahre jeder zehnte Wähler entscheiden.

Mit 30 Prozent ist die Gruppe derer, die nicht oder ungültig wählen oder unentschlossen sind, unverändert groß. 19 Prozent der Befragten wissen nicht, wen sie wählen sollen. Dabei gibt es kaum einen Unterschied in den Altersgruppen. Bei den 45- bis 59-Jährigen sind 17 Prozent unentschlossen, bei den 30-bis 44-Jährigen sind es 20 Prozent. Mit 22 Prozent sind mehr Frauen ratlos als Männer (15 Prozent). 15 Prozent der Unentschlossenen haben Abitur, 21 Prozent einen anderen Abschluss.