Der Daimlerturm lockt viele Besucher an. Sie genießen den Ausblick über Bad Cannstatt. Der Verein Pro Bad Cannstatt stellt in Aussicht, dass dies vom kommenden Jahr an regelmäßig möglich sein wird.

Stuttgart - „Anfang 2019, zum 125-jährigen Bestehen des Daimlerturms, wollen wir ihn der Öffentlichkeit möglichst wieder zugänglich machen. Dann vielleicht sogar schon im März“, sagt Matthias Busch. Das Beiratsmitglied im Verein Pro Alt Cannstatt macht somit all jenen Hoffnung, einmal einen Blick vom 1894 eröffneten Daimlerturm werfen zu können, die am Sonntag beim Tag des offenen Denkmals dazu keine Gelegenheit hatten. Dass es sich lohnt, den 15 Meter hohen Turm im Bad Cannstatter Kurpark zu besteigen, davon ist nicht zuletzt der Cannstatter Manfred Nickerl überzeugt, der am Sonntag erstmals auf der Plattform in luftiger Höhe stand. „Wir wohnen zwar auch im vierten Stock mit toller Aussicht, aber von hier hat man doch noch einen tolleren Blick“, so sein Resümee. Und auch viele der anderen Besucher – bis zum frühen Nachmittag waren deutlich mehr als 200 Besucher gekommen – zeigten sich beeindruckt vom Ausblick und dem im Auftrag Gottlieb Daimlers gebauten Turm, der seit den 1930er-Jahren im Besitz der Stadt Stuttgart ist und Ende der 30er-Jahre laut Busch „entromantisiert und aufgestockt“ worden war.

 

Der Turm ist auch als Hexenturm bekannt

Über hölzerne Stufen führt der Weg auf die Plattform hoch über dem Kinderspielplatz. Und wer den Turm mit Matthias Busch erklimmt, erfährt auf dem Weg nach oben auch viel über die Geschichte des Bauwerks und wie es heute wahrgenommen wird. So hat er erst am Vorabend, während der Vorbereitung für den Tag des offenen Denkmals zwei Jungen an die Tür klopfen und rufen hören: „Rapunzel, lass Dein Haar herunter.“ Der Blick unter den Hut von Matthias Busch zeigt aber: Da ist keine Haarpracht, die ein Hochklettern ermöglichen würde.

Auch als Hexenturm wurde das ehrwürdige Gemäuer oft bezeichnet, in dessen Innern sich Wandmalereien finden – mit Motiven aus Schorndorf, Bad Cannstatt und Gottlieb Daimlers Lebensstationen und Visionen.

Der Turm, so weiß Busch, sollte einst für Events hergerichtet werden. Doch aus den Plänen wurde nichts, wohl auch wegen der geringen Größe. Bei Sonderführungen, die es ab und an, aber doch sehr selten gibt, stößt Busch schnell an seine Grenzen, wenn die Gruppen mehr als zehn, 15 Personen umfassen. Auf einer der Zwischenebenen sind Fotografien mit Gottlieb Daimler an der Wand zu finden – sowie Pläne für das nahe gelegene Gartenhäuschen. Interessant für viele Besucher: Die einstigen Daimler-Grundstücke, die heute zum Park gehören, waren früher durch einen Weg getrennt.

Vom Turm selbst, der heute von Daimler in Schuss gehalten wird und daher laut Busch auch in einem besseren Zustand ist als viele Gebäude, die nur die Stadt betreut, haben die Besucher einen tollen Blick auf Stuttgart – „vom Kappelberg bis zum Fernsehturm“, so Busch. Die hohen Bäume verhinderten einen größeren Rundumblick im Spätsommer. Wenn diese im kommenden März aber kein Laub tragen, dürfte er deutlich größer sein. „Das lohnt sich dann“, so Busch.