Die Stadt prüft derzeit, ob die Räume des Theaters im Spitalhof zu einer Mensa für eine Ganztagesschule umgebaut werden können.

Das Theater im Spitalhof ist nicht nur für die Amateurtheatergruppen, die in dem Saal proben und ihre Stücke aufführen, ein Ort, den sie sich nicht wegdenken können. Doch seine Zukunft steht auf dem Spiel. Auf eine Anfrage unserer Zeitung zu den Gerüchten, dass der Saal womöglich für eine Mensa weichen soll, antwortet Baubürgermeister Klaus Brenner: „Ab dem Schuljahr 2026/2027 hat jedes Kind von der ersten bis zur vierten Klasse in der Grundschule einen Anspruch auf ganztägige Förderung in einer Tageseinrichtung. Deshalb wird aktuell überprüft, wie die Spitalschule zur Ganztagsschule umgebaut werden kann. Dabei wird auch geprüft, inwieweit in unmittelbarer Umgebung Raum für einen Erweiterungsbau besteht. Ebenso wird geprüft, ob die Räume des Theaters im Spitalhof zur Mensa für eine Ganztagesschule umgebaut werden könnten. In letzterem Fall würden neue Räumlichkeiten für die Theaternutzung gesucht.“

 

„Für Vollmond würde es das Aus bedeuten“

„Wenn es den Theatersaal nicht mehr gäbe, würde das für uns das Aus bedeuten. Vollmond würde dann sterben“, sagt Till Schneidenbach, Regisseur des Vollmondtheaters, der Amateurtheatergruppe der Volkshochschule Leonberg. Denn es hänge viel von dem Saal ab. „Für mich bedeutet das, dass ich aufhören werde“, betont Schneidenbach. Er kann sich nicht vorstellen, mit seiner Truppe in der VHS zu spielen. Nicht nur er hat den Eindruck, dass im Theater im Spitalhof in letzter Zeit weniger Veranstaltungen stattgefunden haben. „Wenn der Saal nur von wenigen genutzt wird, dann kann man schon auf den Gedanken kommen, dass er nicht gebraucht wird,“ gibt Till Schneidenbach zu bedenken.

Heinz-Dieter Erbe, der bis zu seinem Ruhestand 27 Jahre im Leonberger Amt für Kultur vor allem für Veranstaltungen im Spitalhof-Theater verantwortlich gewesen ist, war nach eigenen Worten „geschockt“, als er hörte, dass das Theater womöglich zur Mensa wird. „Man hat doch in der Umgebung Möglichkeiten anzubauen, “ sagt er. Erbe hat es zur Jahrtausendwende miterlebt, dass in dem Theatersaal eine ganze Weile aufgrund einer asbestbedingten Schließung und der folgenden Sanierungsarbeiten weder Proben noch Aufführungen stattfinden konnten.

Asbestbedingte Schließung um die Jahrtausendwende

Schon damals sprachen die Amateurtheatergruppen und Dieter Scholl, der damalige Dirigent des Leonberger Sinfonieorchesters, davon, dass diese Situation katastrophal sei. Was Erbe ärgert: „Damals hat man bei der Sanierung Geld investiert, damit man eine moderne Spielstätte hat.“ Natürlich müsse man in einen solchen Raum immer wieder einmal investieren, sonst gehe irgendwann nichts mehr, betont er. Aber: „Der Raum ist gut aufgebaut, auch energietechnisch.“ Für die Kleinkunst gebe es wohl keinen besseren Raum. Und Heinz-Dieter Erbe erinnert daran, dass in dem Saal einst auch beispielsweise Chorveranstaltungen, Elternabende und große Vorträge stattfanden. Die Spitalschule hätte ebenfalls ihren Nutzen von dem Saal gehabt, nicht zuletzt die Theater-AG der Schule.

„Der Theatersaal ist unsere Heimat,“ sagt Nicole Bender, langjähriges Mitglied der Bühne 16 und seit Kurzem Regisseurin der Amateurtheatergruppe. Es sei ein Luxus, dass sie dort das ganze Jahr proben könnten, aber sie würden dafür auch Saalmiete bezahlen. Etwas Vergleichbares zu finden, sei schwierig. Für die Bühne 16 dürfe der Saal nicht zu klein und nicht zu groß sein. Insofern kommt die Steinturnhalle nicht in Frage. „Ich habe einmal dort gespielt, mit einem nicht so großen Ensemble. Aber wir haben ja mindestens 20 Leute.“ Der Theatersaal im Spitalhof habe zudem eine „wunderbare Technik“, so Bender.

„Der Theatersaal ist unsere Heimat“

Nicole Bauch, die erst vor Kurzem die Regiearbeit von Swantje Willems beim Jugendspielclub „Die Vögel“ übernommen hat und erste Erfahrungen mit dem Theatersaal gemacht hat, sagt: „Es ist ein wunderbarer Schatz.“ Sie seien gerne dort und hofften, dass sie weiter in dem Saal proben könnten. „Er hat eine besondere Atmosphäre.“

Jörgen Schneider, Vorsitzender des Gitarren-Ensembles Leonberg, spricht von „einer Katastrophe“, wenn es das Theater im Spitalhof nicht mehr gäbe. „Wir haben die letzten 20 Jahre dort unser Jahreskonzert gegeben. Der Theatersaal ist als Location dafür einfach toll. Für uns ist der Saal als Aufführungsort einmalig.“ Die Technik sei immer „spitze“. Die Stadthalle sei für das Gitarrenensemble zu groß. Und auch die Steinturnhalle sei keine Alternative, unter anderem weil es keine ansteigenden Sitzplätze gebe.

„Für uns ist der Saal als Aufführungsort einmalig“

Thomas Roller, der sich bei einer ganzen Reihe von Veranstaltungen im Theater im Spitalhof um die Technik kümmert – im Mai hat er beispielsweise die Theatertage betreut – ist entsetzt darüber, dass aus der Spielstätte eine Mensa werden könnte: „Einen teureren Raum, um ihn zur Mensa umzubauen, kann man nicht finden.“ Der Raum sei technisch gut ausgestattet. Roller erzählt, dass die Aufführung des Tanzstücks „Home“ der Junioren der Company des Chemnitzer Balletts bei den Theatertagen gerade lichttechnisch schwierig gewesen sei, aber machbar. „Der Choreograf Yaron Shamir ist zufrieden gewesen,“ weiß Roller.

Bei der Beleuchtung und der Tontechnik sei vieles modernisiert worden. Im Januar habe es sogar noch neue LED-Scheinwerfer gegeben. Er fragt sich, ob es für eine neue Mensa nicht andere Möglichkeiten gebe. Die Steinturnhalle als Ersatz ist auch für ihn keine Alternative. „Die Bühne ist begrenzt und nicht so hoch“, sagt Roller. Dass dort viele Effekte verloren gingen, hat er gerade jetzt bei der Auftaktveranstaltung zum Straßenkunstfestival erlebt. Und er ist überzeugt: Aus dem Theater im Spitalhof kann man noch mehr herausholen als bisher.