Ein grüner Vordenker und ein Querdenker von rechts erörtern die Zukunft der EU. Im Rahmen der Reihe „Theater trifft Wirklichkeit“ sind am 7. Juli der grüne Politikberater Ralf Fücks und der Schweizer Publizist Roger Köppel zu Gast.

Stuttgart - Von einer „Schicksalswahl“ war vorab die Rede. Am 26. Mai haben 400 Millionen EU-Bürger über Europas Zukunft entschieden. Die Wahl fiel anders aus als von vielen erwartet. Sie hat die politische Landschaft auf dem Kontinent gleichwohl umgepflügt. Die traditionellen Parteien der Mitte, wozu die deutschen Großkoalitionäre Union und SPD zählen, verfügen im neuen EU-Parlament über keine Mehrheit mehr. In vielen Ländern, darunter den EU-Gründerstaaten Frankreich und Italien, genießen europaskeptische Populisten inzwischen das meiste Vertrauen. Junge, urbane, gut ausgebildete Wähler wenden sich verstärkt den Grünen zu – wenn auch nirgends mit der Dynamik wie in Deutschland. Die Parteienpalette ist zersplittert, das politische Kräftefeld stärker polarisiert.

 

Welche Folgen hat das für Europa? Wie lassen sich die Klüfte überbrücken, welche die disparaten Wählervoten widerspiegeln – Klüfte, die sich mitten durch Deutschland ziehen? Verschärft eine politische Selbstblockade die Folgen des drohenden Brexits? Wo verlaufen die künftigen Konfliktlinien: entlang der Migrationsfrage oder eher zwischen Klimaschutz und Wachstumspolitik? Bleibt Europa angesichts vieler Anfechtungen liberal, weltoffen und auf Kooperation ausgerichtet, oder verstärkt sich mit der Wahl der Trend zur Abschottung, zu autoritären Regierungspraktiken und nationalistischen Alleingängen?

Politische Unkorrektheit gegen liberale Modernität

All diese Fragen sollen bei der nächsten Veranstaltung in der Reihe „Theater trifft Wirklichkeit“ zur Sprache kommen. Am Sonntag, 7. Juli, sind der Schweizer Parlamentarier und Publizist Roger Köppel sowie der grüne Vordenker Ralf Fücks zu Gast. Köppel (54) ist Chefredakteur und Verleger des in Zürich erscheinenden Magazins „Die Weltwoche“. Er sitzt für die Schweizerische Volkspartei im Berner Nationalrat, die dort für eine nationalkonservative, europakritische Politik kämpft. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ nannte ihn den „größten Unruhestifter der Schweizer Medienszene“. Er vertrete meist „die Position des politisch Unkorrekten“. Fücks (67) stand von 1997 bis 2017 an der Spitze der Heinrich-Böll-Stiftung und leitet seitdem das Zentrum Liberale Moderne in Berlin. In einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ erklärte er unlängst, warum „Sicherheit für die meisten Deutschen einen höheren Wert als Freiheit“ genieße und „das autoritäre Denken in Deutschland nie verschwunden“ sei. „Theater trifft Wirklichkeit“ ist eine Gesprächsreihe, die gemeinsam vom Staatstheater Stuttgart, der Robert-Bosch-Stiftung und der Stuttgarter Zeitung veranstaltet wird.

So kommt man an Karten

Die Diskussion am Sonntag, 7. Juli, findet im Schauspielhaus Stuttgart statt. Sie beginnt um 11.00 Uhr. Tickets gibt es beim Kartenservice telefonisch unter 07 11 / 20 20 90 oder online unter tickets@staatstheater-stuttgart.de.