Die tiefste Süßwasserhöhle der Welt, der Hranická-Abgrund in Tschechien, ist fast doppelt so tief wie bisher angenommen. Forscher haben jetzt herausgefunden, dass das Höhlensystem fast Kilometer in die Tiefe reicht.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Prag - Die weltweit tiefste Süßwasserhöhle der Welt liegt mitten in Europa, genauer gesagt im Osten Tschechiens. Der Hranická propast (auf deutsch: Weißkirchener Abgrund) ist eine rund 1000 Meter tiefe Höhle im Kalkgestein auf dem rechten Ufer des Flusses Bečva am südöstlichen Stadtrand von Hranice in Mähren.

 

Der Abgrund beginnt mit einem rund 100 Meter langen Einschnitt im Kalkgestein, der schräg nach unten in eine Kammer führt und in einen süßwassergefüllten See mündet. Unter der Wasseroberfläche geht es dann erst richtig in die Tiefe. Ein schräge Kluft führt mehrere Dutzend Meter hinab, bis zu einer Engstelle im Kalkgestein. Von hier aus führt die Höhle fast senkrecht in die Tiefe.

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Roboter kam 473 Meter tief

Da das Höhlensystem sehr unzugänglich ist, wusste man bisher nicht, wie tief der Hranická propast tatsächlich ist. Im September 2016 kam polnische Höhlenforscher Krzysztof Starnawski mit einem ferngesteuerten Tauchroboter bis in eine Tiefe von 473 Meter unter der Wasseroberfläche. Doch dann ging dem Unterwassergefährt das Kabel aus.

Geologen der Tschechischen Akademie der Wissenschaften haben jetzt mit Hilfe moderner geophysikalischer Experimente herausgefunden, dass der Hranicka-Abgrund möglicherweise zwischen 900 Meter und einem Kilometer tief ist. „Typischerweise werden solche vertikalen Höhlen durch tiefes Grundwasser gebildet“, erklären die Forscher.

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Hranická-Abgrund entstand durch Quellwasser

Doch anders als bei vielen Karsthöhlen etwa auf der Schwäbischen Albist der Hranická propast nicht durch einsickerndes Regenwasser entstanden, sondern durch angesäuertes Wasser, dass aus den unteren Schichten der Erdkruste nach oben quillt.

„Die Blockade einer Quelle an der Basis der Karstzone erzwang einen Anstieg des Grundwasserspiegels, der bis heute anhält“, berichten die Geologen. Dies führte dazu, dass der Pegel im Hranicka-Abgrund nach und nach stieg und die Höhle wurde mit Grundwasser geflutet.