Wie viel Trinkgeld angemessen ist, hängt stark vom Kulturkreis ab. So kann eine Summe, die in Nordeuropa angemessen ist, den Kellner in Südeuropa pikiert zurücklassen. Was in den beliebtesten Ferienregionen der Deutschen üblich ist.

Stuttgart - Wie viel Trinkgeld angemessen ist, hängt stark vom Kulturkreis ab. So kann eine Summe, die in Nordeuropa angemessen ist, den Kellner in Südeuropa pikiert zurücklassen. Was in den beliebtesten Ferienregionen der Deutschen üblich ist.

 

Deutschland, Österreich und Schweiz

Die meisten Deutschen machen Urlaub im eigenen Land. „Trinkgelder sind bei uns ein freiwilliges Dankeschön für guten Service“, erklärt Christopher Lück vom Hotel- und Gaststättenverband. Ist der Gast im Restaurant zufrieden, rundet er den Rechnungsbetrag um fünf bis zehn Prozent auf. Wer mit Karte zahlt, sollte das Trinkgeld am besten in bar auf den Tisch legen. Wer im Hotel einen Kofferträger nutzt, sollte ein kleines Trinkgeld geben. Ähnliches gilt in Österreich: Im Restaurant gelten zehn Prozent als angemessen, Taxifahrer und Tourguides werden nach eigenem Ermessen belohnt. In der Schweiz sind in Restaurants fünf bis zehn Prozent Trinkgeld üblich, Kofferträger im Hotel erwarten je nach Hotelkategorie zwei bis fünf Franken (etwa 2,60 bis 4,35 Euro) pro Gepäckstück.

In der Mittelmeer-Region

In den meisten Mittelmeerländern macht der Urlauber im Restaurant mit rund zehn Prozent Trinkgeld nichts falsch. Üblich ist dabei, zunächst den exakten Betrag zu bezahlen und das Trinkgeld anschließend auf dem Tisch oder in der Ablage der Rechnung liegen zu lassen – unabhängig davon, ob man nun in Spanien, Italien, Griechenland oder der Türkei und auf dem Balkan urlaubt.

Wer mit Kreditkarte bezahlt, sollte das Trinkgeld am besten zusätzlich in bar geben. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass es wirklich beim Kellner und nicht beim Restaurantbesitzer landet. Gleiches gilt auch für die arabischen Urlaubsländer wie Tunesien und Ägypten. Im Taxi wird sämtlichen Mittelmeerländern in der Regel aufgerundet, Kofferträger im Hotel sollten pro Gepäckstück ein bis zwei Euro bekommen. Für das Zimmermädchen sind zwei bis fünf Euro pro Nacht angemessen – je nach Service, Zufriedenheit und Standard. Das Trinkgeld lässt man in der Regel bei Abreise auf dem Nachtkästchen liegen. Das Trinkgeld für einen lokalen Guide ist Ermessenssache. Bei Reisegruppen wird in der Regel zusammengelegt – als üblich gelten hier zwei Euro pro Person und Tag. Feste Regeln gibt es aber nicht.

Skandinavien

In Nordeuropa darf man den Geldbeutel schon mal stecken lassen: In Dänemark etwa wird der Service normalerweise nicht gesondert entlohnt. Selbst das kleinste Trinkgeld gilt als Ausdruck von Zufriedenheit, kein Trinkgeld zu geben ist aber durchaus üblich und ist kein Ausdruck von Unzufriedenheit.

Auch in Schweden wird in der Regel wenig bis gar kein Trinkgeld gegeben, heißt es bei der Tourismusmarketing-Gesellschaft „Visit Sweden“. Gäste könnten den Betrag im Lokal allenfalls um ein paar Kronen aufrunden oder dem Barkeeper das Wechselgeld auf der Theke liegen lassen. Aber das ist jedem selbst überlassen.

Vereinigte Staaten von Amerika

Die USA gelten als Land der Dienstleistungskultur – hier genießt Service einen besonders hohen Stellenwert. Auch das Trinkgeld, die sogenannte Tip, ist höher bemessen als in Europa: Zwischen 15 und 20 Prozent sind üblich. Das Geld wird – auch bei Kartenzahlungen – meistens direkt auf die Rechnungssumme aufgeschlagen. Für den Barkeeper gilt ein Dollar pro Drink als angemessen, für das Zimmermädchen sind fünf Dollar pro Nacht die übliche Größenordnung.

Das Trinkgeld ist in den USA vor allem deshalb wichtig, weil viele Servicekräfte nur sehr niedrig entlohnt werden. Die Tip als Ausdruck der Kundenzufriedenheit gilt als Gehaltsbestandteil und dient den Arbeitgebern als Motivationshilfe: Wer seinen Job gut erledigt, erhält schließlich auch mehr Trinkgeld. Als Tourist sollte man daher daran denken und nicht sparen.

Asien

In asiatischen Ländern braucht man beim Umgang mit Trinkgeld Fingerspitzengefühl: In traditionell geprägten Regionen, vor allem in China und Japan, wird Trinkgeld mitunter als Almosen und damit als Beleidigung empfunden, warnt Inge Wolff vom Arbeitskreis Umgangsformen International (AUI). Je touristischer es wird, desto eher zählt Trinkgeld hingegen zu den allgemein üblichen Umgangsformen.

Vor allem an beliebten Urlaubszielen wie Thailand oder auch Malaysia geht es in dieser Hinsicht schon sehr westlich zu: Hier gelten europäische Standards mit einem Trinkgeld von um die zehn Prozent als üblich. Die Expertin für Umgangsformen Wolff rät daher dazu, sich beim Reiseveranstalter oder alternativ bei der Ankunft im Hotel nach den für die jeweilige Region typischen Gepflogenheiten zu erkundigen. Sicher ist sicher – man will ja schließlich niemanden beleidigen, indem man wahlweise zu viel oder zu wenig Trinkgeld gibt.