Die Schwäche der E-Mobilität signalisiert nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer eine Trendwende. Die Politik verliere das Interesse am Klimaschutz. Für die Industrie sei das brandgefährlich.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau : Klaus Köster (kö)

Der Bochumer Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht im Rückgang der Zulassungszahlen von Elektroautos eine grundsätzliche Trendwende. „Es ist gut möglich, dass der Anteil der E-Autos in Europa in den nächsten Monaten unter zehn Prozent sinkt“, sagte Dudenhöffer unserer Zeitung. Im vergangenen Jahr lag der Anteil noch bei 14,6 Prozent. Den Verbrenner dagegen werde es angesichts des Kurswechsels „auch in 100 Jahren noch geben“.

 

Wegen des Ukraine-Kriegs und der starken Ausrichtung öffentlicher Haushalte auf Militärausgaben hätten der Klimawandel und dessen Finanzierung an Bedeutung verloren, was sich nicht zuletzt an der Streichung der Kaufprämie in Deutschland zeige. Der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wirke damit ebenso gegen die Fortführung der E-Mobilität wie FDP-Chef Christian Lindner, der auf europäischer Ebene eine Bevorzugung von Verbrennerfahrzeugen, die mit synthetischen Kraftstoffen genutzt werden, durchgesetzt habe. Manfred Weber, Fraktionschef der konservativen EVP im EU-Parlament, spreche sich ebenso gegen das E-Auto aus wie BSW-Chefin Sahra Wagenknecht. Es gebe somit ein „breites Bündnis gegen den weiteren Ausbau“.


Aktiver Job-Export nach China

Nach Ansicht Dudenhöffers ist dieses Vorgehen überaus kurzsichtig, weil China in dieser Zeit Produktion und Verkauf von Elektrofahrzeugen im eigenen Land massiv vorantreiben werde. Wenn Europa dem Klimawandel wieder mehr Aufmerksamkeit schenkt, werde China beim E-Auto bereits auf Stückzahlen und Kostensenkungen kommen, durch die die Fertigung in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig sei. Auch deutsche Hersteller würden dann gezwungen sein, ihre E-Auto-Produktion auf China zu konzentrieren. „Aus Vaterlandsliebe in Deutschland zu produzieren ist für deutsche Hersteller keine Option, denn für sie geht es ums Überleben.“ Mit dem Ende der Förderung und dem Einsatz für den Weiterbetrieb des Verbrennungsmotors betreibe die Politik „aktiv den Export von Arbeitsplätzen nach China“.