Aus Duisburger Sicht ist Düsseldorf am Tag des Eurovision Song Contest ganz weit weg. Manche halten die Stadt für überschätzt.

Stuttgart - Als gebürtiger Duisburger ist das mit Düsseldorf für mich so eine Sache. Viele wissen ja gar nicht, dass Duisburg nicht nur in der Nähe von Düsseldorf liegt, sondern direkt dran. Der schöne Duisburger Süden geht quasi fließend in Düsseldorf über, was die Duisburger vermutlich ein bisschen mehr freut als die Düsseldorfer.

 

Im Grenzgebiet gibt es einen Ort, der das merkwürdige Verhältnis der beiden Nachbarstädte so deutlich macht, dass er in jedem Tatort als überzeichnet gelten würde. Dort steht das Landhaus Milser, ein Hotel, gegründet und betrieben vom ehemaligen Gewichtheber Rolf Milser. Die monegassische Fürstenfamilie ist hier schon abgestiegen, ebenso die italienische Fußballnationalmannschaft während der WM 2006. Die brachten damals ihren eigenen Koch mit und konnten am Ende eine Weltmeisterschaft an der Hotelbar feiern.

Gleich neben dem Hotel steht ein futuristischer Bau mit goldener Hülle. Hier arbeitet ein Chip-Hersteller, es riecht ein bisschen nach Silicon-Valley. Und gegenüber gibt es eine halbkreisförmige Siedlung mit Gebäuden, die auf der Schwelle zwischen Reihenhaussiedlung und Vorstadtvillen irgendwie hängen geblieben sind. Es sieht also nach Düsseldorf aus. Ist es aber nicht. Sondern Duisburg.

Düsseldorfs pummelige Freundin

Wahrscheinlich sagen sie es den Hotelgästen nicht, den Chipherstellern ist es wohl egal und die Kleinvillenbesitzer freuen sich über niedrige Grundstückspreise im Grenzgebiet. Düsseldorf, das kann man hier mit Fug und Recht behaupten, ist überschätzt. Duisburgern tut es gut, so etwas ab und an zu behaupten. Denn ihre Stadt weiß oft nicht so genau, wo sie eigentlich hingehört. Zum Ruhrgebiet? Wenn gerade Kulturhaupstadt ist, gerne. Zum Niederrhein? Landschaftlich herrlich. Oder doch zur Rheinschiene mit Düsseldorf und Köln? Dann ist Duisburg so etwas wie die pummelige Freundin, die Frauen mit zum Tanzen nehmen, um selbst besser auszusehen.

Die Rheinpromenade haben sie in Düsseldorf wirklich gut hinbekommen, da gehen auch Ruhrgebietler gerne mal spazieren und lästern über die Bourgeoisie. Oder sie rächen sich in Form von Junggesellenabschieden, grölend in der Altstadt wie am Ballermann. Beim Eurovision Song Contest wird man davon nichts spüren. Am Samstag ist Duisburg sehr weit von Düsseldorf entfernt.