Eine neue Umfrage weckt Zweifel an Seehofers Anti-Merkel-Kurs. Die CSU verbucht schwere Einbußen, die AfD legt zu. Voreilige Schlüsse verbieten sich allerdings.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, wissen wir von Aristoteles. Ebenso wenig lässt sich eine Trendwende an einer einzigen Umfrage festmachen. Gleichwohl müssen die neuen Forsa-Zahlen zur politischen Stimmung in Bayern CSU-Chef Horst Seehofer alarmieren. Seine Partei läuft demnach Gefahr, die Alleinherrschaft im Freistaat zu verlieren, während die rechte Konkurrenz zulegt. Falls dieser demoskopische Befund sich verstetigen sollte, würde sich Seehofers beispiellose Profilierungskampagne zulasten der Flüchtlingskanzlerin als nutzlos erweisen. Zudem würde die Seehofer-CSU an der Maxime ihres Säulenheiligen Franz Josef Strauß scheitern, wonach in den Parlamenten rechts der Union kein Platz mehr frei bleiben dürfe. Da sitzt jetzt die AfD.

 

Ist Seehofers Kritik an Merkel also falsch? So einfach lassen sich politische Signale nicht entschlüsseln. Merkels CDU könnte ja froh sein, wenn sie irgendwo Umfrageergebnisse erreichen würde, die für die weißblaue Schwesterpartei schon als katastrophal gelten. Da sprechen die letzten Landtagswahlergebnisse eine andere Sprache. Seehofers Kleinkrieg mit der Kanzlerin schadet aber womöglich auch ihm selbst. Den größten Schaden hätte am Ende aber die Union als Ganzes. Mit einer derart geschwächten CSU kann Merkel bundesweit keine Wahl gewinnen.