Die CDU im Landtag hat einen deutlichen Niveauverlust in den Eingangsklassen der Realschulen beklagt. Der CDU-Fraktionschef Peter Hauk verlangte, dass die grün-rote Landesregierung eine Bestandsgarantie für diese Schulart abgibt.

Stuttgart - Die CDU-Landtagsfraktion vermisst nicht nur ein klares Bekenntnis des Kultusministers Andreas Stoch (SPD) zur Realschule, sie befürchtet auch, dass diese Schulart gegenüber den neuen Gemeinschaftsschulen im Nachteil ist. Die fünften Klassen an Realschulen sind nach Einschätzung von Fraktionschef Peter Hauk in ihren Leistungen viel uneinheitlicher, gleichzeitig sei die Lehrerversorgung schlechter geworden. Das stelle die Existenz der Realschule infrage. Hauk sprach von der „Zerschlagung“ eines „hochdifferenzierten und bewährten Schulwesens“. Die CDU hat sich während ihrer Aktionstage „Pro Realschule“ über die Sorgen von Eltern, Lehrern und Schülern in mehr als 70 Veranstaltungen an Realschulen informiert und Schlüsse daraus gezogen. Wie Georg Wacker, der bildungspolitische Sprecher der Partei, sagte, drohe ein Niveauverlust. Weil es die verbindliche Grundschulempfehlung nicht mehr gibt, dauere es viel länger, die Stärken und Schwächen einzelner Schüler zu diagnostizieren. Er berichtete von der Staufer-Realschule in Waiblingen, an der 13 von 80 Fünftklässlern als „massiv versetzungsgefährdet“ gelten. Auch Paul Gihr, der seit 16 Jahren Rektor an der Realschule in Bonndorf im Schwarzwald ist, hat beobachtet, dass die Notenschnitte in den fünften Klassen gesunken sind. Jürgen Böhm, der Bundesvorsitzende des Realschullehrerverbandes, berichtete außerdem von einer starken Verunsicherung, weil noch unklar sei, wie die künftigen Gemeinschaftsschulen funktionieren sollen: „Nur wenige lassen sich auf das Experiment ein.“ Bundesländer mit starker Realschule schnitten in Leistungsrankings zudem deutlich besser ab, Baden-Württemberg sei bislang sogar das „Musterland der Realschulbildung“ .

 

SPD: CDU spielt sich zu Unrecht als Retter auf

Laut Wacker manifestiert sich die Benachteiligung der Realschulen auch darin, dass sie weniger Unterrichtsstunden für die individuelle Förderung der Schüler zur Verfügung haben. Den Realschulen seien nur 1,5 mehr dieser sogenannten Poolstunden zugewiesen worden, während Gemeinschaftschulen innerhalb des Kontingents zehn Poolstunden zur Verfügung haben. Deshalb fordert die CDU von Grün-Rot, mindestens acht Poolstunden von den Gemeinschafts- auf Realschulen umzuschichten. „Das wäre kostenneutral“, so Wacker. „Die CDU spielt sich völlig zu Unrecht als Retter der Realschulen auf, hat aber in ihrer Regierungszeit selbst keine Verbesserungen vorangetrieben“, reagierte der SPD-Bildungsexperte Klaus Käppeler auf die CDU-Vorwürfe. Die zusätzlichen 1,5 Poolstunden an den Realschulen gingen außerdem auf die Initiative der grün-roten Landesregierung zurück. Ins gleiche Horn stieß die grüne Bildungsexpertin Sandra Boser: Die CDU habe zusätzliches Geld für individuelle Förderung stets abgelehnt. Auch sei die Heterogenität der Schüler an den Realschulen immer hoch gewesen, das zeige sich seit Jahren. Darauf müssten sich die Schulen pädagogisch stärker ausrichten und weiterentwickeln. Eine Bestandsgarantie helfe dagegen weder Schülern noch Lehrern.