Genossenschaftlich geführt und mit ehrenamtlichen Helfern will man die Müllvermeidung voranbringen: Renningen hat jetzt einen Unverpackt-Laden – und schon bei der Eröffnung am Samstag war viel los.

Ein Unverpackt-Laden in Renningen – endlich, lautet das mehrheitliche Votum der Besucherinnen und Besucher, die am Samstag zur Eröffnung kamen. Das Konzept spricht viele Menschen an, so ist schon ab 10 Uhr einiges los gewesen in der Hauptstraße 26.

 

Die Besucher schauen sich um, genießen die leckeren Häppchen und die gemütliche Atmosphäre und informieren sich über das Angebot. So wie Astrid Grauel aus Rutesheim: „Ich finde, dass es ein toller Schritt ist, einen Unverpackt-Laden zu eröffnen“, erklärt sie. „Und ich möchte wissen, ob man sich das Einkaufen hier leisten kann.“ Im Supermarkt sei es nicht einfach, unverpackte Lebensmittel zu bekommen. „Aber ich will dazu beitragen, Abfallberge zu vermeiden.“

Selbst die Waren abfüllen

Tochter Liliane, die mit drei großen Orangen in den Händen auf dem Weg zur Kasse ist, fügt hinzu: „Man muss sich ja nur anschauen, wie viel Plastik in den Weltmeeren herumschwimmt.“ Sie interessiert sich vor allem für das Angebot an veganen Lebensmitteln, das in großer Menge vorrätig ist: Nudeln, Reis, Müsli, Mehl, Nüsse, Getreide, Hülsenfrüchte oder auch Süßigkeiten. Aus den an der Wand angebrachten Lebensmittelspendern können die Kunden selbst die Waren in der gewünschten Menge abfüllen.

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Vor einem Tischchen mit Honig und Marmelade überlegen Andrea und Joachim Schätzle, ob sie schon heute eine Kleinigkeit mitnehmen sollen. Sie sind nämlich trotz des unerwarteten Wintereinbruchs und „mit viel Gegenwind“ von Malmsheim nach Renningen gelaufen, wie Joachim Schätzle erzählt. Das Paar hat die Entstehung des Unverpackt-Ladens von Anfang an interessiert verfolgt. „Verpackungen in konventionellen Läden zu vermeiden, ist sehr schwer“, sagt Andrea Schätzle, und ihr Mann findet: „Es wird den Kunden auch schwer gemacht, plastikfrei einzukaufen. Dabei ist das ein Beitrag, den jeder leisten könnte.“

Auf viele Schultern verteilt

Sie finden die Initiative super und wollen dieses lokale Angebot auf alle Fälle nutzen. Zumal die Betreiber schwerpunktmäßig ihre Waren bei lokalen und regionalen Erzeugern einkaufen wollen, die nachhaltig und in hoher Bio-Qualität produzieren.

Christine Berg, die Vorsitzende der frisch gegründeten Genossenschaft Unverpackt Renningen, freut sich über die vielen Besucher am Eröffnungstag. Die machen teilweise ihre ersten Einkäufe, sind oft aber auch schon mit dem System vertraut. „Den Unverpackt-Laden zu eröffnen, ist ein Wagnis“, sagt Christine Berg. „Deshalb haben wir beschlossen, eine Genossenschaft zu gründen. So verteilt sich das Risiko auf mehrere Schultern.“ Und die Arbeitslast, denn das Geschäft wird ehrenamtlich geführt.

Das Einkaufsprinzip ist einfach und wird an diesem Tag oft erklärt. Die mitgebrachten Gefäße werden mit Deckel gewogen, dann befüllt und wieder gewogen. Die Hygienestandards im Umgang mit den Lebensmitteln sind hoch, alles wird nur mit Schaufeln, Handschuhen und Zangen umgefüllt.

Auch Spontankäufe sind möglich

„Außerdem ist unser Laden klein, wir sind schnell zur Stelle, wenn irgendwas nicht passt oder funktioniert“, erläutert Christine Berg. Für Spontankäufe halten die Betreiber einige Behältnisse bereit, und natürlich können geeignete Gefäße gekauft werden. Neben Lebensmitteln, die 60 bis 70 Prozent des Angebots ausmachen, führt der Unverpackt-Laden auch Hygiene- und Körperpflegeartikel sowie eine kleine Auswahl an Büchern zum Thema. Außerdem bleibt der Laden zunächst auch eine Abholstation von „Pois“, der Initiative für fair gehandelte Waren von portugiesischen Kleinbauern (www.pois-portugal.de).

Das Angebot von Unverpackt Renningen kann sich je nach Bedarf und den Wünschen der Kunden verändern. Wer jetzt schon Markenartikel oder Produkte in Bio-Qualität kauft, wird beim Einkaufen im Unverpackt-Laden preislich kaum einen Unterschied merken. Bei der Müllmenge, die nach dem Einkauf anfällt, hingegen schon.