Auf Rhodos toben die verheerenden Waldbrände weiter, die starken Winde dauern an. Tausende Touristen harren auch die zweite Nacht in Folge auf der Straße, in Sporthallen, am Flughafen und in anderen provisorischen Unterkünften aus. Wie geht es weiter? Ein Überblick über die aktuelle Lage.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Nach der Evakuierung von Tausenden Touristen und Einheimischen wüten die Feuer im Südosten der griechischen Ferieninsel Rhodos weiter. Schon seit gut einer Woche lodern die Waldbrände, die am Wochenende außer Kontrolle geraten sind. Am Montagmorgen (24. Juli) starteten abermals Löschflugzeuge und Hubschrauber rund um die Ortschaft Laerma, wie die Feuerwehr mitteilte. In der Nacht kämpften Hunderte Feuerwehrleute dagegen, dass die Flammen auf weitere Dörfer und Ortschaften übergriffen.

 

Im Einsatz waren auf Rhodos am Sonntag zehn Löschflugzeuge und acht Hubschrauber. Darunter auch zwei Flugzeuge aus Frankreich, zwei aus der Türkei, eins aus Kroatien sowie ein Hubschrauber aus Jordanien, wie die Feuerwehr mitteilte. Trockenheit in Verbindung mit hohen Temperaturen und Wind sorgt dafür, dass sich das Feuer ausbreitet.

Auf unsere Karte sehen, wo die Waldbrände auf Rhodos wüten:

Flammen sind völlig außer Kontrolle

Bereits seit Tagen brennt es in der dicht bewaldeten Mitte der Insel, die Feuerwehr hatte die Flammen unter Kontrolle, bis am Samstagmittag plötzlich der ohnehin starke Wind drehte und die Flammen direkt auf Touristenhochburgen und Dörfer im Süden und Südosten der Insel zutrieb.

„Das ist kein Feuer, das morgen oder übermorgen vorbei ist“, erklärt Feuerwehr-Sprecher Vassilis Varthakogiannis. Der Brand auf Rhodos werde „uns tagelang zu schaffen machen“. Foto: Eurokinissi/AP/Argyris Mantikos
Die Strände im Süden der Ferieninsel sind von dichten Rauchachwaden eingehüllt. Foto: uncredited/Rodos/AP/dp/a
Die Rauchwolken haben inzwischen auch die Touristenorte im Süden von Rhodos erreicht. Foto: imago//Mark Cosgrove/News Images
Löschflugzeuge sind permanent im Einsatz, um die Flammen einzudämmen. Foto: imago//Argyris Mantikos/Eurokinissi

Tausende Touristen fliehen vor den Feuern

Tausende Touristen in Sporthallen und Schulen untergebracht

Tausende Touristen, die am Samstag (22. Juli) wegen der starken Rauchbildung und der immer näherkommenden Flammen ihre Hotels rund um das beliebte Ferienstädtchen Lindos verlassen mussten, verbrachten die zweite Nacht in Sporthallen und Schulen. Viele warten im Flughafen auf die nächste Möglichkeit, um abzufliegen.

Allerdings reisten am Sonntag (23. Juli) mit Charter- und Linienflügen trotz der Brände weitere Touristen an, wie Reporter berichten. Rund 90 Prozent der Hotels von Rhodos sind nach Aussagen von Vertretern der Kommunalbehörde unversehrt von den Bränden geblieben  - die meisten von ihnen angesichts der Hauptsaison jedoch auch ausgebucht. Die Behörden sprechen von fast 20 000 Evakuierten, darunter Einheimische.

Viele Dörfer von Waldbränden betroffen 

„Es waren noch nie so viele Dörfer betroffen“, sagt eine Deutsche, die seit Jahren auf der Insel wohnt. „Sonst brennt es eher in Richtung Westküste. Diesmal aber kam das Feuer über den Berg nach Südosten.“ In ihrer Ortschaft Lachania seien alle Menschen auf den Beinen und warteten, ob auch ihr Dorf evakuiert werde.

Videoaufnahmen in griechischen und sozialen Medien zeigen lange Reihen von Menschen, die zu Fuß ihre Urlaubsorte verließen. Einige hatten ihre Koffer dabei, andere nichts außer den Kleidern am Leib.

Brände werden noch Tage andauern

 „Das ist kein Feuer, das morgen oder übermorgen vorbei ist“, erklärt Feuerwehr-Sprecher Vassilis Varthakogiannis. Der Brand auf Rhodos werde „uns tagelang zu schaffen machen“. Die Feuerwehr warnte abermals: Die Waldbrandgefahr werde weiterhin im Südosten der Insel auch am Montag (24. Juli) und Dienstag (25. Juli) sehr stark bleiben. Grund sei eine Zunahme des Windes.

Eine erste Hoffnung ist aber in Sicht: Kommenden Donnerstag (27. Juli) soll die praktisch seit zwei Wochen in Griechenland andauernde Hitzewelle vorerst zu Ende gehen. Dann sollen laut Vorhersage die Thermometer wieder für die Jahreszeit normale Temperaturen um die 35 Grad erreichen - statt nun 40 Grad und mehr.

Urlauber werden mit Schiffen in Sicherheit gebracht

Regionalgouverneur Georgios Hadjimarkos sagte, dass die Evakuierungen durch von den Flammen abgeschnittene Straßenverbindungen erschwert worden seien. Von den Stränden Kiotari und Lardos im Osten der Mittelmeerinsel wurden laut Küstenwache mehr als 2000 Menschen von Schiffen abgeholt und zu einem anderen, sicheren Strand der Insel gebracht. An dieser Evakuierungsaktion unter der Führung von drei Schiffen der Küstenwache waren mehr als 30 private Schiffe beteiligt.

Laut Medienberichten haben manche der jetzt evakuierten Urlauber ihre Flüge von der Insel verpasst, da die Flammen die normalen Verkehrsverbindungen abgeschnitten hatten. Das Außenministerium in Athen erklärte, es habe seinen Krisenstab aktiviert, um die Evakuierung ausländischer Besucher zu unterstützen.

Großbrand wütet sei einer Woche auf der Ferieninsel

Der Großbrand auf Rhodos wütet seit fast einer Woche. Er war auf einem Berg im Zentrum der Insel ausgebrochen. Bei der Bekämpfung des Feuers waren bisher fünf Hubschrauber und hunderte 200 Feuerwehrleute im Einsatz.

Griechenland leidet derzeit unter einer extremen Hitzewelle. Für dieses Wochenende wurden Temperaturen von über 44 Grad vorausgesagt. In dem Land wüten aktuell zahlreiche Waldbrände. Nach Angaben der Feuerwehr brachen zuletzt innerhalb von 24 Stunden 46 neue Brände aus.

Wissenschaftlern zufolge nehmen Wetterextreme wie Hitzewellen als Folge des Klimawandels an Intensität und Häufigkeit zu.