Prominente Stuttgarter Fans sprechen über ihr Verhältnis zum Fußball – und das in einer Kneipe ihrer Wahl. Diesmal: Susanne Eisenmann im Pub Alte Schule.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Hier werden die Träume von ganz vielen Kneipenwirten wahr. Ein stinknormaler Montagabend, 18 Uhr, und alle Tische besetzt. Dann sagt Chef Marcel Ködderitzsch auch noch: „Ehrlich gesagt, finde ich es gerade relativ leer.“ Welcome im legendären Pub Alte Schule in Stuttgart-Gablenberg, die der Schotte Bernie McGlave bereits 1985 eröffnete. Mittlerweile haben hier seine Tochter Una und deren Partner den Guinness-Zapfhahn fest in der Hand und das beeindruckende Whiskey-Angebot im Rücken. Das Paar führt die Kneipe ganz im Sinne des Seniorchefs weiter – und zwar als wichtige Anlaufstelle für Fußballfans. Neben Celtic Glasgow spielt hier der VfB die alles entscheidende Rolle, was die Alte Schule in den Rang eines offiziellen Fantreffs des Bundesligisten gehoben hat.

 

Und mittendrin Susanne Eisenmann. Baden-Württembergs Ministerin für Kultus, Jugend und Sport hat in vertrauensvoller Absprache mit ihrer Pressesprecherin Christine Sattler die Alte Schule als geeigneten Austragungsort für ihr persönliches Heimspiel bestimmt, um hier gemütlich über ihr Verhältnis zum Fußball und zum VfB zu plaudern.

Susanne Eisenmann läuft dazu passend mit roter Bluse auf. Sie braucht auch keinerlei Aufwärmphase, sondern ist gleich voll auf Ballhöhe. „In Cannstatt geboren, zur Konfirmation die VfB-Dauerkarte gewünscht, vom Onkel geschenkt bekommen, seit 15 Jahren Mitglied“, so lauten ihre Fan-Rohdaten, vorgetragen im Tiki-Taka-Stil, der ihre große Fußball-Leidenschaft schnell auf den Punkt bringt: „Und Abseits kann ich auch erklären.“

Der nächste Stadionbesuch ist im Kalender tiefrot angestrichen

Dieses Thema wird jetzt aber nicht weiter vertieft. Vielmehr bedauert Susanne Eisenmann, dass sie es viel zu selten ins Stadion schafft. Der nächste VfB-Besuch ist in ihrem Terminkalender aber schon tiefrot angestrichen, wenn es am 3. Februar gegen den SC Freiburg geht. Der Rückrundenauftakt an diesem Samstag gegen Mainz findet dagegen ohne Susanne Eisenmann statt.

Und die kommt jetzt auf die gar nicht mal so schlechte Idee, ihren Job als Bildungsministerin mit dem eines Bundesliga-Trainers zu vergleichen. „In beiden Fällen meint so ziemlich jeder, mitreden zu können“, sagt sie gut gelaunt: „Ich mag diese Diskussionen aber.“ Dass Susanne Eisenmann den Menschen und ihren Meinungen zugewandt ist, zeigt sich dann auch in der Alten Schule. Sie stört es überhaupt nicht, dass zwei Stammgäste mit ihr am Tisch sitzen, die das auf gleich drei Fernsehern gleichzeitig laufende deutsche Handball-WM-Spiel nicht nur anschauen, sondern auch kommentieren. „Grüß Gott, wie steht’s?“, will Susanne Eisenmann wissen, die sich in dieser sehr am Sport interessierten Umgebung wohlfühlt. So wohl, dass sie sich nach dem Gespräch noch gemeinsam mit ihrer Pressesprecherin am Biertische übergreifenden Pub-Quiz beteiligen wird.

Doch jetzt wird es in der Alten Schule erst noch parteiübergreifend. Für Susanne Eisenmann eine völlig unproblematische Denkweise. So nennt sie den VfB-Ehrenpräsidenten und SPD-Mann Erwin Staudt einen guten Freund, ihren CDU-Parteikollegen und DFB-Präsidenten Reinhard Grindel dagegen hält sie alles andere als die Idealbesetzung an der Spitze des Verbands. „Nach der indiskutablen WM in Russland wären personelle Wechsel zwingend notwendig gewesen“, sagt sie und zielt damit auch auf Manager Oliver Bierhoff und Bundestrainer Joachim Löw ab. „Was ist das für ein Einschnitt und für ein Neuanfang, wenn die gleichen Leute weiter an den Schalthebeln sitzen? In der Politik wäre es in einem vergleichbaren Fall undenkbar, so zu tun, als sei nichts gewesen.“

Die ehemalige Handball-Kreisläuferin des OSC Ruit und Tennisspielerin der STG Geroksruhe fühlt sich als ehemalige Sportbürgermeisterin immer noch allen Stuttgarter Vereinen nahe. Auch den Stuttgarter Kickers, was bei VfB-Mitgliedern ja nicht allzu oft vorkommt. Für die anderen baden-württembergischen Fußball-Bundesligisten in Hoffenheim und Freiburg hegt sie ebenfalls Sympathien. Im Rahmen der Möglichkeiten einer Anhängerin des VfB. Für den wünscht sie sich in der Rückrunde endlich einmal mehr Kontinuität. Das wäre dann ganz Alte Schule, die ja kontinuierlich gut besucht ist.