Trainer Bruno Labbadia bezeichnet ihn als "ganz besonderen Stürmer" und mit 34 Toren bei 61 Pflichtspielen spricht seine Bilanz für sich: Vedad Ibisevic zählt zu den Top-Spielern des VfB Stuttgart. Mit dem Neuzugang Mohammed Abdellaoue bekommt er jedoch in Zukunft Konkurrenz.

Stuttgart - Es dauert nur zehn Minuten, bis der Platzhirsch seine Muskeln zeigt. Erst zu Beginn der zweiten Hälfte ist Vedad Ibisevic eingewechselt worden, dann schießt er den Ball Vollspann ins rechte Toreck. Kurz darauf ist er noch einmal zur Stelle, diesmal köpft der Stürmer wuchtig einen Eckball ins Tor. Im Alleingang besorgt Ibisevic am Samstagabend den 2:0-Testpielsieg des VfB bei den Stuttgarter Kickers – nur zwei Tage nachdem er seinen Sommerurlaub beendet und die Saisonvorbereitung aufgenommen hat. „Schön, dass Vedad wieder da ist“, sagt der Kapitän Christian Gentner.

 

Schon vor dem Derby gegen die Kickers ist klar gewesen, dass die größten Hoffnungen im VfB-Sturm wieder auf Vedad Ibisevic ruhen werden. Er ist „ein ganz besonderer Stürmer“, sagt der Trainer Bruno Labbadia, in bisher 61 Pflichtspielen für den VfB hat er 34 Tore erzielt. Neu jedoch ist, dass der bosnische Nationalstürmer zum ersten Mal Konkurrenz hat. Sie soll dafür sorgen, dass die Abhängigkeit von Ibisevic nicht mehr ganz so groß ist, und dazu beitragen, dass die neue Saison konstanter und damit besser wird als die alte.

Abdellaoue soll das Angriffsspiel beleben

3,5 Millionen Euro hat es sich der VfB kosten lassen, den norwegischen Nationalstürmer Mohammed Abdellaoue von Hannover 96 nach Stuttgart zu holen. Im ersten Testspiel in Köngen (3:0) ist der 27-Jährige zwar trotz eines Treffers so diskret aufgetreten wie in den ersten 45 Minuten gegen die Kickers. Wenn es aber ernst wird, dürfte der Mann mit den marokkanischen Wurzeln das Angriffsspiel des VfB deutlich mehr beleben, als es in der zurückliegenden Saison dem von Manchester United ausgeliehenen Federico Macheda gelungen ist. „Er ist unheimlich präzise im Abschluss und verschafft uns in der Offensive mehr Variationsmöglichkeiten“ sagt Labbadia: „Es ist wichtig, dass wir handeln können.“

Abdellaoue, technisch gewandt und antrittsschnell, kann als alleinige Spitze ebenso spielen wie in einem 4-4-2-System. Beides hat er in Hannover nachgewiesen, wo er in 80 Bundesligaspielen 29 Mal traf. Drei gute Jahre habe er bei den Niedersachsen gehabt – und dann gespürt, „dass der richtige Moment für einen Wechsel gekommen ist“. Er wolle den nächsten Karriereschritt, sich weiterentwickeln – und sei ganz sicher, dass Stuttgart dafür der passende Ort ist: „Der Wechsel zum VfB“, sagt Abdellaoue, „wird einen besseren Spieler aus mir machen.“

Cacau unternimmt weiteren Anlauf

Dieser Plan ist einst auch bei Cacau aufgegangen – unter Labbadia jedoch ist der ehemalige deutsche Nationalspieler nicht nur aufgrund seiner monatelangen Verletzungspause ins Abseits geraten. Nun unternimmt der dienstälteste Profi des Stuttgarter Bundesligisten einen weiteren Anlauf und meldet neue Ansprüche auf seinen alten Platz im VfB-Sturm an. Er fühle sich fit, sagt Cacau, und wolle alles dafür geben, wieder ins Team zu kommen. Labbadia wird es gerne hören, auch Cacaus Rückkehr erweitert seine Möglichkeiten.

Und dann gibt es ja auch noch Timo Werner, den 17 Jahre jungen Wunderknaben, dem alle Fachleute eine große Zukunft vorhersagen. Eigentlich könnte er noch zwei Jahre lang bei den A-Junioren spielen. Wegen seines außergewöhnlichen Talents aber soll der Stürmer schon jetzt regelmäßig mit den Bundesligaprofis trainieren. Gegen die Kickers wurde Werner erstmals eingewechselt und zeigte durchaus vielversprechende Ansätze. Zwar gehe in dieser Saison das Abitur vor, sagt Labbadia, wann immer es aber die Schule erlaube, wolle er den Frischling „dazunehmen und ihn reinschnuppern lassen“. Denn: „Timo ist sehr talentiert und gierig – das gefällt uns sehr gut.“

Vorerst muss Ibisevic nicht fürchten, von Werner aus der Mannschaft verdrängt zu werden, auch wenn er in der Rückrunde der vergangenen Saison einen größeren Durchhänger hatte. Er hoffe, sagt Labbadia, dass der Torjäger „noch einmal eine Schippe drauflegen“ könne. Ibisevic selbst erklärt, er freue sich über die neue Konkurrenzsituation, „das macht uns alle stärker“. Und es sei durchaus in seinem Sinne, während der vielen englischen Wochen zwischendurch anderen den Vortritt zu lassen: „Es ist für jeden Spieler gut, auch mal Energie zu sparen.“ Andererseits: „Konkurrenz hin oder her – ich bin Stürmer, ich will immer spielen und am besten jedes Mal drei Tore schießen.“ Gegen die Kickers hat er dieses Ziel nur knapp verpasst.