Am Mittelmeer stöhnen die Menschen unter sengender Hitze. Die Feuerwehren kämpfen noch immer gegen Wald- und Flächenbrände – auch in Italien. Auf Sizilien müssen sie Dutzende Feuer löschen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Auf Sizilien sind in der Nacht zum Dienstag mehrere große Wald- und Flächenbrände ausgebrochen. Besonders betroffen ist die Region rund um Palermo im Norden der Mittelmeerinsel. Die Feuerwehr ist derzeit im Großeinsatz, um die zahlreichen Brände zu bekämpfen. Rund 1500 Menschen wurden in der Gegend in Sicherheit gebracht.

 

Auf unserer Karte sehen Sie, wo Waldbrände auf Sizilien toben:

Die Global Fire Map von FIRMS (Fire Information for Ressource Management System) der US-Raumfahrtbehörde Nasa und das Europäische Waldbrandinformationssystem EFFIS (European Forest Fire Information System) zeigen in den betroffenen Regionen Dutzende lokale Brandherde an.

Sizilien steht in Flammen. Foto: EFFIS (/effis.jrc.ec.europa.eu)

Temperaturrekorde und Mega-Waldbrände

Auf Sizilien meldet der Zivilschutz eine Höchsttemperatur von 47,6 Grad in Catania. Die Feuerwehr kämpfte zudem gegen mehrere Waldbrände.

Einer der Brände kam dem Flughafen von Palermo so nahe, dass dieser am Vormittag für mehrere Stunden geschlossen wurde. Mehrere Flüge mussten gestrichen oder umgeleitet werden.

Medienberichten zufolge wurden auf Sizilien die verbrannten Leichen zweier Menschen im Alter von etwa 70 Jahren in einem zerstörten Haus gefunden. Die Leiche einer 88-Jährigen wurde nahe Palermo entdeckt.

55 Brandherde auf Sizilien gemeldet

Auch in weiteren Provinzen wüteten die Feuer. 55 Feuerherde wurden allein auf der Mittelmeerinsel gemeldet. Wegen des starken Schirokko-Windes konnten die Löschflugzeuge in einigen Fällen nicht zum Einsatz kommen. 1500 Personen mussten in der Provinz Palermo ihre Häuser verlassen, weil sie von den Flammen bedroht wurden.

In der Provinz Trapani wurden ebenfalls Häuser wegen der Flammen evakuiert. Ein Campingplatz in der Badeortschaft San Vito Lo Capo musste wegen der sich nahenden Feuerwalze geräumt werden. Feuerwehrmannschaften aus ganz Italien trafen auf Sizilien ein, um ihren Kollegen Unterstützung zu leisten.

Hitzewellen in Südeuropa ohne Klimawandel praktisch unmöglich

Hitzewellen wie in diesem Sommer in Südeuropa und dem Südwesten der USA wären laut einer aktuellen Studie ohne den von Menschen gemachten Klimawandel so gut wie unmöglich. Das geht aus einem Bericht der Initiative World Weather Attribution hervor, der am Dienstag (25. Juli) veröffentlicht wurde. Forscher des Imperial College in London, des Royal Netherlands Meteorological Institute (KNMI) und des Red Cross Red Crescent Climate Centre in Den Haag waren an der Studie beteiligt.

Demnach sind extrem hohe Temperaturen über einen längeren Zeitraum keine seltenen Ereignisse mehr, sondern dürften in Südeuropa im Schnitt alle zehn Jahre auftreten, in den USA und Mexiko alle 15 Jahre und in China sogar alle fünf Jahre.

Rekord-Temperaturen purzeln reihenweise

An gleich mehreren Orten wurden in diesem Monat außergewöhnlich hohe Temperaturen gemessen. In vielen Fällen handelte es sich um Rekorde. Im Death Valley im US-Bundesstaat Kalifornien und im Nordwesten Chinas wurden mehr als 50 Grad Celsius registriert. In China handelte es sich um die höchste je gemessene Temperatur. Auch die spanische Region Katalonien verzeichnete den heißesten Tag seit Beginn der Aufzeichnungen.

Das Ergebnis der Studie sei nicht überraschend, erklärt die Klimaexpertin Friederike Otto vom Imperial College in London . „Die Welt hat nicht aufgehört, fossile Kraftstoffe zu verbrennen, das Klima wird weiterhin wärmer und Hitzewellen werden extremer“, so die Wissenschaftlerin und Mitautorin der Studie.

Info: Waldbrand-Informationssysteme EFFIS und FIRMS

EFFIS
Bei EFFIS (European Forest Fire Information System), dem Europäischen Waldbrand-Informationssystem, handelt es sich um ein Online-portal, das als sogenanntes modulares internetgestütztes geografisches Informationssystem „echtzeitnahe und historische Informationen zu Waldbränden und deren Verlauf in Europa, im Nahen und Mittleren Osten sowie in Nordafrika“ zur Verfügung stellt. Die Überwachung durch das EFFIS erstreckt sich demnach auf den gesamten Brandzyklus und umfasst damit auch Informationen über die Bedingungen vor einem Brand und für die Analyse der verursachten Schäden.

FIRMS
Das amerikanische Pendant zum europäischen Brand-Informationsportal EFFIS ist FIRMS (Fire Information for Ressource Management System). Mit Hilfe dieses Echtzeit-Daten gestützten Systems erstellt die US-Raumfahrtbehörde Nasa eine Global Fire Map – also eine weltweite Karte von Bränden aufgrund aktiven Feuerdaten. Dies geschieht mittels MODIS (Moderate-resolution Imaging Spectroradiometer). Dabei handelt es sich um ein satellitenbasiertes, wissenschaftliches Instrument zur Messung elektromagnetischer Strahlung. Die deutsche Übersetzung von MODIS meint so viel wie Bildgebungs-Radiospektrometer mittlerer Auflösung. MODIS wurde von der Nasa auf den Satelliten Terra im Jahr 1999 und Aqua im Jahr 2002 in die Erdumlaufbahn geschossen.