Deutschlands Sommer sind seit Beginn der Messungen Ende des 19. Jahrhunderts im Mittel deutlich wärmer geworden. Auch in dieser Woche ist vor allem im Süden mit extremen Temperaturen zu rechnen. Was heißt das für die Gesundheit?

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Heiße Tage und Tropennächte, die für eine Hitzewelle sorgen können, sind eine ernst zunehmende Gesundheitsgefahr. Der Körper kann sich zwar in Grenzen akklimatisieren. Doch gerade für Kinder sowie kranke und alte Menschen ist das deutlich schwieriger als für gesunde Erwachsene.

 

Das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation WHO mahnt angesichts der aktuellen Hitzewelle in weiten Teilen Europas, sich nicht unvorbereitet hohen Temperaturen auszusetzen. Ohne die entsprechende Vorbereitung könne Hitze tödlich sein, erklärt Hans Kluge, Direktor der WHO-Region Europa.

Wie heiß wird es in den kommenden Tagen?

Schwülwarm bis heiß wird es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) an diesem Wochenende. Die Menschen in Deutschland müssen sich den Meteorologen zufolge auf eine starke Wärmebelastung einstellen. "Selbst im Norden und Nordosten Deutschlands werden heute Temperaturen um 30 Grad erreicht, im Süden bis 36 Grad", sagt DWD-Meteorologe Sebastian Schappert in Offenbach.

Aktuell liefen bereits für weite Teile Deutschlands Hitzewarnungen vor einer starken, am Oberrhein auch vor einer extremen Wärmebelastung. "Vermeiden Sie also nach Möglichkeit die Hitze, insbesondere am Mittag und Nachmittag, trinken Sie ausreichend Wasser und halten Sie die Innenräume kühl." Im Laufe der neuen Woche und zum kommenden Wochenende gestalte sich das Wettergeschehen allmählich wieder etwas wechselhafter und die Hitze lasse langsam nach.

Grund für die Hitze ist laut Schappert Tief "Christoph", das die sehr feuchte und teils heiße Luft aus Nordwestafrika über Spanien, Frankreich und das Mittelmeer nach Deutschland befördere. Im Süden aus kann sich "die schwüle und heiße Luft bei bis zu 36 Grad voraussichtlich noch bis nächsten Donnerstag halten", erläutert der Meteorologe. Dort blieben die Temperaturen mit etwa 20 Grad auch in den Nächten weiterhin teils tropisch. Es müsse mit einer anhaltend starken Wärmebelastung gerechnet werden.

Was soll man bei Hitze tun?

WHO-Direktor Kluge rät zu einer Reihe von Maßnahmen, um so kühl wie möglich zu bleiben und die schlimmsten Gesundheitsfolgen der Hitze somit zu vermeiden. Man sollte sich von der Hitze fernhalten, indem man es während der heißesten Zeit des Tages vermeide, nach draußen zu gehen und anstrengende Aktivitäten auszuüben.

Man sollte sein Zuhause kühl halten, indem man zum Beispiel Jalousien tagsüber unten lasse und die Nachtluft nutze, um es abzukühlen. Zudem sei wichtig, den Körper kühl und hydriert zu halten - das gelinge unter anderem mit leichter, lockerer Kleidung, kalten Duschen und dem regelmäßigen Trinken von Wasser.

Ab wann ist Hitze gefährlich?

Gefährlich wird es, wenn der Körper mehr Wärme aufnimmt als er wieder abgeben kann. Denn dann gerät die Körpertemperatur außer Kontrolle und steigt rasch an. Diese Grenze ist sehr individuell und hängt mit Lebensalter, Gesundheitszustand, Aktivität und Gewöhnung zusammen. Eine Gewöhnung an hohe Temperaturen dauert meist mehrere Tage.

Warum kann Hitze zum Tod führen?

Hitze bedeutet für den menschlichen Körper wahre Schwerstarbeit. Denn der Organismus ist bemüht, seine Temperatur konstant um die 37 Grad zu halten.

Die meisten Zellen, Enzyme, Proteine und das Immunsystem arbeiten dann optimal. Bei extremen Schwankungen sind all diese Prozesse gestört. Steigt die menschliche Körpertemperatur auf über 42 Grad oder sinkt sie unter 32 Grad, kann das tödlich sein.

Wie reagiert der Körper auf Hitze?

Schon ein bis zwei Prozent zu wenig Wasser im Körper können zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Schwindel führen.

Um Organschäden entgegenzuwirken, fährt der Körper seine Kühlung bei Hitze hoch und setzt Flüssigkeit und Salze frei – den Schweiß. Dieser kühlt die Haut durch Verdampfen ab. Hohe Luftfeuchtigkeit verlangsamt diesen Prozess, deshalb ist Schwitzen bei schwülem Wetter weniger effizient.

Wenn der Körper wärmer als die Umgebung ist, kann er Hitze auch abstrahlen. Bei großer Hitze erweitern sich die Blutgefäße, wodurch der Blutdruck sinkt. Das Herz erhöht seine Pumpleistung, auch die Atmung kann sich beschleunigen. Die Gehirnleistung kann wegen verminderter Sauerstoffzufuhr abnehmen.

Wer ist bei Hitze besonders gefährdet?

Chronische Erkrankungen: Hohe Außentemperaturen können das Herz-Kreislauf-System stark belasten. Menschen mit chronischen Vorerkrankungen in diesem Bereich sollten deshalb besonders vorsichtig sein.

Ältere Menschen: Mit steigendem Lebensalter verlangsamt sich die Regulierung der Körpertemperatur und es gibt weniger Schweißdrüsen. Da ältere Menschen außerdem seltener Durst verspüren, besteht die Gefahr, dass sie austrocknen (dehydrieren).

Kinder: Bei Kindern ist unter anderem die Schweißproduktion geringer. Vor allem Babys und Kleinkinder leiden deshalb schneller unter Hitzebeschwerden - ein Risiko ist auch hier das Dehydrieren.

Arbeitnehmer: Auch Menschen, die im Freien schwer körperlich arbeiten, sind bei großer Hitze gefährdet. Ebenso Menschen, die sich schwerer selbst helfen können, wie zum Beispiel Pflegebedürftige, psychisch Kranke, Drogenabhängige und Obdachlose.