Wegen der strengen Kälte im vergangenen Jahr hat die Stadt Stuttgart hat ihren Vorrat an Streugut aufgestockt - und testet den Einsatz von Sole.

Stuttgart - Bei schönstem Sonnenschein haben Technikbürgermeister Dirk Thürnau und Amtschef Thomas Heß in der Zentrale der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) das überarbeitete Konzept für den Winterdienst vorgestellt. "Wir sind gut gerüstet", sagte Thürnau. Wegen der strengen Kälte im vergangenen Jahr hat die Stadt ihre Streusalzvorräte erheblich aufgestockt. Statt 2500 lagern nun 5500 Tonnen in den Depots. Dieser Vorrat soll auf bis zu 9000 Tonnen aufgestockt werden. "Der vergangene Winter hat gezeigt, dass Nachschub in ausreichender Menge nur schwer rasch zu beschaffen ist", sagte Heß. Im vergangenen Winter habe man knapp 10.000 Tonnen Salz benötigt. Allein bei einem nächtlichen Großeinsatz im Schneetreiben verbrauchten die Räumfahrzeuge immerhin bis zu 150 Tonnen.

 

"Für unsere Gesellschaft ist ein funktionierendes Verkehrssystem wichtig", sagte Thürnau. Die vielen Pendler benötigten sichere Straßen, um an ihre Arbeitsplätze zu gelangen. Freie Straßen seien aber auch für Linienbusse, Feuerwehr, Polizei, Rettungsorganisationen und die Müllabfuhr wichtig. "Das bedeutet aber nicht, dass wir vor jeder Haustür um 5 Uhr morgens räumen können", schränkte Thürnau ein. Der Winterdienst sei für die Stadt eine Feuerwehraufgabe großen Stils. "Wenn es richtig schneit, dann brennt es beim Winterdienst meist überall gleichzeitig. Das ist sozusagen immer ein Flächenbrand."

Geänderte gesetzliche Vorschriften

Laut Gesetz müsse die Stadt den Winterdienst "im Rahmen des Zumutbaren" leisten. "Mit unseren 33 Streu-und Räumfahrzeugen und 80 Fahrern können wir an allen sieben Wochentagen auch 24-Stunden-Einsätze gewährleisten", so der Bürgermeister. Wegen geänderter gesetzlicher Vorschriften dürften die Fahrer allerdings in einer Schicht nur noch zehn Stunden hinter dem Steuer eines Schneepflugs sitzen. "Deshalb können wir in diesem Winter steile Wohnstraßen aus personellen Gründen erst zwischen acht und neun Uhr räumen", räumte Thürnau ein. Um dieses Manko zu beheben, seien 14 zusätzliche Mitarbeiter erforderlich, die die AWS auch in der schnee- und eisfreien Zeit durchaus gut gebrauchen könne.

Für AWS-Chef Heß ist der Zeitraum von November bis März eine ganz heiße Zeit: "Ein gut funktionierender Winterdienst erfordert umfangreiche Vorbereitungen." Es müssten genaue Fahrpläne erstellt und Streumittellager aufgefüllt werden. In dem 1410 Kilometer langen Stuttgarter Straßennetz betreue der Winterdienst etwa 400 Kilometer Hauptverkehrs- und Durchgangsstraßen in der DringlichkeitsstufeI. "Weitere 200 Kilometer an wichtigen Verbindungs- und Sammelstraßen liegen in der StufeII", erläuterte Heß. Erst danach könne in den in der StufeIII liegenden steilen Wohnstraßen mit einer Länge von insgesamt 355 Kilometern gestreut werden. Der Rest, 385 Kilometer ebene Wohnstraßen, werde nur dann geräumt, wenn dies die Polizei aus Sicherheitsgründen ausdrücklich verlange.

"In diesem Winter setzen wir zum ersten Mal auch Sole ein", erklärte Heß. Die auf die Fahrbahn gesprühte salzhaltige Flüssigkeit sei bei überfrierender Nässe reaktionsschneller als Streusalz und damit besser geeignet, Fahrbahnen eisfrei zu halten. Die Sole könne unterwegs stärker oder schwächer gemischt werden. "Unsere Einsatzfahrzeuge sind mit viel moderner Technik ausgestattet", so Heß. Jede Räumtour sei auf satellitengestützten Navigationsgeräten gespeichert, um die Fahrer auf dem richtigen Kurs zu halten. Dadurch wisse auch die AWS-Zentrale stets, wo sich die Fahrzeuge befänden. Heß rechnet auch in diesem Jahr mit Einsatzkosten in Höhe von vier bis fünf Millionen Euro. Für die Tonne Salz müsse die Stadt trotz der Einkaufsgemeinschaft mit dem Land 81 Euro bezahlen - zehn mehr als im vergangenen Jahr.