Der CDU-Abgeordnete Wolfgang Bosbach bleibt trotz harter Kritik am Euro-Kurs der Kanzlerin im Bundestag. Das ist nicht konsequent und das hat Gründe. Er zeigt damit, dass er am liebsten eines ist: loyal, kommentiert Thomas Maron.

Berlin - Wie soll man es finden, wenn ein Politiker nicht loslassen kann, wenn er nicht den Moment erkennt, in dem es Zeit ist zu gehen? Wolfgang Bosbach hat diesen Moment zweifellos verpasst. Er hat seinen Rückzug angedeutet für den am letzten Freitag eingetretenen Fall, dass er bei einer Abstimmung über ein Hilfspaket für Griechenland sich wieder gegen den Kurs der Kanzlerin stellen muss. Jetzt legt er zwar den Vorsitz des Innenausschuss nieder, nicht aber sein Abgeordnetenmandat. Das ist nicht konsequent. Und beklemmend ist es auch. Denn Bosbach ist todkrank, er redet offen darüber. Weshalb hört er nicht auf?

 

Zum einen hat sich Bosbach derart im politischen Geschäft aufgerieben, dass Abhängigkeit nicht ausbleiben kann. Zum anderen ist ihm wohl auch klar gemacht worden, dass er in der Union dringend gebraucht wird. Auch wenn er beim Thema Griechenland keine Mehrheit binden kann, so ist es für die Parteispitze doch enorm wichtig, dass Leute wie er sich weiter in der CDU zu Hause fühlen. Denn er ist mit dieser Haltung nicht allein. Verließe mit ihm der prominenteste Kritiker den Bundestag, was würden dann die anderen tun? Deshalb ist Bosbach mit dieser unentschiedenen Entscheidung seiner Kanzlerin gegenüber das, was er am liebsten auch bei den Abstimmungen wäre: loyal.