Nach dem Kammertheater ist vor dem Konzert – und zwar noch einige Wochen lang. Am Donnerstag spielen Yum Yum Club zum Bier danach. Viel verrückter ist aber der Künstler im Vorprogramm.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - „Ich probiere auch was Wirres“, hat der Goldene-Zitronen-Sänger und Theatermann Schorsch Kamerun bei Deutschlandfunk Kultur anlässlich seines Theaterstücks „Ein Sommernachtstraum im Cyber Valley“ ins Mikro gesprochen. Das läuft diesen März im Kammertheater. Weil wir keine Theaterkolumne sind, geht es hier nicht um das Stück – sondern um die komplette Schauspielertruppe, die am Donnerstagabend durchmischt von Theaterpublikum in der Bar des Kammertheaters einläuft, zum Bier danach samt Livemusik.

 

Es ist der zweite von neun Abenden, diesmal angekündigt sind Yum Yum Club – die Band um den Die-Nerven-Bassisten Julian Knoth samt dessen Bruder Philipp (Schlagzeug) und Paul Abbrecht, der schon bei Tristan Rêverb Trompete gespielt hat. Eine Art Stuttgart-Schorndorfer Supergroup also, zu sehen bereits im Vorprogramm von Die Nerven und am Nordbahnhof. Entsprechend viel Szenepublikum ist da.

Auf die Bühne tritt zunächst aber jemand ganz anderes: Roland heißt der Performancekünstler, der zu zittrigen Beats irre Gesten zeigt, sich auf dem Boden windet und in ein fast stumm geschaltetes Mikro brabbelt oder brüllt – entweder in Fantasiesprache oder extrem schwer verständlich, aber wir nehmen das mal als Teil der Show, als babylonisches Sprachengewirr im Gespräch mit sich selbst.

Kenner berichten von einem legendären Auftritt beim leider schon länger nicht mehr wiederholten Trashival im Merlin. Und ja: Trash ist der richtige Ausdruck für diesen Auftritt, der einen trotzdem in den Bann reißt und wahrscheinlich genau deshalb Kunst ist. Dieser junge Mann probiert jedenfalls auch was Wirres und wirkt darüber zumindest auf der Bühne so verrückt wie die Welt selbst.

Konzerte bis 17. März

Yum Yum Club treten deutlich weniger erregt auf die eigentlich nicht einmal vorhandene Bühne. Hier spielt, man entschuldige das Wortspiel, der Bass die erste Geige. Wer bei Die Nerven gut hinhört, den überrascht das kaum, auch da spielt Julian Knoth sehr prägnant. Dazu singt er, wie er es sonst gern alias Peter Muffin tut. Sein Bruder unterstützt ihn mit einem Schlagzeugspiel, das jederzeit explodieren kann und Paul Abbrechts Trompete sowie seine Synthesizer-Sounds runden das Ganze ab. Die Songs klingen mittlerweile gut gereift und man kann nur hoffen, dass das alles bald einmal aufgenommen wird.

Für das Divertimento nach dem Theaterbesuch oder als eigenständige Abendgestaltung taugt das jedenfalls allerbestens. Und auch die noch ausstehenden Konzerte der Reihe sind durchweg vielversprechend. Das Programm hat Moritz Finkbeiner in bester Wägele-Tradition zusammengestellt: es gibt unter anderem Experimentelles (so diesen Freitag und Samstag mit Megabass und Yor), Minimal mit Perigon am 8. März, Noise mit Schluss am 9.3. Zum Abschluss am 17. März treten Rocket/Freudental auf die Bühne. Deren Show ist immer sehenswert und die Band darf als der am häufigsten zitierte Einflussgeber der Nordbahnhof-Szene gelten. Einen neuen Song hat sie kürzlich auch herausgebracht.

Wer die einmal in der Stadtmitte in arty Theateratmosphäre und mit hervorragender Bierauswahl erleben möchte – hier ist die Gelegenheit. Das komplette Programm gibt’s hier, der Eintritt zu den Konzerten ist jeweils frei.

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