Das Stuttgarter Jugendamt erprobt ein zentrales Management bei den Kitaanmeldungen. Nicht alle Eltern können sich sofort damit anfreunden. Das bedeutet viel Arbeit für die Beratungs-Hotline. Doch über die Vergabe der Plätze entscheidet nicht der Computer.
Stuttgart - Das erste Ziel hat der städtische Kitaträger bereits erreicht: Erstmals laufen die Kitaanmeldungen in Stuttgart über eine zentrale Datenbank – auch die freien Kitaträger haben sich verpflichtet, an dem neuen Verfahren teilzunehmen, das einen besseren Überblick bieten und die Kitas entlasten soll. Im Jugendhilfeausschuss wurde eine erste Bilanz gezogen: Wie sich herausgestellt hat, leidet das System noch an einigen Kinderkrankheiten, manche Eltern tun sich mit der Bedienung schwer und mancher Stadtrat zeigte sich skeptisch.
Altfälle bereinigt
„So ganz sind wir noch nicht am Ziel“, sagte Iris Ripsam (CDU). Insbesondere die neue Vorgabe, dass Eltern nur noch drei städtische Wunschkitas angeben dürfen, gehe ja eher in Richtung Glücksspiel. Aber, so Ripsam: „Die Eltern werden sich schon melden, wenn’s nicht funktioniert.“ Tatsächlich hatte es bei der Bereinigung der „Altfälle“ auf der Warteliste einige Ungereimtheiten gegeben, da etliche Familien die briefliche Aufforderung des Jugendamts, sich nur noch auf drei städtische Kitas zu beschränken, gar nicht erhalten hatten. Das Amt hatte die Eltern von 8575 Wartelisten-Kindern angeschrieben, von 4407 eine Rückmeldung erhalten und nun 3822 „Alt“-Vormerkungen gelöscht, berichtete Uli Simon vom Jugendamt. Aktuell gebe es zum September 2300 Plätze – vorausgesetzt das Personal dafür sei da. 5600 Kinder stünden auf der Warteliste, darunter vor allem Kleinkinder.
Den Vorschlag von Andrea Münch (Grüne), Eltern auf der städtischen Homepage möglichst in den gängigen Fremdsprachen zu warnen, dass man mit der Anmeldung noch keinen Platz habe, hält Andrea Philipp-Soppa vom Jugendamt für schwer umzusetzen. Erstens fehlten dafür die Ressourcen, zweitens sei die persönliche Beratung der Eltern wichtiger als ein langer Text. „Wir beraten täglich bis zu 30 Familien über die Hotline.“ Zudem korrespondiere man in bis zu 50 Mails oder Briefen täglich mit den Familien und informiere sie über das Vergabeverfahren, so Philipp-Soppa. „Wenn Eltern einen Platz verbindlich angenommen haben, erscheint das online auf der zentralen Liste und kann von den anderen Einrichtungen eingesehen werden.“
Holpriges Online-Tool
Bertram Wohlfahrt von der Konferenz der Gesamtelternbeiräte der Kitas merkte an, dass nicht alle Kitas über die grafische Suche zu finden seien, dass es immer noch möglich sei, mehr als drei städtische Kitas einzugeben, dass die Punktsystematik für die wohnortnahe Vergabe nicht in allen Stadtbezirken online funktioniere und dass es keine Adressüberprüfung gebe. Doch letzteres, so Philipp-Soppa, sei Absicht – andernfalls könnten zuziehende Eltern von außerhalb Stuttgarts das Anmeldetool nicht benutzen. Uli Simon ergänzte, über die Platzvergabe entscheide nicht die Datenbank, sondern Mitarbeiter. Jörg Schulze-Gronemeyer vom evangelischen Träger betonte: „Die freien Träger haben ihre eigenen Platzvergabe-Systeme.“
Hier finden Eltern Hilfe bei der Kitaplatzsuche