Wie gespalten ist unsere Gesellschaft? Wie mit der AfD umgehen? Was tun gegen die Informationsflut? Über diese Fragen hat die TV-Moderatorin in Kornwestheim gesprochen.

Im Publikum saßen Interessierte aller Altersgruppen, die Dunja Hayali mit herzlichem Applaus und vereinzelten Bravo-Rufen begrüßten. Die ist nicht nur ein Medienprofi im Fernsehen, sondern zog auch ihr Kornwestheimer Live-Publikum sofort in ihren Bann. Locker plauderte sie über ihre Kindheit in einer Praxis im Ruhrgebiet, in die sie ihre Arzt-Eltern immer mitnahmen, wenn es viel Arbeit gab, oder über ihre Retrieverhündin Wilma („die ist jetzt zu Hause bei der Tiersitterin“).

 

Was sagt Hayali über die AfD?

Zu Hause ist sie mittlerweile in Berlin am Görlitzer Platz, einem bunten Kiez voller Gegensätze. Zur Kassiererin im Supermarkt, wo sie immer einkauft, hat sie ein gutes Verhältnis. Die hat ihr einmal anvertraut, dass sie sich unsichtbar fühlt. Acht Stunden am Tag sitzt sie Menschen gegenüber, denen sie nicht einmal einen Gruß wert ist. „Unsere Gesellschaft ist nicht gespalten, sondern abgespalten“, sagte Hayali. Man müsse hierzulande aber alles tun, damit das so bliebe. Dazu gehöre es für potenzielle AfD-Wähler dazu, sich einmal deren Parteiprogramm durchzulesen. Wer eine Partei nur aus einem einzigen Grund wähle, solle das unbedingt noch einmal überdenken.

Faszinierend waren ihre Einblicke hinter die Kulissen ihrer Tätigkeit beim Fernsehen. Beispielsweise dass sie morgens um 4 Uhr aufstehen muss, wenn sie das Morgenmagazin moderiert. Das Attentat von Christchurch in Neuseeland, als sie zusammen mit Mitri Sirin Dienst hatte, ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben. „Wir haben sofort entschieden, dass wir dazu keine Bilder zeigen. Unter anderem auch, weil wir wussten, dass es im Morgenmagazin womöglich auch Kinder anschauen könnten.“

Hayali über die Informationsflut

Hayali, die ihre Tätigkeit als Journalistin immer noch als den „tollsten Beruf auf dem Planeten“ bezeichnete, stellte das Thema „Informationsflut“ an den Anfang ihrer Ausführungen. „Jeder ist heute Sender und Empfänger von Nachrichten“, und zwar oft in Echtzeit und ohne groß nachzudenken, besonders wenn dort die eigene Meinung wiedergegeben werde. Einordnung und Überprüfung gehörten deshalb zur Sorgfaltspflicht des Journalisten. „Früher hat man vieles gar nicht mitbekommen, einfach weil die Übertragung so lange dauerte.“ Deshalb sei es heute auch im Freundeskreis immer wichtig, sich zu fragen „was leite ich weiter und was nicht?“

In der anschließenden Fragerunde gab es kaum Fragen, sondern eher Anmerkungen. Eine Zuhörerin lobte: „Sie haben uns den Spiegel vorgehalten.“

„Gehen Sie wählen“, gab die Fernsehmoderatorin dem Publikum auf dem Weg. Die amtierende Kornwestheimer Oberbürgermeisterin Ursula Keck hatte das in ihrer Begrüßungsrede erwähnt. Hayali erlebt in ihrem Berufsalltag oft, wie Politiker verächtlich gemacht werden. „Am Ende will das keiner mehr machen“, folgert sie und resümiert: „Wer nicht wählt, macht was verkehrt.“